Konigs-Schiessen
innerhalb einer Sekunde kräftig, agil, beinahe aggressiv vor ihm stand.
»Das sind Familienangelegenheiten. Die gehen keinen etwas an. Die Leute quatschen schon genug dummes Zeug.«
»Wenn wir in einem Mordfall ermitteln, müssen wir leider auch manchmal in das Privatleben anderer Leute eindringen, Herr Verhoeven.«
»Was haben Ihre Fragen mit dem Mordfall zu tun?«
Toppe gab sich einen Ruck.
»Es gibt Hinweise darauf, daß möglicherweise gar nicht Ihr Bruder das Opfer sein sollte, sondern Sie.«
Mit einer kurzen energischen Armbewegung wischte Wilhelm Verhoeven diese Möglichkeit vom Tisch. »Blödsinn!«
Ingeborg schien sofort zu kombinieren, was Toppe damit andeutete. Ihr Gesicht war um noch zwei Töne heller geworden, und sie starrte Toppe an. Selbst Hendrina, die die ganze Zeit mit einem nassen Fetzen den Eßtisch gewischt hatte, hielt inne.
Es war völlig still.
»Absoluter Blödsinn!« wiederholte Wilhelm laut und stur.
Toppe fühlte, wie eine unerklärliche Wut in ihm hochstieg, aber er beherrschte sich.
»Ich komme noch mal wieder, Herr Verhoeven«, sagte er schon halb an der Tür. »Wir werden uns noch einmal miteinander unterhalten.«
In Wilhelm Verhoevens Gesicht regte sich kein Muskel.
Auf dem Rückweg, der ihn sowieso durch Rindern führte, nutzte Toppe die Gelegenheit, mit Toni Kerkrath zu sprechen, der Aushilfskellnerin, die Ackermann erwähnt hatte. Sie arbeitete als Friseuse im einzigen Frisiersalon am Ort.
Die Chefin, der dieser Polizeibesuch vor den beiden Kundinnen sichtlich unangenehm war, schickte sie schnell ins Hinterzimmer, einer Kombination aus Garderobe, Küche und Kaffeeraum.
Toni Kerkrath war eine füllige, nicht mehr ganz junge Frau, die es aber verstand, ihre wenigen Vorzüge durch gutes Make up und passende Kleider in Szene zu setzen.
»Ich wüßte nicht, was einen fremden Herrn mein Privatleben angeht«, war ihre erste Antwort. Aber Toppe hatte die Nase voll von Ausflüchten und zähen Gesprächen.
»Ich ermittle in einem Mordfall, und da geht mich Ihr Privatleben durchaus etwas an.«
»Ist ja schon gut.« Sie ging zur Garderobe hinüber und holte aus einer blauen Lackledertasche eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug.
»Darf ich wenigstens rauchen?«
»Sie haben ein Verhältnis mit Peter Verhoeven?«
Sie lachte herzhaft, zündete sich eine Zigarette an, setzte sich und schlug die Beine übereinander.
»Wir schlafen miteinander, wenn es sich ergibt. Nennt man das,Verhältnis’?«
»Seit wann?«
»Och, seit drei, nein, seit vier Jahren. Ist mal zufällig auf dem Schützenfest passiert. Wissen Sie, ich kellnere manchmal..«
Toppe winkte ab. »Ich weiß. Und?«
»Nun ja, manchmal treffen wir uns.«
»Wo?«
»Im Auto, in der Garderobe vom Schützenhaus.« Sie lachte wieder. »Manchmal bei mir, wenn’s geht. Wissen Sie, ich bin verheiratet, aber mein Mann ist meistens auf Montage. Da ist man einsam. Wieso wollen Sie das eigentlich alles wissen?«
»Hat er noch andere Freundinnen?«
»Freundinnen! Ich bin nicht die einzige, mit der er bumst, wenn Sie das meinen. Aber ’ne feste Freundin? Nicht, daß ich wüßte.«
Sie drückte die halbgerauchte Zigarette aus. »Der Herr liebt die Abwechslung. Er ist nicht besonders wählerisch.«
»Ihnen macht das also nichts aus?«
»Mir? Nein, ich liebe ja auch die Abwechslung. Und man möcht’ sich doch auch ab und zu mal was nebenbei gönnen.«
»Er bezahlt Sie also.«
»Nun bitt’ ich Sie aber, wie hört sich das denn an?« lachte sie. »Aber es stimmt schon, manchmal steckt er mir was zu. Grad’ so, wie er bei Kasse ist. Er ist da nicht kleinlich. Ich hab’ das nie verlangt, wenn Sie das meinen. Hat der auch nicht nötig. Der hat Chancen genug.«
»Ach ja?«
» Na, sieht doch nicht schlecht aus, der Peter. Und im Bett hält er durchaus, was er verspricht. Was man ja von den meisten Typen nicht gerade behaupten kann.«
Toppe schossen sieben Gedanken gleichzeitig durch den Kopf.
»Ich hab’ da so meine Erfahrungen. Vorher ’ne große Klappe, aber wenn’s dann wirklich zur Sache geht, Sie würden sich wundern, wieviele da schlapp machen. Falls Sie verstehen, was ich damit meine. Da muß man sich als Frau ganz schön ins Zeug legen. Und der Rest? Die alte Rein-Raus-Masche. Ruckzuck, fertig. Und wie soll ich da auf meine Kosten kommen, frag’ ich Sie, als Frau, meine ich. Aber der Peter, der ist da anders. Der hat Ausdauer und Ideen, und wenn der..«
Toppe grinste und hob abwehrend die Hand. »So
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