Konfetti im Regen
»Es ist heikel, wenn es darum geht, Frauen in die Familie zu bringen.«
Joe Campbell war groß und schlank, sah aus wie ein Hyannis Port in seinen adretten Khakihosen und dem weiten, weißen Hemd mit aufgerollten Ärmeln. Seine Mutter Violetta hatte ihn eingehakt und war fröhlich und glücklich, redete und lachte am Arm ihres Sohnes. Sie war klein und ein lustig bedrucktes Hemd fiel lang über ihre weißen Hosen, um die rundlichen Hüften zu kaschieren. Für den vor ihr liegenden Tag, an dem sie viel laufen würde, trug sie praktische Tennisschuhe.
Joes Vater hielt ein wenig Abstand zu Joe und dessen Mutter, hatte die Hände auf dem Rücken, drehte sich um und sah zu, wie ein uniformierter Arbeiter eine Zigarettenkippe und Bonbonpapier effektvoll in einen Abfalleimer fegte; er nickte anerkennend, wie ein patron, der sein Land abschritt. Eine dunkle Sonnenbrille verbarg Augen, die so dunkel und entschlossen waren, daß sie geisterhaft wirkten.
Stan kam seinem Freund in strahlender Familienlaune auf der Hälfte der Brücke entgegen. »Vito, Violetta, Joey! Schön, euch zu sehen.« Man umarmte und küßte sich.
Susan klemmte sich ihre zappelnden Kinder unter die Arme.
»Sieh sich einer diese prachvollen Jungen an«, sagte Vito. Er ging in die Hocke, so daß er auf ihrer Höhe war.
Susan Raab strahlte. »Sagt hallo zu Onkel Vito, Jungs.« Der Siebenjährige murmelte: »Hallo, Onkel Vito.«
Joeys Vater lachte und holte einen Lutscher aus der Tasche. Der Junge nahm ihn, murmelte ein Danke und hüpfte davon.
»Und hier ist das Geburtstagskind«, sagte Vito.
»Morgan, sag >hallo< zu Onkel Vito«, sagte Susan.
Der Vierjährige sah das Gesicht mit der Sonnenbrille langsam näherkommen, drehte sich um und verbarg das Gesicht an den Beinen seiner Mutter.
»Morgan!« sagte Stan.
»Vito«, sagte Vi. »Er hat Angst vor deiner Sonnenbrille.«
Joes Vater lachte und tätschelte dem Jungen kräftig den Kopf. Er gab Susan Raab den Lutscher, den er für den kleineren Jungen mitgebracht hatte. »So prachtvolle Jungen.«
Susan Raab zeigte ein porzellanhaftes Lächeln. »Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis Joey für dich ein paar Enkelkinder hat, mit denen du spielen kannst.«
»Tsch.« Joes Vater sog an seine Zähnen.
»Joey ist eben ein Spätentwickler, Vito«, sagte Stan Raab.
»Tsch.« Joes Vater wandte sein sonnenbebrilltes Gesicht Joe zu. »Die Familie bedeutet dem hier nichts. Er ist der Junge, der seinen Familiennamen geändert hat.«
»Nicht hier, Pop«, sagte Joe.
Vi wandte sich vertraulich an Susan Raab: »Sie gehen sich schon den ganzen Morgen an die Gurgel.«
»Wie würdest du dich fühlen, Stan, wenn deine Jungs ihren Familiennamen ändern würden?« fragte Vito.
»Zieh Stan da nicht rein«, bat Joe.
»Hört mal, wie mein Sohn mit mir redet.«
»Laßt uns das, was zwischen euch ist, für heute vergessen, ja?« versuchte Vi zu beschwichtigen.
»Vi, das geht dich nichts an«, sagte Vito.
»Red nicht so mit meiner Mutter«, fuhr Joe ihn gereizt an.
»Dieser Junge weiß alles«, sagte Vito. »Sag mal, weil du ja alles weißt, weil du ja so viel weißt, dann mußt du ja auch inzwischen wissen, wie man dieses Auslandsding fertigbringt. Einfach ja oder nein.«
Stan Raabs Gesicht wurde grau.
Joey sah seinen Vater stirnrunzelnd an und schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht glauben.«
»Schluß«, sagte Vi. »Schluß. Ende. Susan, komm. Laß uns in den Festsaal gehen. Wir lassen sie hier.« Vi schob Susan und die Jungen vor sich her.
»Ich komm’ mit euch«, sagte Joe.
Stan Raab wartete, bis sie außer Hörweite waren. »Vito, ich bin froh, daß wir eine Gelegenheit zum Alleinsein haben.«
»Joey sagte, daß ihr zwei miteinander geredet habt.«
»Ich fühle mich verantwortlich.«
»Stan.« Vito wandte ihm die dunkle Brille zu. »Es ist passiert. Mach dir keine Vorwürfe.«
»Ich bin der Manager der Abteilung.« Stan warf die Hände in die Luft. »Ich hab’ das Gefühl, ich muß etwas tun. Hat Joey dir erzählt, was gestern passiert ist?«
»Deine Worldco-Papiere sind gestohlen worden. Es ist jemand aus deinem Büro. Wir haben uns das gedacht.«
»Vito, ich glaube, ich weiß, wer die Papiere genommen hat.«
Stan zog einen Schnappschuß aus der Hosentasche und gab ihn Joes Vater.
Vito schob seine Sonnenbrille auf die Stirn. »Gut aussehendes Mädchen. Fetter Kerl.«
»Wurde beim Firmenpicknick gemacht. Jeder bekam einen Satz Fotos. Es sind alles Angestellte von McKinney.«
»Das ist
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