Konfessor - 17
Jagang.«
Zedd kratzte sich am Kopf. »Großartig, das hat uns gerade noch gefehlt.« »Wenigstens hat sie uns nicht umgebracht«, meinte Tom. »Noch nicht«, setzte Rikka hinzu.
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Zedd die Decke und hob dann den Arm. »Was ist das?« »Was denn?« Tom schaute nach oben. »Na, dort, am Rand der Decke, oben an der Wand. Zwischen dem letzten Balken und der Mauer klemmt etwas.«
Tom zog den Stuhl heran und kletterte hinauf, um an das dunkle Bündel heranzukommen, das in den Schatten zwischen den Balken versteckt festsaß. Er zerrte daran, bis es schließlich zu Boden fiel und einige der darin befindlichen Gegenstände herauskullerten. »Bei den Gütigen Seelen«, entfuhr es Zedd. »Es ist Richards Rucksack.«
Einige der herausgefallenen Gegenstände erkannte er wieder. Er bückte sich, um den Rucksack aufzurichten, und untersuchte kurz die Kleidungsstücke, ehe er sie wieder zurückstopfte. Als er das schwarze, mit einem goldenen Saum versehene Hemd aufnahm, um es in den Rucksack zurückzustecken, fiel sein Blick auf ein auf dem Boden liegendes Buch. Er hob es auf und betrachtete es blinzelnd im trüben Licht der Laterne.
»Was ist das für ein Buch?«, wollte Rikka wissen. Tom beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Was steht dort?«
Zedd glaubte kaum, seinen Augen trauen zu können. »Auf dem Einband steht: Geheimnisse der Kraft eines Kriegszauberers.« Rikka stieß einen leisen Pfiff aus.
»Ich teile Eure Einschätzung«, murmelte Zedd, während er Vorder-und Rückseite untersuchte. »Wo in aller Welt mag Richard so etwas herhaben? Es könnte sich noch als unschätzbar wertvoll erweisen.« »Was steht denn da drin über seine Kräfte?«, fragte Rikka im Plauderton. Zedd klappte den Einband auf, schlug erst eine, dann noch eine Seite um, und machte schließlich ein überraschtes Gesicht. »Bei den Gütigen Seelen«, murmelte er entgeistert.
Nicci sah, dass der Flur in beiden Richtungen von Soldaten der Ersten Rotte abgeriegelt war, jeder von ihnen mit einer Armbrust mit eingelegtem rotgefiederten Pfeil bewaffnet. Allem Anschein nach hatten sie den Bibliotheksbereich ganz bewusst abgesperrt. Sie erblickte Nathans weißen Haarschopf, als dieser sich einen Weg durch den dichten Wall aus Soldaten bahnte. Als er endlich zwischen ihren Reihen hervortrat, erblickte er Nicci und hielt sofort auf sie zu. Seine Miene war mehr als finster. Der Anblick allein reichte, um ihren Mund trocken werden zu lassen.
»Was gibt es denn, Nathan?«, fragte sie, als er abrupt vor ihr stehen blieb.
Seine tiefblauen Augen wirkten müde. »Tut mir leid, Nicci, aber es ist die einzige Möglichkeit.«
Sie blinzelte verständnislos, sah dann kurz zu den Schulter an Schulter den Flur versperrenden Soldaten hinüber. Auch sie schienen alles andere als erfreut, hier stehen zu müssen.
»Was ist die einzige Möglichkeit?«
Er wich ihrem Blick aus und wischte sich mit schlaffer Hand übers Gesicht. »Bevor Richard seine gefährliche Reise antrat, hatten er und ich eine ernste Unterredung. Er hat mich, für den Fall, dass er nicht zurückkommt, beauftragt, alles Nötige in die Wege zu leiten, um die Menschen hier vor dem Grauen zu bewahren, das Jagang gegen sie entfesseln würde. Denn ohne ihn würden wir nach Aussage der Prophezeiungen diesen letzten Kampf verlieren.«
»Das ist doch seit langem bekannt.«
»Ich weiß ein oder zwei Dinge über das Hinabsteigen in die Unterwelt, Nicci, und ich bin mit den Bannformen vertraut, die er benutzt hat. Ich war oben im Garten des Lebens und habe mir genau angesehen, wie er dabei vorgegangen ist. Es ist alles korrekt, es hätte funktionieren müssen.«
»Die Bestie hat ihn in die Unterwelt verfolgt«, stellte Cara fest. Nathan seufzte schwer, wirkte aber nicht sonderlich überrascht. »Ich dachte mir schon, dass es etwas Derartiges sein müsste. Die Sache ist die, ich habe mir die von Richard verwendeten Methoden genau angesehen.« Cara schien zu hoffen, dass der Prophet ihnen eine Antwort geben konnte, die Nicci nicht zu geben vermochte. »Gut. Und, habt Ihr nun herausgefunden, wie Ihr ihn aus der Unterwelt zurückholen könnt? Nicci möchte einige Rufnetze wirken, vielleicht könntet Ihr ihr dabei zur Hand gehen. Ihr zwei zusammen …«
Sie ließ den Satz unbeendet. Nathan schien nicht in der Stimmung, dergleichen Unfug auch nur in Betracht zu ziehen. »So etwas ist ganz und gar unmöglich, Cara. Nach dieser langen Zeit können wir ihn nicht
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