Konfessor - 17
bezogen hatten. Rechter Hand, in der Nähe des Mittelfeldes, erblickte er den für den Kaiser abgesperrten Bereich.
Jagang war nicht da!
Ein Panikanfall schnürte ihm die Eingeweide zusammen, hatte er doch angenommen, dass Jagang bei dieser Partie ganz sicher zugegen und Kahlan somit in seiner Nähe sein würde. Doch das mit Seilen abgesperrte Geviert war leer. Richard zügelte seine Erregung und schob seine Verzweiflung beiseite. Jagang würde sich dieses Spiel niemals entgehen lassen, früher oder später würde er sich zeigen.
Als die kaiserliche Mannschaft am anderen Spielfeldende auflief, brach die Menge in tosenden Jubel aus. Diese Männer waren das Beste, was der Orden zu bieten hatte, sie waren die Helden zahlloser Tausende von Zuschauern. Es waren die Männer, die jeden Gegner besiegen, jeden Widerstand brechen würden, jene Matadore, die am ehesten des Sieges würdig waren. Nicht wenige sahen in ihnen die greifbare Zurschaustellung ihrer eigenen Stärke und Männlichkeit. Während Richard und seine Mitspieler jenseits der Fackeln ausharrten, schritt die andere, mehr als entschlossen, ja geradezu gefährlich aussehende Mannschaft die Umgrenzungslinie des Spielfeldes ab und erwiderte den tosenden Jubel der Menge mit nicht mehr als blutrünstigen Blicken. Die Menge liebte diesen verheißungsvollen, von Hass und Bedrohlichkeit triefenden Anblick.
Kaum hatte die kaiserliche Mannschaft ihre Platzrunde beendet und sich am anderen Spielfeldende in Erwartung ihrer Herausforderer versammelt, teilte sich der Ring aus Bogenschützen und anderen entschlossenen Bewachern, und Kommandant Karg winkte Richard und seine Mannschaft hindurch. Im Vorübergehen raunte er Richard eine Warnung zu, dass er gut daran täte, zu gewinnen. Richard trat auf das Spielfeld hinaus. Seine Sorge um das Gelingen seines Plans legte sich ein wenig, als die widerhallenden Jubelrufe für seine Mannschaft nahezu ebenso ohrenbetäubend laut ausfielen, wie für die des Kaisers. Seit ihrem Einzug in das Feldlager der Imperialen Ordnung hatten sie ausnahmslos alle ihrer zahlreichen Partien gewonnen und sich dadurch einigen Respekt verschafft. Zudem schadete es nicht, dass Richard bekanntermaßen eine gegnerische Angriffsspitze getötet hatte. Vermutlich noch wirkungsvoller aber war der Anblick der mit furchterregenden Symbolen in roter Farbe bemalten Mannschaft selbst.
Diese Unterstützung war es, auf die Richard zählte. Doch als er schließlich seine gegnerischen Spieler zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit zu Gesicht bekam, beschlich selbst ihn ein Gefühl banger Beklommenheit. Es waren mit die größten Männer, die er je gesehen hatte. Sie erinnerten ihn an Egan und Ulic, zwei Leibwächter des Lord Rahl, und der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass er solche Männer jetzt gut gebrauchen könnte.
Richard löste sich aus seiner am Spielfeldende versammelten Spielertraube und querte ganz allein das leere Feld bis zu dem Schiedsrichter mit den Strohhalmen in der Hand. Die Angriffsspitze der kaiserlichen Mannschaft, die bereits an der Seite des Schiedsrichters wartete, schien Richard fast um einen vollen Fuß zu überragen. Sein Hals setzte gleich unterhalb der Ohren an und wurde immer breiter, bis er in Schultern überging, die fast anderthalbmal so breit wie Richards waren. Eine saubere Reihe geröteter, geschwollener Male quer über eine Gesichtshälfte zeigte an, wo ihn die Glieder der Kette erwischt hatten. Während Richard wartete, zog die hochgewachsene Angriffsspitze den ersten Strohhalm - nicht ohne Richard die ganze Zeit hasserfüllt anzufunkeln.
Als Richard an der Reihe war, zog er den kürzeren Halm, was die Zuschauer sofort zu beifälligem Tosen aufstachelte, da die Mannschaft des Kaisers als Erste Gelegenheit zum Punkten erhalten würde. Der Spieler bedachte Richard mit einem abfälligen Feixen, schnappte sich dann den Broc und stapfte hinüber in seine Spielfeldhälfte. Bei seiner Rückkehr zu den an ihrem Spielfeldende wartenden Spielern ließ Richard den Blick über die schier endlosen Zuschauermassen schweifen, die, die Fäuste in aufgepeitschter Gefühlsaufwallung erhoben, das Blut der einen oder anderen Seite forderten. Soldaten mit schussbereiten Pfeilen überwachten Richards einsamen Marsch zurück zu seiner Mannschaft. Der Druck der hunderttausendköpfigen, nach vorne schiebenden Menge, die das Geschehen verfolgen wollte, war überdeutlich zu spüren.
Richard fühlte sich in einer Welt gefangen, die völlig außer Rand
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