Konfessor - 17
Shotas Benehmen nicht anzumerken, dass sie sich der Anwesenheit der anderen im Raum bewusst war. Sie löste ihre mandelförmigen Augen nur einmal kurz von Richard, um Zedd einen kurzen warnenden Blick zuzuwerfen. »Tut mir einfach den Gefallen und berührt es kurz.« Ein kokettes Lächeln milderte ihre Züge. »Wenn du es sagst.« Ihre eleganten Finger umschlossen das Heft. Plötzlich richtete sie ihre Augen auf die unmittelbar neben ihm stehende Kahlan. »Das Schwert unterbricht den anhaltenden Prozess des Feuerkettenbanns«, erklärte er. »Es hebt ihn nicht auf, befähigt Euch aber zu sehen, wer vor Euch steht.«
Ihr Blick verweilte kurz, ehe er zu Richard zurückkehrte. »Allerdings.« Ihr Ton wurde ernst. »Im Augenblick allerdings laufen wir alle in der Zelle hier Gefahr, von der Macht der Ordnung überwältigt und für alle Ewigkeit zum Hüter der Toten in die Unterwelt verbannt zu werden.« Sie strich ihm mit den Fingern über die Wange. »Wie ich dir bereits erklärt habe, musst du das unter allen Umständen verhindern.« »Und wie soll ich das tun?«
Sie bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Diese Diskussion hatten wir bereits, Richard. Du bist der Spieler, also obliegt es dir, die Kästchen ins Spiel zu bringen.«
Richard seufzte schwer. »Die Kästchen sind weit weg. Jagang wird sie ins Spiel bringen lassen, lange bevor wir zurückkönnen.«
Shota sah ihn lächelnd an. »Ich wüsste einen Weg.«
»Der wäre?«
»Du könntest fliegen.«
Fragend neigte Richard den Kopf zur Seite. »Fliegen?« »Der Drache, den Sechs verhext und für ihre Zwecke missbraucht hat, wartet oben auf der Brustwehr.«
»Ein Drache!«, entfuhr es Zedd. »Ihr erwartet, dass Richard einen Drachen fliegt? Was für ein Drache ist das überhaupt?« »Ein zorniger.«
»Zornig?«, wunderte sich Richard.
»Ich fürchte, mein Auftritt als Drachenmutter war nicht sonderlich überzeugend, gleichwohl habe ich ihn besänftigt.« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls ein wenig.«
Richard bat die anderen, im Flur zu warten, während er sich rasch mit den Sachen aus seinem Rucksack umzog. Als er sich ihnen wieder präsentierte, blieb Kahlan bei dem Anblick, der sich ihr bot, glatt die Luft weg.
Uber einem schwarzen Hemd trug er einen an den Seiten offenen Waffenrock, verziert mit seltsamen Symbolen, die sich auf einem breiten goldenen Band um den gesamten Saum wanden. Ein breiter, mehrschichtiger Ledergürtel, auf dem weitere dieser Embleme zu erkennen waren, raffte den Waffenrock an seiner Hüfte. Der alte Waffengurt aus geprägtem Leder, an dem eine in Gold und Silber gearbeitete Scheide für das Schwert der Wahrheit befestigt war, hing über seiner rechten Schulter. Jedes seiner Handgelenke war von einem breiten, ledergepolsterten Silberreif umschlossen, auf denen weitere dieser seltsamen Symbole zu sehen waren. Die schwarzen, über seine ebenfalls schwarzen Hosen gestülpten Stiefel waren mit Nieten besetzt, die ebenso mit diesen verschlungenen Symbolen verziert waren. Um seine breiten Schultern trug er einen Umhang, der aus gewebtem Gold gemacht zu sein schien.
Sein Äußeres entsprach genau Kahlans Idealbild von einem Kriegszauberer. Er sah aus, als befehlige er Könige. Er sah aus wie der Lord Rahl.
Kahlan hatte nicht die geringste Mühe, sich vorzustellen, warum Nicci in ihn verliebt war. Sie war ganz einfach die glücklichste Frau der Welt - und eine Frau, die dieses Mannes würdig war. »Beeilen wir uns«, sagte er an Shota gewandt. Shota, in ihrem fließenden, hauchzarten Kleid, durchmaß mit gleichmäßigen Schritten die Flure und führte sie durch untergeordnete, ungeschmückte Gänge im Inneren der Burg, als wäre diese menschenleer. Ab und zu wies sie mit einer Handbewegung auf einen Durchgang oder eine Tür, wie um jeden zu verscheuchen, der sie zu behelligen wagte. Offenbar erreichte sie genau das, denn niemand wagte es, sich der kleinen durch die Flure hastenden Gruppe in den Weg zu stellen.
Als sie schließlich vor einer schweren Eichentür Halt machte, blieben die anderen ebenfalls stehen. Mit einem fragenden Blick, wie um sich zu vergewissern, dass alle bereit waren, stieß sie die schwere Holztür auf. Als sie durch die Tür ins wolkenverhangene Freie traten, fuhr der Wind in Richards Umhang. Draußen auf der Brustwehr sahen sie sich einem riesigen Tier mit glänzend rotem Schuppenpanzer und schwarzen Zacken auf dem Rücken gegenüber. Ein Feuerschwall ergoss sich tosend über den Wehrgang und wirbelte
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