Konfessor - 17
war sie alles andere als begeistert, nicht zuletzt, weil die Aufregung und Brutalität der Spiele ihn in eine überschäumende, von fleischlichen Gelüsten geprägte Stimmung versetzte. War er schon unter normalen Umständen beängstigend genug und zu spontanen und brutalen Gewaltausbrüchen fähig, so wurde sein Verhalten nach einem Tag beim Ja’La, wenn er sich in aufgewühlter und erregter Stimmung befand, noch exzentrischer und despotischer. Gleich nach ihrem ersten gemeinsamen Besuch der Spiele war Kahlan zum Opfer seiner perversen Lust geworden. Sie hatte gegen ihre Panik angekämpft und schließlich akzeptiert, dass er nach Belieben mit ihr umspringen würde und sie ihn nicht würde daran hindern können. Zu guter Letzt hatte das Grauen, unter ihm zu liegen, sie abgestumpft. Sie hatte sich in das Unvermeidliche gefügt, ihre Augen von seinem lüsternen Blick abgewandt und sich in ihren befreiten Gedanken an einen anderen Ort begeben und sich vorgenommen, sich ihren glühenden Zorn für den passenden Moment aufzusparen, einen Moment, da er einen Zweck erfüllte.
Doch dann hatte er plötzlich innegehalten. »Ich will, dass du weißt, wer du bist, wenn ich dies tue«, hatte er ihr erklärt. »Ich will, dass du weißt, welche Bedeutung ich für dich habe, wenn ich dies tue. Ich will, dass du dies mehr hasst, als irgendetwas
sonst in deinem bisherigen Leben.
»Du musst dich erinnern, wer du bist, musst alles wissen, wenn dies eine
richtige Vergewaltigung sein soll… und es ist meine Absicht, dies zum
schlimmstmöglichen Übergriff zu machen, den du dir vorstellen kannst,
eine Vergewaltigung, die dich schwängern wird mit einem Kind, das
eine stete Erinnerung für ihn sein wird, ein Ungeheuer.«
Kahlan hatte nicht gewusst, wer mit diesem »ihn« gemeint war. »Denn damit es all das sein kann«, hatte er hinzugefügt, »musst du dir
voll und ganz bewusst sein, wer du bist, was dies für dich bedeutet, was
dies alles berührt und was es für alle Zeiten mit einem Makel behaften
wird.«
Die Vorstellung, wie viel furchtbarer ein solcher Übergriff für sie in diesem Moment wäre, war ihm wichtiger als die Befriedigung seiner unmittelbaren Gelüste. Das allein sprach Bände über seine Rachgier und welchen Anteil sie an ihrem Entstehen hatte. Seine Geduld war eine Eigenschaft, die ihn nur noch gefährlicher machte. Er hatte nicht die geringste Mühe, impulsiv zu reagieren, doch war es ein Fehler zu glauben, er ließe sich zu leichtfertigem Handeln verleiten. Aus dem Bedürfnis, ihr zu einem Verständnis seiner höheren Ziele zu verhelfen, hatte er ihr erklärt, dies entspreche weitgehend seiner Art, Menschen zu bestrafen, die seinen Zorn erregten. Tötete er solche Menschen, so seine Erklärung, waren sie tot und nicht länger leidensfähig, ließe er sie jedoch fürchterliche Schmerzen erleiden, sehnten sie ihren Tod herbei - den er ihnen daraufhin verweigern könne. Nur als Zeuge ihrer endlosen Qualen könne er sich ihrer Reue für ihre Verbrechen gewiss sein, ihres unerträglichen Kummers über alles, was für sie verloren war.
Das, so hatte er ihr erklärt, war es, was er für sie bereithalte: die Qualen der Reue und des unwiderruflichen Verlusts. Ihr Gedächtnisverlust hätte sie gegen diese Dinge unempfindlich gemacht, weshalb er den richtigen Moment abwarten würde. Nachdem sein unmittelbares Verlangen zugunsten ehrgeizigerer Ziele gezügelt war, hatte er sein Bett zu guter Letzt mit einer Reihe anderer weiblicher Gefangener bevölkert. Kahlan hoffte nur, dass Julian zu jung für seinen Geschmack war. Was ganz sicher nicht der Fall sein würde, wenn sie ihm nur den geringsten Anlass bot…
Auf ihrem Weg durch die Soldatenmassen, die eine bereits begonnene Partie bejubelten, stießen die kaiserlichen Gardisten jeden aus dem Weg, der dem Kaiser ihrer Meinung nach zu nahe kam. Als sie am Rand des Ja’La-Spielfeldes ankamen, stellte Kahlan sich auf die Zehenspitzen und versuchte, die Gesichter der bereits mitten im Kampfgetümmel befindlichen Männer zu erkennen. Doch dann merkte sie, dass sie sich reckte, um das Spiel zu verfolgen, und ließ sich sofort wieder hinunter. Das Letzte, was sie wollte, war, sich von Jagang die Frage anhören zu müssen, wieso sie plötzlich ein solches Interesse an Ja’La zeigte. Dabei galt ihr Interesse nicht dem Spiel selbst, sondern vielmehr der Frage, ob sie den Mann mit den grauen Augen erspähen konnte, der sich absichtlich hatte in den Morast fallen lassen, um
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