Konfetti im Regen
beobachtete sie. Sie lächelte. Ihr war klar, daß er wußte, daß sie heute nichts zustande gebracht hatte. Sie hatte ihre Telefonkontakte nicht genutzt, um Papierreichtümer zu sammeln. Sie hatte ihr Pensum nicht erfüllt. Es war ihr egal.
John Somers schlang zwei Eier, zwei Scheiben Speck und zwei Pfannkuchen herunter. Paul Lewin schüttete etwas fettarme Milch in eine Schüssel mit Haferflocken und betrachtete sehnsüchtig Somers’ Speck, während Somers redete.
»Die Polizei von Oaxcatil wollte auch mit uns reden. Sie meinten, das Drogengeld habe den perfekten Kurier gefunden. Jemand, den jeder wahrnimmt, aber niemand verdächtigt.«
»Aber Alley macht einen drauf«, sagte Lewin. »Fiesta. Baile.«
»Sie glauben, daß Alley Bargeld im Koffer oder ähnlichem brachte, es dann weitergab oder dort unten bei einer Bank deponierte, die bei Bargeld nicht sonderlich neugierig wird. Dann wurde es vermutlich durch eine Reihe von karibischen Scheinfirmen transferiert und schließlich als sauberes Geld telegraphisch zurückgeschickt«, sagte Somers.
»Sie wollten Alley bei seinem nächsten Mexikotrip schnappen. Als ich ihnen sagte, daß er aus dem Weg geräumt worden ist, meinten sie, er sei über seine eigene Schlauheit gestolpert. Solange es klappte, hat er gut gelebt. Alley hielt da unten eine Prostituierte aus, Mariposa. Schmetterlingstätowierung auf der Brust. Siebzehn Jahre alt, wenn überhaupt. Fein angezogen mit Sachen, die ihr Knacker ihr aus El Norte mitbrachte. Alleys Wünsche waren ziemlich schlicht, bis auf ein paarmal...« Somers schüttelte die Finger, als ob sie heiß wären.
Lewin ließ seinen Löffel klappernd in die leere Schüssel fallen. »Also, Teddy kokst zuviel und spielt zuviel und bekommt reichlich mit Lamb und Easter zu tun. Sie bieten an, sich etwas einfallen zu lassen. Die Knete über die Grenze zu bringen. Aber Teddy will sich die Hände nicht schmutzig machen. Er verpflichtete Alley, der alles tun würde, um sein Freund zu werden. Aber Alley schöpfte den Rahm ab, und diese Kerle kriegen Teddy dafür ran. Oder vielleicht drohte Alley damit, Teddy zu erpressen. Oder vielleicht plante Teddy, Alley so schnell wie möglich zu beseitigen, wenn die Arbeit erledigt und alles so gelaufen war, wie geplant.«
»Mord auf Bestellung paßt nicht zu Teddy.«
»Er hat Geldschwierigkeiten. Drogenprobleme. Das Gesicht nicht zu verlieren, ist wichtig für so einen Typ.«
»Er ist ein Knallkopf. Guck dir seine Schau bei der Beerdigung an. Das war nicht das Verhalten eines berechnenden Kriminellen. In ihm kann man lesen wie in einem offenen Buch«, sagte Somers.
»Er fühlte sich schuldig. Vergiß nicht, er hat seine Ex, Jaynie, bedroht.«
»Ein Verbrechen aus Leidenschaft, ja, aber Teddy ist zu schlampig für ein geplantes Ding. Er bewegt sich in schlechter Gesellschaft. Er redet dummes Zeug. Er ist unbeständig. Was soll’s? Nichts führt zu Alley.«
»Außer Miss Iris Thorne.«
»Weiter«, sagte Somers.
»Alley konnte nicht widerstehen, vor der Yuppie-Freundin anzugeben.«
»Gut.«
»Sie stiftet ihn dazu an, ein großes Stück von ganz oben zu stehlen.«
»Nein.«
»Woher weißt du das?«
»Iris würde das nicht tun. Ich kenne sie. Ich kenne sie seit Jahren.«
»Du kennst sie. Wir alle haben früher vor dem Schlafengehen unser Gebet gesprochen.«
»Das ist schon etwas wert.«
»Warum hat sie diese Disneyland-Geschichte gemacht? Um uns was zu sagen, ohne uns was zu sagen? Oh... guck dir das mal an.«
Lewin öffnete die Brieftasche und nahm das Polaroidfoto heraus. »Joey und sein Papa.«
»Vito Camellelti.«
»Ehemals Vito Camelletti. Es heißt, er hätte sich zur Ruhe gesetzt.«
»Wir sollten das in der Abteilung Organisiertes Verbrechen nachprüfen«, sagte Somers.
»Da war ich schon, er ist sauber.«
»Wie Joe Bananas sauber war.«
»So wird das eben heute gemacht. Das alte Zeug ist ein Penny-Einsatz. Das große Geld ist an der Wall Street. Keine Unordnung, keine Aufregung. Schick nur ein paar Faxe, erzähl ein paar Lügen, fälsch ein paar Unterschriften, saug dir ein paar Nummern aus den Fingern. Keine Kette um den Hals.«
»Mein Sohn, der Investment-Bankier. Feine Sache für den Alten«, sagte Somers.
»Hat vermutlich den Namen geändert, um den Vertretern der Unterwelt aus dem Wege zu gehen.«
»Er wird mehr tun müssen, um da rauszukommen.«
»Für wen arbeiten die Kerle?« sagte Lewin.
»Lamb und Easter?« Somers schluckte sein letztes Stück von Sirup
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