Konfessor - 17
Adie«, meinte Verna. »Ich wüsste Euch wirklich lieber hier, in Sicherheit.«
»Lasst sie gehen«, sagte Cara.
Als alle sie überrascht ansahen, setzte sie hinzu: »Angenommen, sie hat recht, und Lord Rahl begibt sich tatsächlich zur Burg der Zauberer. Dann muss er wissen, was sich inzwischen zugetragen hat, und dass er die Burg auf keinen Fall betreten darf, da er sonst durch die von Zedd eingerichteten Fallen getötet werden könnte. Angenommen, er benötigt ihre Hilfe? “Wenn sie das glaubt, sollte sie auch für ihn da sein. Ich jedenfalls möchte nicht, dass mich jemand daran hindert, ihm zu helfen.«
»Außerdem«, sagte Berdine und wechselte einen traurigen Blick mit der alten Hexenmeisterin, »ist dieser Ort alles andere als sicher. Wahrscheinlich ist sie dort sicherer als jeder von uns hier, sobald die Armee dort unten erst mit dem Angriff auf den Palast begonnen hat. Das wird ein langer, blutiger Albtraum.«
Lächelnd strich Adie ihr über die Wange. »Die Gütigen Seelen werden über Euch wachen, Kind - über Euch und alle anderen hier.« Verna hätte es nur zu gerne geglaubt.
Denn worin sonst, fragte sie sich, bestand ihre Aufgabe als Prälatin der Schwestern des Lichts?
32
Beim Ausbessern der roten Kriegsbemalung versuchte Richard sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr seine Verletzungen tatsächlich schmerzten. Er wollte nicht, dass irgendetwas sie von der bevorstehenden Aufgabe ablenkte.
Sein Knöchel pochte, seine Schulter war empfindlich, und wegen der Schläge gegen seinen Kopf taten ihm die Nackenmuskeln weh. Außerdem hatte er nach der kurzen, aber heftigen Prügelei kaum ein Auge zugemacht. Soweit er es beurteilen konnte, war aber nichts gebrochen. Er schob die Schmerzen und seine Müdigkeit gedanklich beiseite. All das zählte nicht, denn er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Das allein zählte, das und der Erfolg.
Im Falle eines Scheiterns hätte er alle Ewigkeit Zeit, sich auszuschlafen.
»Heute kriegen wir unsere Chance, berühmt zu werden«, meinte Johnrock.
Richard hielt das Kinn des Mannes mit der Hand fest und drehte seinen Kopf ein Stück zur Seite, um im schwindenden Licht besser sehen zu können, sagte aber nichts. Er beugte sich zur Seite, stippte seinen Finger in den Eimer mit roter Farbe und fügte über dem bereits vorhandenen Symbol für Stärke eines für Wachsamkeit hinzu. Nur zu gern hätte er eines für gesunden Menschenverstand gekannt, um es auf Johnrocks Schädel zu malen.
»Meinst du nicht auch, Rüben?«, hakte Johnrock nach. »Meinst du nicht, dass wir heute unsere Chance erhalten werden, berühmt zu werden?« Die anderen warteten schweigend, was Richard darauf erwidern würde. »Das weißt du besser, Johnrock. Schlag dir diesen Unsinn aus dem Kopf.« Er unterbrach sein Werk und wies mit dem mit frischer roter Farbe bedeckten Finger auf die Umstehenden, die ihn beobachteten. »Ihr alle wisst das besser, solltet ihr jedenfalls. Schlagt euch alle Gedanken an Ruhm aus dem Kopf. Die Spieler aus der Mannschaft des Kaisers denken auch nicht daran - sie kennen nur einen einzigen Gedanken: euch umzubringen. Begreift ihr, was das heißt? Sie wollen euch töten.
Dies ist der Tag, an dem wir um unser Überleben kämpfen müssen. Das nackte Überleben ist mir Ruhm genug. Und diesen Ruhm wünsche ich mir für euch alle. Ich will, dass ihr überlebt.« Johnrock verzog ungläubig das Gesicht. »Du musst es ihnen doch heimzahlen wollen, nachdem diese Kerle gestern Abend versucht haben, dir den Schädel einzuschlagen.«
Alle hatten von dem nächtlichen Überfall gehört, Johnrock hatte ihnen haarklein davon berichtet - wie ihre Angriffsspitze ganz auf sich gestellt fünf dieser Hünen in die Flucht geschlagen hatte. Richard hatte dem nicht widersprochen, sich aber auch nicht anmerken lassen, welche Qualen er litt. Er wollte, dass sie sich um ihren eigenen Hals sorgten, nicht sich fragten, ob er imstande war, seinen Mann zu stehen. »Natürlich will ich gewinnen«, erklärte Richard, »aber nicht um des Ruhmes willen, oder um irgendeine Rechnung zu begleichen. Ich bin Gefangener. Man hat mich hierher verschleppt, damit ich spiele. Gewinnen wir, werde ich überleben - so einfach ist das. Immer wieder kommen Ja’La-Spieler - ob Gefangene oder Soldaten - während der Partien ums Leben. In diesem Sinne sind wir alle gleich. Der einzige Ruhm, den man mit einem Sieg in diesen Spielen erlangen kann, ist das Überleben.«
Einige der anderen Gefangenen nickten verständig.
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