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Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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darunterliegende Hälfte an die Unterwelt erinnerte.
    In das obere, hellere Gestein waren auf D’Haran die Hauptbeschwörungsformeln eingemeißelt, die sich in einem Bandfries um den gesamten Raum zogen. Ein flüchtiges Überfliegen der Schriftzeichen ergab, dass es sich um eher allgemein gehaltene Bittgesuche an die Gütigen Seelen handelte, diesen Rahl, wie schon seine Vorgänger, in ihre Reihen aufzunehmen. Sie kündeten vom Leben des Mannes und den Dingen, die er zum Wohle seines Volkes vollbracht hatte.
    Nichts an diesem Schriftband erschien Nicci sonderlich bemerkenswert. Es schien sich um das Grab eines Lord Rahl aus grauer Vorzeit zu handeln, der seinem Volk während einer vergleichsweise friedlichen Phase der D’Haranischen Geschichte gedient hatte. Der Text bezeichnete sie als eine Zeit des »Übergangs«.
    In dem schwarzen Granit auf der unteren Wandhälfte befand sich eine recht merkwürdige Mahnung, stets des Fundaments zu gedenken, das alles darüber Liegende erst möglich gemacht habe. Dieses Fundament, stand dort zu lesen, sei von den zahllosen, längst der Vergessenheit anheimgefallenen Seelen gelegt worden.
    Der Sarg selbst, aus glattem Stein bestehend und in schlichter Form gehalten, war mit Inschriften bedeckt, die alle Besucher ermahnten, all jene im Gedächtnis zu bewahren, die von diesem Leben in das nächste hinübergewechselt waren.
    Überraschend stemmte sich Schwester Armina mit ihrem Gewicht gegen das eine Ende des Sarges und drückte unter angestrengtem Ächzen dagegen, bis er sich einige Zoll bewegte und ein Hebel sichtbar wurde. Sie griff in den schmalen Schlitz, packte ihn und zog ihn nach oben, bis er mit einem Klicken einrastete.
    Mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch drehte sich der Sarg. Jetzt, da er zur Seite geschoben war, konnte Nicci zu ihrer Überraschung eine dunkle Öffnung erkennen. Dies war mitnichten eine Grabstätte, es war der verborgene Eingang zu irgendetwas, was darunter lag. Auf einen Schubs von Schwester Julia hin trat Nicci einen Schritt nach vorn auf die erhöhte Plattform, bis sie die grob aus dem Fels gehauenen Stufen sah, die in die Dunkelheit hinunterführten. Schwester Greta kletterte in die Öffnung, entzündete eine der Dutzend Fackeln, die in einer Lochreihe in der unbehauenen Steinwand steckten, nahm sie mit und begann hinabzusteigen. Als Nächste folgte Schwester Julia, die ebenfalls eine Fackel mitnahm. »Was ist?«, meinte Schwester Armina. »Worauf wartest du? Geh schon.«

21
    Nicci raffte die Röcke ihres schwarzen Kleides und trat über die erhöhte Kante des Podests, auf dem der Sarg stand, hielt sich am Rand der Öffnung fest, um sich abzustützen, und begann dann die steile Treppenflucht hinabzusteigen. Die beiden anderen Schwestern waren bereits auf dem Weg nach unten. Im schwankenden Schein ihrer Fackeln war außer dem nahezu senkrechten Schacht nichts zu erkennen. Kaum war Schwester Armina hinter Nicci hineingeklettert, schob sie den Hebel in die Wand zurück und griff sich dann selbst eine Fackel. Über ihnen schwenkte der Sarg wieder in seine ursprüngliche Stellung und schloss sie ein.
    Die Stufen wanden sich aufs Geratewohl nach unten. Der Schacht selbst war gerade breit genug für eine Person. Die in steilem Winkel abfallende Treppe wechselte auf winzigen Absätzen die Richtung, nur um sich anschließend in immer wechselnden Richtungen weiter in die Tiefe zu schrauben. Die Stufen waren grob gehauen, was den Abstieg tückisch machte. Offenbar war ihr Erbauer, wann immer möglich, Adern weicheren Gesteins gefolgt, was schließlich zu dieser verwinkelten und gewundenen Route geführt hatte.
    Die Stufen fielen so jählings in die Tiefe, dass Nicci gezwungen war, den Rauch der Fackeln der beiden unmittelbar unterhalb von ihr gehenden Schwestern einzuatmen. Beim Abwägen ihrer Möglichkeiten zermarterte sie sich das Hirn, spielte sogar kurz mit dem Gedanken, sich den steilen Schacht hinabzustürzen, in der Hoffnung, sich dabei das Genick zu brechen und die beiden unter ihr Gehenden womöglich mit in die Tiefe zu reißen, doch der Schlund war so eng, dass sie befürchtete, frühzeitig stecken zu bleiben. Zudem war die an sich steile Treppe immer wieder von zahlreichen Absätzen unterbrochen und wechselte laufend die Richtung. Wahrscheinlich würde sie sich bestenfalls einen Arm brechen. Nach und nach beschlich Nicci zunehmend das Gefühl, dass ihr Abstieg in die Tiefe nun schon mehrere Stunden dauerte. Wegen des steilen Winkels brannten ihr

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