Konfessor - 17
Tiefen dieses dunklen Lochs absolut heimisch zu fühlen. Sie funkelten leicht, als er sie von Kopf bis Fuß musterte. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, ihr Kleid am Halsansatz zu öffnen, um seinem Interesse ein lohnendes Ziel zu bieten. Es funktionierte.
»Ich habe von dir geträumt, Schätzchen«, sagte er, als glaubte er, damit Eindruck bei ihr schinden zu können.
Er war schon immer der Überzeugung gewesen, seine Begierde müsse eine Art Beweis für sie sein, so als beweise sein Mangel an Benehmen oder Zurückhaltung lediglich, welch ungeheure Verlockung sie für ihn darstellte. Für Nicci war er lediglich der Beweis dafür, dass sie es mit einem charakterlosen Wilden zu tun hatte. Aufrecht, ohne ein Wort zu sagen, dachte sie nicht daran, zurückzuweichen, als Jagang ihr immer näher rückte. Er legte ihr seinen muskulösen Arm um die Hüfte und zog sie fest an seinen massigen Körper, wie zum Beweis seiner Herrschaft über sie, seiner Männlichkeit, seiner uneingeschränkten Macht.
Nicci verspürte kein Bedürfnis, es länger hinauszuzögern. Wie nebenbei legte sie die Arme um seinen Hals und ließ den Rada’Han um seinen Stiernacken einrasten.
Verwirrt taumelte er einen Schritt zurück. Sie wusste, er spürte die Kraft des Halsrings bis in die letzte Faser seines Seins.
»Was hast du getan?«, fragte er in verärgertem, aber auch leicht verunsichertem Ton, wie sie ihn aus seinem Mund noch nie vernommen hatte.
Doch da sie keine Lust hatte, diese Frage zu diskutieren, übte sie einfach ihre Kontrolle über den Halsring aus, und beraubte ihn der Fähigkeit zu sprechen. Wenn sie ihn kannte, und das tat sie, dann war Schwester Ulicia genau in diesem Moment oben im Garten des Lebens mit dem Öffnen der Kästchen der Ordnung beschäftigt. Sie wollte nicht, dass sie von dem Vorfall hier unten etwas mitbekam. Bestimmt hatte Jagang es kaum erwarten können, Nicci in die Finger zu bekommen. Die Albträume, die Richard ihm geschickt hatte, plagten ihn, aber die Träume von Nicci, die er ihm bereitet hatte, hatten seine Besessenheit von ihr in eine Leidenschaft, ja Manie umschlagen lassen, die nach und nach an einen Punkt gelangt war, da sie vollends unerträglich wurde. Jagang hatte sie stets begehrt, aber nach den von Richard geschaffenen Träumen war nahezu sein ganzes Denken von dieser Begierde erfüllt.
So sehr, dass er sogar bereit war, Schwester Ulicia ihrer Arbeit zu überlassen, um in die Verliese hinabzusteigen und sie persönlich abzuholen.
Es war Richards bescheidenes Geschenk an sie, wie Nathan ihr im Schutz der Schilde, die keines seiner Worte an ein feindliches Ohr dringen ließen, beim Einschließen in ihre Zelle erläutert hatte. Richard war sich darüber im Klaren, dass sie den Palast würden ausliefern müssen, dass sie alle umkommen würden. Das Einzige, was er Nicci noch geben konnte, war Jagang.
Der Rada’Han, ebenjener Halsring, den Ann dort zurückgelassen hatte, nachdem sie einige Zeit von Nathan dort eingesperrt worden war, hatte bereits in der Zelle gelegen. Das war es wohl auch, was Ann ihr vor ihrem Tod noch mitzuteilen versucht hatte.
Nathan hatte davon gewusst, er hatte gewusst, dass er hinter den Schilden der Zelle verborgen lag. Richard hatte ihn Nicci überlassen wollen, um so Jagang, dem Gerechten, endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Er gab sich keinerlei Illusionen hin, dass die Imperiale Ordnung damit besiegt sein würde. Die ruchlosen Glaubensüberzeugungen des Ordens hatten bereits Millionen den Verstand vernebelt, und Jagang war keineswegs deren Architekt. Der allgemeine Hass würde auch ohne diesen einen Mann weiterlodern.
Dessen war sich auch Nicci bewusst. Sie war mit diesen Lehren aufgewachsen und wusste um das Bestreben dieser Fanatiker, das Unmögliche zu vollbringen und das Leiden in eine Tugend umzumünzen, die Sünde in Rechtschaffenheit, und den Tod in endgültige Erlösung. Jagangs Tod würde die Menschheit nicht von solch vernunftwidrigem Glaubenseifer befreien. Die Glaubensüberzeugungen des Ordens wurden nicht von einem Einzelnen getragen, er würde auch ohne Jagang fortbestehen.
Noch würde seine Tötung jenen Einhalt gebieten, die die Kästchen der Ordnung ins Spiel gebracht, den Feuerkettenbann ausgelöst, die Verunreinigung durch die Chimären verursacht oder die gewaltige Armee hatten aufmarschieren lassen, die in ihrer Blutund Beutegier den Palast umlagerte. Nichts von alledem würde sich dadurch verändern. Aber Richard hatte ihr ein
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