Konfessor - 17
Schlaf bescheren, doch da es reichlich Föhren gab, hatte sie ein paar Zweige abgeschnitten und sich daraus eine Unterlage geschichtet. Trotz seiner großen Dichte würde ihnen der Wald kaum Schutz gegen den Wind bieten, aber da sich in der sternenklaren Nacht kein einziger Lufthauch regte, bliebe ihnen wenigstens der Bau eines Unterschlupfs erspart. Kahlan hatte nur noch einen Wunsch: einen Happen essen und sich dann schlafen legen.
Vor dem Anzünden des Feuers hatte sie die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und ein paar Fallen ausgelegt, in der Hoffnung, ein Kaninchen zu fangen und es, wenn nicht noch an diesem Abend, so doch wenigstens morgen früh, vor ihrem erneuten Aufbruch, zu verspeisen. Samuel hatte einen ordentlichen Vorrat an Feuerholz gesammelt, der die Nacht über reichen würde, und anschließend das Feuer angezündet. Danach war er das felsige Ufer eines nahen Bachs hinabgeklettert, um Wasser zu holen. Kahlan war müde bis auf die Knochen und völlig ausgehungert. Die aus dem Feldlager der Imperialen Ordnung mitgebrachten Lebensmittelvorräte waren nahezu vollständig aufgebraucht - dabei hatten sie gar nicht so oft Halt gemacht, um sich auszuruhen oder eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Wenn sie also kein Kaninchen fingen, hieße es wieder Trockenfleisch und Kekse, immerhin. Lange würde jedoch selbst das nicht mehr reichen.
Samuel hatte sich stets dagegen gesträubt, Halt zu machen und ihre Vorräte aufzustocken, denn er schien von einer schrecklichen Unruhe getrieben. Ganz unten in den Satteltaschen hatten sie ein paar Münzen entdeckt, doch anstatt eine der kleinen Ortschaften, an denen sie vorübergekommen waren, aufzusuchen, um ein paar Vorräte einzukaufen, hatte Samuel darauf bestanden, dass sie sich von allen Menschen fernhielten.
Er war überzeugt, dass sie von den Ordenssoldaten verfolgt wurden, und angesichts des unbändigen Hasses, den Jagang für sie empfand, seiner Rachsucht, hatte Kahlan seiner Befürchtung kaum etwas entgegenzusetzen. Soweit sie wusste, konnten sie ihnen bereits unmittelbar auf den Fersen sein. Ein Gedanke, der ihrem Frösteln eine beklemmende Schärfe verlieh.
Auf ihre Frage, wohin es denn gehe, hatte Samuel ausweichend reagiert und lediglich nach Südwesten gewiesen - allerdings nicht ohne ihr zu versichern, dass sie zu einem Ort unterwegs seien, wo sie in Sicherheit wären.
Er erwies sich als zunehmend merkwürdiger Reisegefährte. Beim Reiten brachte er kaum ein Wort über die Lippen, im Lager noch weniger. Wenn sie Halt machten, entfernte er sich niemals weit von ihr. Zwar hatte er sich in das Feldlager der Imperialen Ordnung geschlichen, um sie zu befreien, aber über seine Beweggründe schwieg er sich aus. Einmal hatte er auf ihr Drängen behauptet, er habe es getan, um ihr zu helfen, was bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht ganz nett klingen mochte, nur ließ er sich niemals darüber aus, woher er sie überhaupt kannte, oder woher er von ihrer Gefangenschaft wusste.
Aus seiner Art, ihr verstohlene Blicke zuzuwerfen, sobald er sich unbeobachtet glaubte, schloss sie, dass er womöglich schüchtern war. Bedrängte sie ihn wegen irgendetwas, zog er normalerweise nur achselzuckend den Kopf zwischen die Schultern. Nicht selten hatte sie das Gefühl, den armen Kerl mit ihren Fragen nur zu quälen, so dass sie es schließlich aufgegeben hatte und ihn in Ruhe ließ. Es waren die einzigen Momente, da er sich ein wenig zu entspannen schien. Trotzdem, die Vielzahl der ungeklärten Fragen machte sie stutzig. Obwohl er viel für sie getan, ihr bei jeder Gelegenheit geholfen hatte, traute sie ihm nicht über den Weg. Es war ihr unangenehm, dass er sich weigerte, auf die einfachsten und doch so wichtigen Fragen zu antworten. Ein Großteil ihres eigenen Lebens war ihr selbst ein Rätsel, weshalb sie auf unbeantwortete Fragen überaus empfindlich reagierte. Manchmal, wenn sie ihn unvermutet anblickte, sah sie ihn sie aus diesen seltsamen goldenen Augen anstarren. In diesen Momenten meinte sie in seinen Augen die verschlagene Gerissenheit eines Halunken zu erkennen. Beim Schlafengehen war sie daher stets bemüht, den Griff ihres Messers niemals aus der Hand zu lassen.
Versuchte sie hingegen, ihn auszufragen, schien er zu schüchtern, ihr auch nur in die Augen zu sehen, geschweige denn zu antworten, und zog sich mit eingezogenem Kopf zum Feuer zurück, so als hoffte er, sich dort unsichtbar machen zu können. Meist hatte sie schon Schwierigkeiten, ihm mehr als ein
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