Konfessor - 17
hinweg. Die Berge von Leichen, abgetrennten Gliedern und Köpfen, diese Unmengen von Blut, die die ehrwürdigen weißen Marmorhallen des Palasts besudelten, hatten etwas Unwirkliches. Seine Befürchtungen wurden bestätigt, als er sah, dass Nathan neben Adie kniete. Die alte Hexenmeisterin atmete kaum noch. Er ging neben dem Propheten auf die Knie. »Du musst ihr helfen, Nathan.«
General Meiffert und Jillian knieten auf der anderen Seite der alten Frau. Jillian hatte ihre Hand ergriffen und presste sie an ihre Brust. Nathans Blick war müde, seine Augen voller Tränen. »Tut mir leid, Richard, aber es könnte sein, dass dies meine Fähigkeiten übersteigt.« Richard schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, als er Adie betrachtete. Sie schaute mit ihren vollkommen weißen Augen zu ihm hoch und schien trotz ihrer vermutlich fürchterlichen Schmerzen ganz mit sich im Reinen.
»Wir haben es geschafft, Adie. Euer Plan hat funktioniert. Ihr habt uns bis hierher gebracht.«
»Ich bin sehr froh, Richard.« Ein dünnes Lächeln ging über ihre Lippen. »Aber jetzt musst du Nicci helfen.«
»Kümmert Euch erst einmal um Euch selbst.« Sie packte ihn am Arm und zog ihn näher. »Du musst ihr helfen. Meine Arbeit ist getan. Sie ist jetzt deine einzige Chance, all das zu retten, was uns in dieser Welt lieb und teuer ist. Hilf Nicci. Sie ist jetzt deine einzige Hoffnung. Versprich es mir.«
Richard nickte und fühlte eine Träne über seine Wange laufen. »Ich verspreche es.«
Ihr Lächeln wurde breiter, bis sich die feinen Fältchen ihrer Wangen verzogen.
Richard konnte nicht anders: Was sie soeben getan hatte, nötigte ihm ein Lächeln ab. Hexenmeisterinnen, hatte Zedd ihm einst erklärt, gaben nie ihr ganzes Wissen preis und lullten einen dadurch so sehr ein, dass man Dingen zustimmte, die man sonst niemals akzeptieren würde. »Ich brauche keine Hexenmeisterinnentricks, damit ich mein Versprechen halte, Nicci zu helfen. Nathan wird sie von ihrem Ring befreien.«
Sie lächelte ihn an, und er spürte ihren Griff ein wenig fester werden. »Da wäre ich nicht so sicher, Richard. Sie braucht Hilfe, wie nur du sie ihr geben kannst.«
Er wusste nicht, was er tun könnte, dessen nicht auch Nathan fähig wäre. Selbst wenn er auf seine Gabe zurückgreifen könnte, hatte er schon seit langem die Verbindung zu ihr verloren. Als Adies Augen sich langsam schlossen und Jillian vor Kummer zu weinen begann, legte General Meiffert ihr einen Arm um die Schultern. »Lord Rahl!«, rief Cara.
Richard und Nathan sahen sich zu der Mord-Sith um, die sich über Nicci beugte. »Beeilt Euch!«
»Haltet durch!«, sagte Nathan leise zu Adie und legte ihr sachte einen Finger an die Stirn. Mit einem Seufzer erschlafften Adies Muskeln. »Das wird sie fürs Erste ruhigstellen«, vertraute er Richard an. »Vielleicht kann ich mithilfe der Schwestern später mehr für sie tun.« Richard nickte, fasste Nathan unterm Arm und half ihm auf die Beine. Gleich darauf waren sie bei Nicci. Sofern das überhaupt möglich war, schien sich Niccis Zustand noch verschlechtert zu haben. Sie wand sich im Griff einer unsichtbaren Kraft, die ihr das Leben aus dem Leib zu pressen versuchte.
Nathan hob Niccis Augenlid ein wenig an und machte sich rasch ein Bild von ihrem Allgemeinzustand. Dann streckte er sich, legte beide Hände auf das glatte Metall an ihrem Hals und schloss, die Stirn vom angestrengten Einsatz unsichtbarer Kräfte tief zerfurcht, für einen Moment die Augen. Die Luft ringsum schien von einer sanften Vibration zu summen. Nach einem Moment erstarb die widersprüchliche Empfindung wieder.
»Tut mir leid, Richard«, sagte er ruhig, als er sich schließlich wieder aufrichtete.
»Was soll das heißen, es tut dir leid? Er sitzt noch immer fest um ihren Hals. Du musst ihn ihr abnehmen, ehe er sie umbringt.« Als Nathan seinen Blick über all die Toten schweifen ließ, schienen seine tiefblauen Augen noch ein wenig feuchter als vor wenigen Augenblicken. Schließlich fand sein sorgenvoller Blick zurück zu Richard. »Tut mir leid, mein Junge, aber ich kann nichts für sie tun.«
»Doch, könnt Ihr«, mischte sich Cara ein. »Ihr könnt ihr den Halsring abnehmen.«
»Ich würde es ja tun, wenn ich könnte« - er schüttelte mutlos den Kopf - »aber ich kann es nicht. Er wird von beiden Seiten ihrer Gabe gehalten, und ich besitze nur die additive.«
Richard gab nicht auf. »Der Palast verstärkt doch deine Fähigkeiten. Du bist ein Rahl, hier im
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