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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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Tal wartete schon bald nach unserer Ankunft. Als Erstes mussten wir in einem Vorort von McKinney, wo der Pferdehändler-Kumpel und Kunde von Jan wohnte, unseren Pick-up und den Wohnwagen abholen. Er hatte uns ja versprochen, dass das Auto bis zu unserer Ankunft nicht benutzt werden sollte, damit wir gleich durchstarten könnten. Doch genau wie einst Jan nahm es auch der neue Hüter unserer mobilen Einheiten mit den Vereinbarungen nicht so genau. Der Pick-up war zwar noch da, als wir ankamen, jedoch waren die Reifen komplett heruntergefahren, der Reservereifen fehlte ganz, und das Auto war insgesamt in einem ziemlich desolaten Zustand. Um unsere Laune in dem Moment kurz zu umreißen: Euphorie geht anders.
    Egal. Wir nahmen den Pick-up, wie wir ihn vorfanden, holten von gegenüber noch den immerhin unangetasteten Wohnwagen und bewegten alles Richtung Outlet-Mall, um dort auf einer Art Camping-Parkplatz die erste Nacht zu verbringen. Wir wussten, dass man dort offiziell campen durfte, obwohl es dort nicht wirklich aussah wie auf den Campingplätzen, die man aus Europa so kennt. Die Outlet-Mall hatte einfach sechs oder sieben Stellplätze, die mit Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüssen bestückt waren und die man mieten konnte. Wir gingen zur Verwaltung, fuhren auf einen der Plätze und starteten das Abenteuer Amerika. So wurde unser erstes „Zuhause“ schließlich ein Stück Asphalt für unseren Trailer auf dem Parkplatz neben dem ortsansässigen „Factory Outlet“ an der Interstate-Autobahn. Hier verbrachten wir also unsere ersten zwei Nächte in den USA. Danach siedelten wir auf einen zwanzig Meilen entfernten „richtigen“ Campingplatz über. Unsere erste „Adresse“ war Sunshine Farm RV Park, 33806 Highway 82 W, Whitesboro, TX 76273. Doch hierher bekamen wir niemals Post. Es war ein Übergang, ein Drehkreuz in das neue Leben. Und trotzdem fühlte es sich bereits an wie das erste Stück Freiheit.
    Als Allererstes mussten wir uns jedoch um unsere „social security numbers“ kümmern, ohne die man eigentlich keinen professionellen Schritt machen kann, also nicht arbeitsberechtigt ist. Glücklicherweise gibt es sonst keinen großen Behördenkrempel, durch den man sich kämpfen muss. Kommt man aus Deutschland, ist das, als käme man als Soldat nach Jahren endlich aus dem Papierkrieg nach Hause. Am gleichen Tag, dem zweiten in Amerika, folgte dann schon das Gespräch mit meinem zukünftigen ersten Boss, Robin Wilson, dem Klimaanlageninstallateur, zu dem mir dessen Cousine vor dem Klo eines Airbus 340 den Weg bereitet hatte. Das Gespräch lief, wenn auch unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen, sehr gut. Er fragte mich etwas, und ich entgegnete zumeist „It’s great“, eine fast immer gelungene und gültige Antwort. Er fragte mich, ob ich ein EPA Certificate hätte, und versuchte das mit „license“ weiter zu erklären, als er sah, dass ich nicht wirklich im Bilde war. „Driver’s license?“, versuchte ich ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Aber mein Führerschein war nun wirklich nicht gemeint, und so mussten wir uns Millimeter für Millimeter in ein verständliches Gespräch vorarbeiten. Viel später erst stellte sich heraus, dass man ein EPA nur benötigt, wenn man an kältetechnischen Anlagen arbeitet oder Kältemittel vom Großhandel beziehen will. Kurzum, am Ende stand der Deal: Wenn Wilson Bedarf hat, wird er mich anrufen, und ich kann sofort anfangen. Die Prognose ging dahin, dass dies allerdings mindestens sechs Wochen dauern würde, was mir zu dem Zeitpunkt entgegenkam, da wir ja zunächst auch eine Bleibe brauchten und der ganze Umzug noch zu Ende gebracht werden musste.
    Das passte auch mit unserem recht entspannten Plan zusammen, binnen eines Jahres alle wichtigen Dinge in Ruhe anzugehen. Das heißt, ein ordentliches Haus zu finden, einen Job, wenn möglich auch einen für Manu, die Kinder in einer guten Schule unterzubringen und in das amerikanische Leben einzutauchen, ohne uns selbst darin zu verlieren oder fremd zu fühlen.
     

     
    agmar, ihr Kameramann und der Assistent sahen uns in den ersten Tagen in Amerika über die Schulter und in die oft ratlosen Gesichter. Sie filmten, wie wir mit der Maklerin Rita Greer eine Wohnung suchten, wie ich Robin Wilson traf und mit ihm im Englischen eine gemeinsame Sprache suchte, und wie wir alle plötzlich in dieser neuen Welt die ersten Schritte unternahmen.
    Mit der Maklerin Rita, die wir schon von Deutschland aus im Internet gefunden

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