Konigs-Schiessen
großer Betriebe sind.«
»Ich habe zuverlässige Mitarbeiter.«
»Natürlich. Wann kommt Ihr Mann von seiner Geschäftsreise zurück?«
»Nicht vor Silvester.«
»Genauer können Sie mir das nicht sagen?« »Nein. Wir werden uns in Spanien treffen, und wenn es uns gefällt, bleiben wir vielleicht noch einige Tage länger.«
»Ich bedanke mich, Frau Geldek. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden.«
»Auf Wiedersehen, Herr.. Toppe.«
Im Weggehen drehte er sich noch mal um: »Ach, Frau Geldek..«
»Ja?«
»Wirklich, zwei sehr schöne Autos. Und grüßen Sie Ihren Mann.«
Sie lächelte nur und schloß die Tür.
Mit der Frau hatte Geldek den großen Wurf getan; sie war der perfekte Wachhund.
Toppe fuhr zum Präsidium zurück. Er steckte in einer Sackgasse. Vielleicht hatte Siegelkötter recht, und er sollte sich wirklich innerlich von dem Fall verabschieden. Wenn er sich bloß nicht so sicher gewesen wäre, daß er auf genau der richtigen Spur war.
Trotzdem begann heute sein Weihnachtsurlaub, und in den nächsten Tagen würde sich sowieso nichts mehr tun.
Er schloß den Kofferraum auf, holte die weihnachtlich verpackte Kaffeemaschine heraus und trug sie ins Büro hinauf. Dort stellte er sie auf die Fensterbank neben seinen Schreibtisch und schrieb einen Zettel: von Helmut für uns alle – frohe Weihnachten und ein besseres neues Jahr.
Wer auch immer in den nächsten Tagen Bereitschaft hatte, würde sie finden.
Auf seinem Schreibtisch fand er auch ein Geschenk, ein schmales, schwarzes Feuerzeug mit einer Karte: Dir und Deiner ganzen Familie: Frohe Weihnachten – Astrid Steendijk
Der Heilige Abend verlief ruhiger und friedlicher als Toppe es erwartet hatte. Seine Schwiegereltern kamen nur zur Bescherung herüber und verschwanden schon vor dem Essen wieder. Gabis Mutter schenkte ihm eine Menge mitleidiger Blicke, hielt aber den Mund. Schon wieder die,Armer Irrer’-Ecke; was mochte Gabi ihr erzählt haben? Nach dem Kaninchenbraten, den Gabi dieses Mal selbst gemacht hatte, spielten sie mit den Kindern Monopoly und tranken beide zuviel Weinbrand.
Er bemühte sich um das Familienleben, aber er war unruhig. Die Feiertage hielten ihn nur auf. Von den dreizehn Tagen blieben ihm nur noch zehn. Innerlich fieberte er, endlich weitermachen zu können.
Trotzdem war der erste Weihnachtstag genau das, was Toppe so lange vermißt hatte. Sein Freund Arend Bonhoeffer kam mit Sofia, und nach langer Zeit kochten sie mal wieder zusammen, aßen gut, redeten viel, machten einen Spaziergang mit den Kindern und Pläne für einen gemeinsamen Sommerurlaub in Irland.
Gerade, als Toppe um Mitternacht die Haustür hinter ihnen schloß, klingelte das Telefon.
Es war Ackermann, so aufgeregt, daß er mal wieder schrie. Toppe konnte ihn kaum verstehen.
»Geht’s ein bißchen leiser?«
»Wilhelm Verhoeven ist tot!« »Was!« Jetzt schrie Toppe.
»Ja! Er ist gestern abend die Treppe runtergefallen und heute nachmittag im Krankenhaus gestorben.«
»Die Treppe runtergefallen?«
»Genau. Wo wir doch noch von gesprochen haben!«
26
Die Familie schwieg überrascht, als Toppe die Tür aufstieß. Sie saßen alle um den großen Küchentisch, auf dem noch das Frühstück stand: Hendrina, Ingeborg, Peter und auch der Enkel Frank, der wirklich eine jugendliche Ausgabe seines Großvaters war; er hatte sogar den gleichen sicheren, ernsten Ausdruck.
Mitten zwischen Johannisbeermarmelade, Rübenkraut und Kunsthonig lag das Testament.
»Mein Beileid«, sagte Toppe.
Peter Verhoeven musterte ihn von unten nach oben. »Finden Sie nicht, daß das nun doch etwas zu weit geht? Uns an einem solchen Tag zu überfallen! Weihnachten! Noch dazu haben wir einen Trauerfall. Sie wissen, ich stehe Ihnen gern zur Verfügung, aber es gibt doch auch noch so etwas wie ein Privatleben.«
»Nicht in diesem Fall«, antwortete Toppe und setzte sich auf den Stuhl, auf dem beim letzten Mal Wilhelm Verhoeven gesessen hatte.
»Sind Sie gerade bei der Testamentseröffnung?«
Keiner antwortete ihm. Ingeborg hatte ihn bisher noch nicht einmal angesehen; sie schob ihren Stuhl geräuschvoll zurück und fing an, den Tisch abzuräumen. Das Testament ließ sie liegen.
Frank beobachtete Toppe interessiert. Er saß neben Hendrina auf der Küchenbank und hielt ihre Hand. Die Alte wippte aufgeregt vor und zurück. Sie hatte ihren Blick starr auf Peter gerichtet und ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen.
»Wie ist denn das mit Wilhelm Verhoeven passiert?« fragte
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