Konfessor - 17
deine Frau mitgebracht hast. Um sie werde ich mich später kümmern.« Er sah wieder in Richards Augen. »Ich bin sicher, was ich vorhabe, wird dir nicht gefallen.«
Richard erwiderte den bohrenden Blick, verzichtete aber auf eine Erwiderung. Im Grunde gab es auch nichts zu sagen. Trotz seiner furchteinflößenden Erscheinung, seiner vollkommen schwarzen Augen, seines kahlrasierten Schädels und seiner Art, seine Muskeln wie auch seinen erbeuteten Schmuck zur Schau zu stellen, wirkte Jagang mehr als müde, er wirkte ausgelaugt. Richard wusste, dass den Kaiser Albträume, mehr noch, unheimliche Träume über Nicci plagten. Er wusste es, weil er sie ihm selbst eingegeben hatte, durch Jillian, die Knochenpriesterin, die Traumwirkerin, die demselben Volk entstammte wie Jagang.
Der Kaiser stürmte hinüber zu der Stelle, wo Schwester Ulicia vor dem Zauberersand ausharrte. »Worauf wartest du? Fang an. Je früher es beendet ist, desto eher können wir damit beginnen, den letzten Widerstand gegen die Herrschaft des Ordens zu brechen.« »Jetzt verstehe ich«, murmelte die dicht neben ihm stehende Kahlan bei sich, so als hätte auch sie eben eine Offenbarung gehabt. »Jetzt begreife ich, wen er durch mich verletzen will, und warum das so schrecklich wäre.«
Einen Ausdruck plötzlichen Begreifens im Gesicht, blickte sie auf und sah Richard in die Augen.
Doch gerade jetzt konnte er es sich nicht erlauben, abgelenkt zu werden. Er richtete sein Augenmerk wieder auf die Schwestern. Noch immer gab es ein, zwei Dinge, die es zu bedenken galt. Er musste sichergehen, dass alles zusammenpasste, denn sonst wäre dies ihr aller Tod - und er wäre schuld daran.
Mehrere Schwestern waren vor dem Zauberersand niedergekniet und strichen ihn zur Vorbereitung glatt. Aus ihrer perfekten Zusammenarbeit schloss Richard, dass sie, um sich vorzubereiten, das Original des Buches der gezählten Schatten bereits durchgearbeitet und die Verfahren und Zaubersprüche auswendig gelernt hatten.
Zu seiner Überraschung machten sie sich alle gemeinsam daran, die erforderlichen Elemente zu zeichnen, die er aus seinem Buch der gezählten Schatten bereits kannte. Eigentlich hatte er erwartet, dies würde Schwester Ulicia übernehmen, die auch die Kästchen ins Spiel gebracht hatte. Doch stattdessen ging sie, während die anderen ihre Arbeit taten, von einem Symbol zum nächsten und fügte die letzten vervollständigenden Linien hinzu. Ihm dämmerte, dass dies durchaus sinnvoll war. Es kam einzig darauf an, dass die Elemente gezeichnet wurden, und auf diese Weise ließe sich viel Zeit sparen. Da Schwester Ulicia diese Aufgabe übernommen hatte, nahm er an, dass der Text irgendeine Bedingung enthielt, der zufolge der Spieler beteiligt sein musste, möglicherweise, indem er die Bannformen vervollständigte. Sie war es, die die Macht der Ordnung heraufbeschwor, sie war die Spielerin. Doch Jagang hatte von ihrem Verstand Besitz ergriffen, somit war er es, der letztendlich die Macht der Ordnung kontrollierte. Richard erinnerte sich noch gut, wie lange Darken Rahl damals für die Durchführung sämtlicher Verfahren gebraucht hatte. So wie die Schwestern vorgingen, würde es diesmal nicht annähernd so lange dauern. Zudem ermöglichte ihnen die Arbeitsteilung, die Arbeit in einfachere Arbeitsgänge aufzuteilen.
Jagang kehrte zu Richard zurück. »Wo ist Nicci?«, fuhr er ihn knurrend und mit einem zornigen Funkeln in den schwarzen Augen an.
Richard hatte sich schon gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis er die Frage stellte. Sie kam früher als erwartet. »Sie wird, wie versprochen, für Euch hinter Schloss und Riegel gehalten.«
Jagangs zornige Miene wich einem Feixen. »Wirklich schade, dass du das Ja’La nicht wirklich beherrschst.« »Immerhin habe ich Euch geschlagen.«
Jagangs Feixen wurde nur noch breiter. »Letztendlich nicht.« Als der Kaiser sein ungeduldiges Aufundabgehen wiederaufnahm, dirigierte Schwester Ulicia das Zeichnen der Elemente mithilfe des Buches und las, sofern erforderlich, die einschlägigen Textpassagen vor. Richard begriff, was sie dort zeichneten. Einige Teile entsprachen dem Tanz mit dem Tod. Als Darken Rahl sie damals gezeichnet hatte, waren sie ihm noch völlig rätselhaft erschienen, doch jetzt ergab ihre Sprache in seinen Augen durchaus Sinn.
Jagangs Gereiztheit schien mit jedem Moment zuzunehmen. »Ich werde Nicci holen gehen. Es gibt keinen Grund, warum ich hier herumstehen sollte, während ihr arbeitet. Durch
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