Konfessor - 17
mit aller Kraft. Das Schloss brach mit einem gedämpften metallischen Knacken. Stahlstücke sprangen über den Steinfußboden. Kahlan zuckte bei dem Geräusch zusammen. Sie war sicher, dass es irgendwelche Posten anlocken würde.
Richard schlüpfte durch den Türdurchgang. »Zedd!«, hörte sie ihn in lautem Flüsterton rufen. Kahlan steckte ihren Kopf in den Raum hinein. In der beengten steinernen Zelle befanden sich drei Personen: ein alter Mann mit zerzaustem weißem Haar, ein großer blonder Hüne sowie eine Frau, deren blondes Haar zum Zopf einer Mord-Sith geflochten war. »Richard!«, rief der Alte. »Bei den Gütigen Seelen - du lebst!« Richard legte einen Finger an die Lippen, zog Kahlan hinter sich hinein und schloss leise die Tür. Die drei sahen erschöpft und abgerissen aus. Die Gefangenschaft schien ihnen mächtig zugesetzt zu haben. »Sprecht leise«, raunte Richard. »Hier wimmelt es nur so von Gardesoldaten.«
»Woher in aller Welt wusstest du, dass wir hier sind?«, wollte der Alte wissen.
»Ich wusste es gar nicht«, erwiderte Richard. »Also, eins kann ich dir sagen, Junge, wir haben wahrlich eine Menge zu be-« »Sei still, Zedd, und hör mir zu.«
Der Alte schloss abrupt den Mund. Dann zeigte er. »Woher hast du das Schwert?«
»Kahlan hat es mir gegeben.«
Zedds buschige Brauen zogen sich zusammen. »Du hast sie gesehen?« Richard nickte, dann reichte er ihm die Klinge. »Schließ deine Hand um das Heft.«
Zedds Miene verfinsterte sich noch mehr. »Wozu? Es gibt eine Menge sehr viel wichtigerer Ding-«
»Nun mach schon!«, fuhr Richard ihn an. Der Kommandoton irritierte Zedd, doch dann nahm er sich zusammen und tat, wie Richard ihn geheißen.
Sofort zuckte sein Blick zu Kahlan, und in seinen immer größer werdenden haselnussbraunen Augen schien ein Licht aufzuleuchten. »Bei den Gütigen Seelen … Kahlan.«
Während Zedd noch vor Schreck erstarrt dastand, hielt Richard das Schwert der Frau hin. Sie berührte den Griff, und während sie Kahlan anstarrte, die wie durch Magie plötzlich vor ihr erschienen zu sein schien, dämmerte in ihren Augen so etwas wie Erkenntnis. Der große Hüne zeigte sich nicht weniger erstaunt, als er das Heft berührte. »Dich kenne ich doch«, sagte Zedd zu ihr. »Ich kann dich sehen.« »Du erinnerst dich an mich?«, fragte Kahlan. Zedd schüttelte den Kopf. »Nein. Offenbar setzt das Schwert den noch immer anhaltenden Prozess der Feuerkettenreaktion einen Moment lang aus. Mein Erinnerungsvermögen vermag es nicht wiederherzustellen - das ist verloren -, aber es scheint die Reaktion als solche zu unterbrechen. Sehen kann ich dich, und ich erkenne auch, wer du bist, aber ich erinnere mich nicht an dich. Es ist, als ob man ein bekanntes Gesicht sähe, aber nicht weiß, wohin damit.«
»Bei mir ist es genau so«, meinte der Hüne. Die Frau nickte zustimmend.
Zedd packte Richard am Ärmel. »Wir müssen hier raus. Sechs wird bestimmt zurückkommen. Wir dürfen nicht riskieren, uns hier erwischen zu lassen und mit ihr aneinanderzugeraten. Übrigens kann einem diese Frau gewaltig auf die Nerven gehen.«
Richard war bereits auf dem Weg zur anderen Seite der Zelle. »Zuerst muss ich mir etwas wiederholen.«
»Etwa das Buch?«, fragte Zedd.
Er blieb stehen und wandte sich herum. »Du hast es gesehen?« »Das will ich meinen. Wo in aller Welt hast du so etwas nur gefunden?« Richard stieg auf einen Stuhl und förderte einen hinter einen Balken gestopften Rucksack zutage. »Der Oberste Zauberer Baraccus …« »Etwa der aus dem Großen Krieg? Meinst du diesen Baraccus?« »Genau den.« Richard sprang vom Stuhl herunter. »Er hat es verfasst und ließ es verstecken, damit ich es finde. Ihm habe ich es auch zu verdanken, dass ich mit beiden Seiten der Gabe geboren wurde, weshalb er mich unterstützen wollte und daher seine Frau, Magda Searus, nach seiner Rückkehr vom Tempel der Winde bat, es zu verstecken. Das ist eine lange Geschichte. Jedenfalls hatte es schon seit dreitausend Jahren auf mich gewartet.«
Zedd schien es die Sprache verschlagen zu haben. Sie versammelten sich um den Tisch, während Richard in dem Rucksack wühlte, bis er das Buch gefunden hatte und es hervorzog. Er zeigte es Zedd. »Das Problem war, dass ich damals von meiner Gabe abgeschnitten war und es gar nicht lesen konnte. Ich weiß also nicht, was Baraccus mir über meine Talente mitteilen wollte.«
Zedd wechselte einen Blick mit den beiden anderen Gefangenen. »Richard, ich muss mit
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