Konfessor - 17
klar.
Es war wie ein Erwachen.
Die strahlende Kraft dieser Wiedergeburt war überwältigend. Jede Faser seines Seins brannte plötzlich vor einer ihr innewohnenden Lebendigkeit, und gleichzeitig war er bis ins Mark eines jeden einzelnen Knochens erfüllt von einem so monumentalen Schmerz, dass er fast das Bewusstsein verlor.
Er konnte sein Erbe wieder in seinem Innern brennen spüren, fühlte sich seit scheinbar einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder vollständig. Fast war es, als hätte er vergessen, wer er war, als wäre er von seinem Weg abgekommen, und all das wäre in einem einzigen Moment gleißender Klarheit zurückgekehrt.
Seine Gabe war wieder da. Er hatte keine Ahnung, wie oder warum, aber sie war zurückgekehrt. Was ihn jedoch bei Bewusstsein hielt, die Konzentration seines Geistes aufrechterhielt, war der brodelnde Hass auf alle, die durch die Selbstrechtfertigung ihrer verdrehten Glaubensüberzeugungen anderen Leid zufügten. In diesem Moment, da sein blindwütiger Zorn auf alle, deren Daseinszweck sich im Hass und dem Zufügen von Leid erschöpfte, durch diese entscheidende Verbindung mit seiner Gabe strömte, vernahm er ein metallisches Knallen.
Nicci stöhnte auf.
Richard, sich des Geschehens kaum bewusst, merkte, dass sie die Arme um ihn geschlungen hatte und keuchend nach Atem rang. »Lord Rahl!« Cara rüttelte ihn. »Seht doch! Der Halsring hat sich gelöst! Und auch der goldene Ring in ihrer Unterlippe ist verschwunden.« Richard lehnte sich zurück, um in Niccis blaue Augen sehen zu können. Sie starrte zu ihm hoch. Der Rada’Han war auseinandergeplatzt und lag in Trümmern unter ihrem Hals.
»Deine Gabe ist zurückgekehrt«, hauchte sie, kaum bei Bewusstsein. »Ich kann sie spüren.«
Es stimmte, wie er jenseits allen Zweifels wusste. Völlig unerklärlicherweise war seine Gabe zurückgekehrt. Als er sich umsah, bemerkte er einen Wald von Beinen. Männer der Ersten Rotte hatten ihn umringt, blankgezogene Waffen in den Händen. Zwischen ihnen und ihm selbst hatten sich, getrennt durch eine Wand aus rotem Leder, Egan und Ulic aufgepflanzt. Jetzt erst dämmerte ihm, dass er, als der sengende Schmerz in seinem Innern explodierte, geschrien haben musste. Wahrscheinlich hatten sie gedacht, jemand wolle ihm ans Leben.
»Richard.« Nicci machte ihn auf sich aufmerksam, mit einer Stimme, die kaum mehr als ein kraftloses Wispern war. »Hast du den Verstand verloren?«
Mehrmals musste sie sich zwingen, die Augen zu öffnen. Ihre’Stirn war mit Schweißperlen bedeckt. Sie war von ihren schweren Qualen völlig erschöpft und brauchte dringend Ruhe, wenn sie sich wieder vollends erholen wollte. Trotzdem war es zutiefst ermutigend, endlich wieder einen Funken Leben in ihren Augen zu sehen.
»Wie meint Ihr das?«
»Warum in aller Welt hast du dich über und über mit diesen Symbolen in roter Farbe bemalt?«
Cara warf ihm einen Blick zu. »Mir gefällt’s.« Die über ihn gebeugte Berdine nickte. »Mir auch. Erinnert mich ein bisschen an unsere roten Lederanzüge, nur eben ohne die Anzüge.« »Steht ihm wirklich ausgezeichnet«, bestätigte Nyda. Bei aller Erschöpfung war Niccis Gesichtsausdruck anzusehen, dass sie das gar nicht komisch fand. »Wo in aller Welt hast du das nur gelernt? Ist dir überhaupt klar, welche Gefahr diese Symbole bedeuten?« Richard zuckte die Achseln. »Natürlich. Warum, glaubt Ihr, hätte ich sie sonst aufgetragen?«
Nicci ließ sich zurückfallen. Offenbar war sie zu erschöpft, um zu widersprechen. »Hör zu. Wenn ich nicht… wenn überhaupt… hör zu - du darfst Kahlan auf keinen Fall von euch beiden erzählen.« Richard legte die Stirn in Falten und beugte sich näher, um sie besser verstehen zu können. »Was meint Ihr damit?« »Es ist ein steriles Feld vonnöten. Das musst du wissen, für den Fall, dass mir etwas zustößt und ich es nicht schaffe. Du darfst ihr nicht von euch beiden erzählen. Wenn du ihr von eurer gemeinsamen Vergangenheit erzählst, wird sie nicht funktionieren.« »Was wird nicht funktionieren?«
»Die Macht der Ordnung. Sollte sich dir jemals die Gelegenheit bieten, die Macht der Ordnung zu beschwören, bedarf sie eines sterilen Feldes, wenn sie funktionieren soll. Was bedeutet, dass Kahlan keinerlei Vorwissen über eure Liebe haben darf, da diese Erinnerungen sonst nicht wiederhergestellt werden können. Erzählst du ihr davon, ist sie für dich endgültig verloren.«
Richard nickte, nicht ganz sicher, wovon sie redete, gleichwohl
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