Konfessor - 17
darüber nach. »Mag sein. Wie auch immer. Ich war auf der Suche nach Rachel und saß gerade in meinem Lager, als ich Besuch von meiner Mutter bekam.«
»Deiner Mutter? Aber die ist doch schon vor vielen Jahren verstorben.« Chase machte ein Gesicht, wie um zu sagen, das wisse er ja wohl besser als Richard. »So etwas gibt einem zu denken.« »Na ja«, sagte Richard, der zu begreifen versuchte, was hier vor sich ging. »Offensichtlich war es nicht deine Mutter. Hast du sie nicht gefragt, wer sie wirklich ist?«
Chase, die Arme noch immer verschränkt, zuckte mit den Schultern. »Nein.« Sein Blick war in die Dunkelheit gerichtet. »Es war ein ziemlich verstörendes Erlebnis. Du hättest dabei sein sollen.« »Kann ich mir vorstellen. Hat sie dir gesagt, warum sie dich besuchen kommt?«
»Sie erklärte mir, ich müsste so schnell wie möglich hierher kommen. Sie meinte, Rachel wäre hier, und dass du Hilfe brauchst.« Richard war verblüfft. »Hat sie auch gesagt, was für eine Art Hilfe ich brauche?«
Chase nickte. »Pferde, schnelle Pferde.« »Ich hatte auch Besuch von meiner Mutter«, sagte Rachel. Richard sah von dem Mädchen wieder hoch zu Chase. Der zuckte nur die Achseln, so als wollte er sagen, dafür habe er auch keine Erklärung. »Deine Mutter? Du meinst Emma?«
»Nein, nicht meine neue Mutter. Meine richtige Mutter, die mich zur Welt gebracht hat.«
Er wusste nicht recht, was er darauf erwidern sollte. »Und was wollte sie von dir?«
»Sie meinte, ich müsste dir helfen und hierher kommen. Sie meinte, ich müsste diesen Menschen hier erzählen, dass du in der Welt der Seelen bist, und dass sie eine Versammlung abhalten müssen, damit du eine Möglichkeit hättest, zurückzukehren.«
»Tatsächlich?« Mehr fiel Richard nicht dazu ein. Rachel nickte. »Und dass die Zeit knapp ist und ich mich beeilen müsste. Deshalb hat sie mich von einem Gar herfliegen lassen. Sein Name war Gratch. Er war richtig nett und hat mir erzählt, wie sehr er dich liebt.
Aber nachdem wir angekommen waren, meinte er, er müsse umgehend zurück nach Hause.«
Richard war sprachlos.
»Das ist jetzt ein paar Tage her«, warf Chase ein. »Seitdem haben wir auf dich gewartet. Die Schlammmenschen mussten die Versammlung vorbereiten. Ich habe dir drei schnelle Pferde mitgebracht, und etwas zu essen haben wir dir auch schon eingepackt. Es ist alles zum Aufbruch bereit.«
»Zum Aufbruch?«
Chase nickte. »So gern ich dich besuchen würde, und glaub mir, wir haben uns einiges zu erzählen … aber … meine Mutter meinte, du hättest es eilig, nach Tamarang zu kommen.«
»Tamarang«, wiederholte Richard. »Dorthin wollte Zedd auch.« Aber er war nicht der einzige Grund, dorthin zu reiten. Jenes Buch, das Baraccus einst für Richard geschrieben und für ihn dort vor dreitausend Jahren versteckt hatte, befand sich ebenfalls dort. Richard hatte es gefunden, war dann aber von Sechs gefangen genommen worden. Das Buch, Die Geheimnisse der Kraft eines Kriegszauberers, lag verborgen in einer gemauerten Zelle in Tamarang.
Jetzt brauchte er dieses Buch dringender denn je, denn Baraccus hatte ihm damit bereits eine unschätzbare Hilfe in die Hand gegeben. Sollte er tatsächlich die Kästchen der Ordnung öffnen, könnte es ihm möglicherweise alle notwendigen Hinweise liefern. »Tamarang«, wiederholte er nachdenklich. »Dort herrschte ein Bann, der mich von meiner Gabe abgeschnitten hat.« Rachel nickte. »Das hab ich wieder in Ordnung gebracht.« Richard starrte sie an. »Du hast was?«
Chase warf Richard einen Blick zu. »Wie ich schon sagte, es gibt einiges, worüber wir uns unterhalten müssen, aber jetzt ist kaum der rechte Augenblick dafür. Wie ich höre, hast du es sehr eilig, weil du nur bis zum Neumond Zeit hast.«
Als sein Blick kurz zur dünnen Mondsichel hinüberwanderte, beschlich ihn ein Gefühl, als zöge die Angst ihn in die Tiefe. »Bis zum Neumond werde ich es nicht zurück bis in den Palast des Volkes schaffen. Es ist zu weit.«
»Dahin wirst du auch gar nicht reiten, du reitest nach Tamarang.« Richard packte Chase am Arm. »Bring mich zu den Pferden. Meine Zeit wird knapp.«
Chase nickte. »Das hat meine Mutter auch gemeint.«
55
Ein Schmerz ließ Zedd zusammenzucken. Ein weiteres Mal hörte er jemanden seinen Namen rufen, die Stimme klang, als dringe sie aus einer fernen Welt an sein Ohr. Er mochte auf den Ruf nicht antworten, wollte nicht die Augen aufschlagen, wollte nicht vollends erwachen und die ganze
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