Konfetti im Regen
erinnern.«
»Komm, Iris. Ich mache meinen Job schon eine ganze Weile.«
»Nein, ehrlich.«
»Wen versuchst du zu schützen?«
»Ich versuche nicht, jemanden zu schützen.«
»Wen schützt du, Iris?«
»Niemanden.«
»Du traust mir nicht zu, daß ich meine Arbeit mache.«
»Das ist es nicht.«
»Was ist es dann? Du glaubst, du kannst es besser. Du bist schlauer, stimmt’s? Kommt mir vor, als ob ich mich an so was bei dir erinnere.«
»John, ich will nicht streiten. Ich versuche nur zu helfen.«
»Du würdest mir weit mehr helfen, wenn du mir sagen würdest, was vorgeht.«
»Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil du Alley niedergemacht hast. Sieh dir an, was du der Zeitung erzählt hast.«
»Du machst mich nieder. Ich hab ihnen was gesagt, was auf Erfahrung beruhte.«
»Alley war nicht so. Du weißt nichts über ihn.«
»Ich kann dir sagen, was ich weiß. Ich weiß von einem Burschen, der irgendwie mit viel Geld in Berührung kam, vermutlich weil er sich von jemandem einreden ließ, er sei ein hohes Tier. Der andere zielte auf seinen Stolz, von dem sie alle reden. Auf dieses große Macho-Ego. Das ist der Alley, von dem ich weiß. Warum willst du ihn zum Heiligen machen?«
»Weil Alley nicht so war. Ich weiß, daß er nicht so war. Und ich werde Alley nicht verraten.«
»Iris, das ist alles ein bißchen dünn.«
»Sieh mal. Hör zu. Joe Campbell und seine Eltern treffen Stan Raab und seine Familie morgen in Disneyland.«
»Das ist schön, ich hoffe, sie haben viel Spaß.«
»Sie treffen sich um zehn. Auf der Schloßbrücke.«
»Erwartest du von mir, daß ich auf eine wilde Schnitzeljagd gehe? Warum machst du es nicht leicht und erzählst mir, worum es geht?«
»Joe Campbells Vater hat eine Verbindung zu Alley.«
»Iris, ich habe nicht die Zeit, meine Zeit mit Bürgern zu verschwenden, die versuchen, den Bullen zu spielen.«
»Gut. Wenn das dein Gefühl dabei ist, gut so. Ich habe nur noch eins zu sagen.«
»Sag’s.«
»Du täuschst dich in bezug auf Alley.«
»Noch einmal Dank für die nicht erbetene Auskunft.«
»Und es ist gut, daß die Dinge zwischen uns sich nicht so entwickelt haben, wie es ist. Du hast immer den Status quo hingenommen. Du hast dich nie selbst herausgefordert.«
»Oh, hab’ ich nicht? Na ja, warum denkst du nicht darüber nach, warum du von dem Mord an Alley so besessen bist?«
»Weil sonst niemand sein Freund ist.«
»Nein, nicht deswegen. Den Mord aufzuklären ist für dich wichtiger als das Leben geworden. Es ist dein Fall, dein Ziel. Es gibt dir das Gefühl, gebraucht zu werden und nicht so allein zu sein. Vielleicht bin ich nicht der einzige, der ein bißchen nachdenken sollte. Verabschiede dich von Alley, Iris.«
Iris knallte den Hörer auf.
Somers haute mit dem Daumen auf die Fernbedienung und stellte einen anderen Sender ein. »Ich hasse französische Filme.«
Iris trank die Flasche Champagner aus und schlief auf der Couch ein.
Stan Raab stand auf der Brücke des Prinzessinnenschlosses, hatte den Arm um die Schulter seiner Frau gelegt und sah zu, wie die Schwäne im Burggraben umher schwammen und seine Kinder spielten. Er verglich seine Familie mit den gewöhnlichen Leuten, die herumspazierten, und fand, daß seine Familie sich von ihnen abhob. Das war der Verdienst seiner harten Arbeit.
»Kyle, Morgan!« rief Susan Raab, »ihr macht euch schmutzig, bevor die anderen hier sind. Kommt her.« Sie beugte sich herab, klopfte die Knie ihrer teuren Overalls ab, richtete die passenden Malerkappen, fuhr ihnen mit ihren Porzellannägeln durch die poppig geschnittenen Haare, wobei die Brillanten in ihrem Ehering das Licht brachen wie ein Prisma.
Stan lächelte Morgan zu, dem Geburtstagsjungen, und dachte darüber nach, wieviel diese Geburtstagssoiree in Disneyland kosten würde. Die letzte Rechnung des Bauunternehmers für das Tahoe-Haus war diese Woche fällig. Genau wie das Schulgeld für die Jungen. Die Familienferien in der Karibik standen vor der Tür. Glücklicherweise hatte die Versicherung alles übernommen, was sie für das Fettabsaugen und den Schönheitseingriff an Susans Bauch zahlen mußten. Er haßte es, sich im Geld Gedanken zu machen. Ganz gleich wieviel man hatte, es schien nie genug zu sein. Es steckten immer so viele Hände in seinen Taschen.
»Da sind Vi, Vito und Joey«, sagte Susan. Stan stand gerader.
Susan sah auf und blinzelte. »Joey ist allein? Ich dachte, er bringt eine Freundin mit.«
»Nein.« Stan zuckte mit den Achseln.
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