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Konigs-Schiessen

Konigs-Schiessen

Titel: Konigs-Schiessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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meine Frage noch nicht beantwortet. Warum ist der Hof Ihrem Mann noch nicht überschrieben worden?«
    »Was wollen Sie eigentlich hören, verdammt noch mal!« Dann lachte sie kurz auf. »Einem Spieler den Hof überschreiben! Schließlich müssen wir ja alle irgendwie davon leben.«
    Toppe nickte zustimmend.
    »Und Ihrem Mann macht es nichts aus, daß er nicht der Besitzer ist?«
    Sie schnaubte kurz durch die Nase. »Wenn Sie Ihr Leben lang erzählt kriegen, daß Sie zu blöd sind, dann glauben Sie irgendwann selbst dran.« Sie sah ihn vorsichtig an. » Aber wir haben hier genug Streit deswegen. Solange ich auf dem Hof bin, gibt’s kein anderes Thema, tagein, tagaus, Jahr für Jahr. Mein Mann hat so ziemlich alles versucht.«
    »Und Sie?«
    »Wieso ich? Ja, meinen Sie denn, bei so was werden die Frauen gefragt? Denken Sie tatsächlich, daß meine Meinung irgendwen interessiert?« Sie lachte bitter.
    »Ihr Mann hat Spielschulden gehabt?«
    »Mehr als einmal.«
    »Und die hat Ihr Schwiegervater bezahlt.«
    »Wer sonst?«
    »Seit wann bekommt Ihr Mann ein Festgehalt?«
    Sie zeigte keinerlei Überraschung.
    »Seit März.«
    »Wieviel?«
    »1500 Mark im Monat.«
    »Aber damit kommen Sie doch nie und nimmer hin.«
    »Glauben Sie, da fragt einer nach?« Die Stimme kippte ihr fast weg, und Toppe konnte es ihr nicht verdenken.
    »Und außerdem zahlen wir schließlich keine Miete und haben das Essen frei. Sie sehen, 1500 Mark, bloß zum Auf-den-Kopf-hauen. So ist es notariell festgelegt.«
    Toppe schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Selbst wenn die Spielschulden hoch waren, war da doch immer der Hof als Sicherheit.«
    »Ein Hof, der einem nicht gehört? Und selbst wenn sich mein Schwiegervater darauf eingelassen hätte, was hätten wir von einem gepfändeten oder verschuldeten Hof?«
    »Deshalb hat Ihr Schwiegervater die Mühle verkauft.« »Ja«
    »Und jetzt verwalten Sie den Hof?«
    » Nein, ich mache nur die Buchführung. Das andere macht mein Schwiegervater. Und mein Sohn geht ihm dabei zur Hand.«
    »Ihr Sohn? Nicht Ihr Mann?«
    »Nein.«
    »Und wie war das nun damals mit der Entmündigung Ihrer Schwiegermutter?«
    Sie stand auf. »Möchten Sie auch ein Mineralwasser?«
    »Nein, danke.«
    Sie setzte sich wieder. Toppe sagte nichts.
    »Das ist doch schon mehr als zehn Jahre her. Wir hatten damals das Testament gefunden.«
    »Und?«
    »Wenn mein Schwiegervater stirbt, wird Peter zwar Verwalter auf dem Hof, aber meine Schwiegermutter ist dann die Besitzerin. Das wollte mein Mann verhindern.«
    Sie zögerte einen Augenblick und setzte dann hinzu: »Und aus seiner Sicht ist das ja auch ganz logisch gedacht, oder?«
    »Und wie sehen Sie das selbst?«
    »Ich? Ich will nur, daß mein Sohn Frank einen Hof kriegt. Und zwar einen, für den es sich lohnt. Mein Schwiegervater hat übrigens damals die Entmündigung verhindern können.«
    »Wo ist Ihr Mann?«
    »Woher soll ich das wissen? Er wollte aber mittags wieder zurück sein, da kommt jemand wegen …«
    »Ja?«
    »Ach, wegen der Scheune.«
    »Wegen der Scheune?«
    »Ja, da muß wohl was repariert werden.«
    »Gut. Dann richten Sie Ihrem Mann bitte aus, daß ich ihn heute um fünfzehn Uhr sprechen möchte; im Polizeipräsidium, Zimmer 218.«
    Sie sah ihn ehrlich erstaunt an.
    »Wenn er nicht kommt, schicke ich ihm eine Vorladung.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, Herr Toppe..«
    Er nahm seinen Mantel und legte ihn sorgfältig über den Arm.
    »Bitte..« sagte sie eindringlich, »bitte, Herr Toppe, diese Familie hat so viel Unglück erlebt..«
    Als sie wieder in die Küche hinunterkamen, stand Wilhelm Verhoeven am Spülbecken und schrubbte sich die Hände mit einer stockfleckigen Wurzelbürste. Der ganze Raum roch so durchdringend nach Schweinestall, daß Toppe sich überwinden mußte einzutreten.
    »Hab’ schon gehört, daß Sie wieder hier sind«, knurrte Wilhelm, ohne sich umzudrehen, und fing an, mit beiden Händen das kalte Wasser ins Gesicht zu schaufeln. Toppe sah lange auf den roten, hochausrasierten Nacken und die stumpfen Altmännerhaare, die in widerspenstigen Büscheln vom Kopf abstanden.
    »Ich hätte noch ein paar Fragen, Herr Verhoeven.«
    Wilhelm nahm das graugewürfelte Handtuch vom Haken neben der Spüle, trocknete sich sorgfältig Gesicht und Hände und drehte sich um.
    »Wat denn noch?«
    Toppe begann sehr vorsichtig, aber Wilhelm Verhoeven ließ sich auf nichts ein. Es war verblüffend, wie dieser abgearbeitete, behinderte Mann

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