Konfessor - 17
gefälschtes Zeichen in die Abschrift einsetzen können, um die Leute in die Irre zu führen.« »Rein technisch wäre das möglich, allerdings weisen eine Reihe von Anhaltspunkten darauf hin, dass es keine Fälschung ist. Zudem könnten wir zur Bestätigung der Echtheit des Verfasserzeichens noch eine Reihe von Tests durchführen, denn letztendlich ist das der Grund, warum es in Gestalt einer Bannform hinterlassen wird: um eine solche Überprüfung zu ermöglichen. Ein paar haben wir bereits durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass es das echte ist. Es gibt aber noch einige komplexere Prüfnetze, mit denen man es testen könnte.« Schwester Armina wies auf das Buch. »Außerdem bleibt die Frage, was ganz zu Beginn steht, Exzellenz, wo es heißt, seine Echtheit könne nur von einer Konfessorin bestätigt werden.« Schwester Ulicia schnalzte ungeduldig mit der Zunge. Offenbar hatten sie diese Diskussion bereits hinter sich. Sie warf Schwester Armina einen mörderischen Blick zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kaiser zuwandte.
»Im Text heißt es, im “Wesentlichen bedürfe es einer Konfessorin, um die Echtheit einer Abschrift zu bestätigen, aber nicht des Originals. In diesem Falle ist dies bereits durch das Zeichen des Verfassers gegeben, was sich wiederum anhand weiterer Tests überprüfen ließe. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass sie nur bestätigen würden, was wir bereits wissen.« Jagang tippte mit dem Finger auf die Tischplatte, während er über ihre Worte nachdachte. »Wo hat man es gefunden?«
»In Bandakar, Exzellenz«, antwortete sie. »Willst du damit sagen, es lag all die Jahre hinter diesen magischen Barrieren verborgen?«
»So ist es, Exzellenz«, erwiderte Schwester Ulicia sichtlich aufgeregt. »Das alleine beweist, dass dies das Originalmanuskript ist.« »Wieso?«
»Nun, wenn das Original anhand des Zeichens zu erkennen ist, wo würdet Ihr es dann verstecken?«
»Hinter magischen Barrieren«, antwortete er nachdenklich. »Dies ist das Original des Buches der gezählten Schatten, Exzellenz. Ich bin mir dessen ganz sicher.«
Er betrachtete sie mit seinen schwarzen Augen. »Bist du auch bereit, dein Leben darauf zu verwetten?«
»Bin ich, Exzellenz«, gab sie ohne Zögern zurück. Ein äußerst seltsames Geräusch riss Jennsen unvermittelt aus tiefstem Schlaf. Langsam kam sie zu sich; es schien ihr eine Art Röhren zu sein. Zunächst dachte sie, Kaiser Jagang habe wieder einen seiner Albträume, doch dann folgte auf das Geräusch ein gewaltiges Durcheinander draußen. Männer schrien andere an, aus dem Weg zu gehen, stießen verängstigte Schreie aus. Man hörte ein metallisches Klirren, wie von zu Stapeln aufgestellten Lanzen, die von Männern in wilder Hast umgerissen wurden. Dann vernahm sie erneut das Röhren, näher diesmal, und weitere Rufe.
Jennsen sah die Posten am Zelteingang durch den Spalt in der Türabdeckung linsen. Sie hatte Angst, sich von ihrem Platz am Fußboden zu erheben, denn Jagang hatte ihr befohlen, sich nicht von der Stelle zu rühren. Angesichts seiner urplötzlichen Zornesanfälle hielt sie es für ratsam, ihn besser nicht zu reizen.
Als Anson ihr einen fragenden Blick zuwarf, zuckte sie nur die Achseln.
Owen ergriff Marilees Hand. Offenbar hatten die drei Angst - ein Gefühl, das Jennsen teilte.
Schließlich kam Jagang aus seinem Schlaf gemach gestürzt, die Hose noch nicht vollständig zugeknöpft. Er wirkte müde und ausgelaugt. Jennsen wusste, dass er wegen seiner quälenden Albträume kaum noch Schlaf fand.
Er wollte gerade den Mund aufmachen, als die Decke vor der Zelt- Öffnung zur Seite geschlagen wurde, und der Höllenlärm von draußen in das Innere des Zeltes flutete.
Eine hagere Frau trat durch die Zeltöffnung, die sich trotz des Lärms und Durcheinanders in der abgeklärten, zielbewussten Weise einer Schlange bewegte.
Schon ihr bloßer Anblick ließ in Jennsen den Wunsch aufkeimen, sie könnte unter einen Teppich kriechen und sich dort verstecken. Mit ihren blassen Augen erfasste die Frau die vier am Boden Sitzenden, ehe sie den Blick zum Kaiser hob. Die Gardisten beachtete sie gar nicht. Ihre blasse Haut hob sich deutlich vor dem Hintergrund ihres schwarzen Kleides ab.
»Sechs!«, rief Jagang. »Was tut Ihr hier, noch dazu mitten in der Nacht?«
Der Blick, mit dem sie ihn musterte, hatte beinahe etwas Verächtliches. »So lautete Euer Befehl.«
Jagang funkelte sie an. »Also schön, worum geht es?« »Um etwas, das Euch zu
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