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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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Früher war ich mal kurz Fan von Bruce Lee. Aber der ist ja dann auch irgendwann gestorben.
     
    Aber zurück zu den Amis. Neben einer guten Portion Nationalstolz und etwas Pathos, vielen Episoden der eigenen Geschichte und für Interessierte ein paar losen Klumpen Spanisch wird dem Durchschnittsschüler hier nicht viel von der Welt da draußen vermittelt. Dafür erlernen alle die Tugend der Hilfsbereitschaft: Anderen zu helfen und dabei höflich zu sein steht in den USA einfach immer auf der Tagesordnung! Hier könnten sich Europäer im täglichen Umgang miteinander sicher ein paar Scheiben abschneiden. Denn bei allen Dingen, die man an Amerikanern kritisieren kann (bei Deutschen, Franzosen, Japanern ist das ja nicht anders), fallen mir doch auch immer wieder schöne Geschichten ein. Ich erlebe täglich Sachen, die mir die Amerikaner ans Herz wachsen lassen. Allein der Weg zum Moss Lake erinnert mich mit seinen Stelen daran, was vielleicht die größte Leistung der Menschen hier war. Und immer wenn jemand in meiner Gegenwart über die Amis allzu sehr herzieht, sage ich: Wisst ihr eigentlich, was der Marshall-Plan ist? Amerika hat Deutschland befreit und dann tatkräftig geholfen. Wie viele Frauen haben sich mit Russen zusammengetan nach dem Krieg und wie viele mit Amerikanern? Allein daran lässt sich ablesen, wie unterschiedlich die einzelnen Länder mit uns und der schlimmsten aller Situationen umgegangen sind. Und auch wir fühlen uns nach wie vor sehr willkommen in Texas, Amerika.
     

     
    ie sich herausstellte, hingen die Kinder nicht so sehr an ihren deutschen Freunden, dass es ein Problem dargestellt hätte. Für Manu und mich war relativ klar, dass unser neues Leben uns derart einnehmen würde, dass wir gar keine große Möglichkeit hätten, alten Kumpels nachzuweinen. Natürlich vermisste Manu ihre Freundinnen, aber ansonsten ging unser Achterbahnleben hier genauso munter weiter wie zuvor in Hamburg, nur eben in einer erst langsam vertraut werdenden Umgebung. Wir kannten schon eine ganze Menge, hatten nach über einem Jahr die wichtigsten Dinge gelernt und fanden uns auch in der Gegend gut zurecht. Aber es gab immer noch Orte und Dinge, die es zu entdecken galt, die noch etwas im Dunkeln lagen. Darüber konnten wir uns aber ohnehin keine allzu großen Gedanken machen. Mit immer wieder neuen Ideen, was wir hier an unserem neuen Grundstück machen könnten, was es noch zu erforschen galt, und nicht zuletzt mit unseren Jobs gab es keine langweilige Minute. Es war wunderbar. Es gab irre viel zu tun, aber im Grunde war es trotzdem wie 365 Tage Ferien. Umso schöner, dass auch Janina und Jason das Leben hier ohne allzu großen Respekt annahmen, es ausprobierten und sich schnell darin zurechtfanden.
     
    An das Leben in der Schule hatten sich die Kinder wie schon erwähnt schnell gewöhnt, Freunde gefunden und viele kleine amerikanische Angewohnheiten übernommen. Doch bei aller Lockerheit im alltäglichen Leben reagierte die High School der beiden auf kleine Erschütterungen im sozialen Miteinander ziemlich strikt. Nachdem es irgendwo in der Gegend an einer anderen Schule Schwierigkeiten mit Drogen gegeben hatte, führte Janina und Jasons High School Drogenhunde ein. Zudem gab es bald darauf auch eine neue Kleiderordnung. Shirts mussten in der Hose getragen und es durften keine zu kurzen Röcke mehr angezogen werden. Janina und Jason hielten das für übertrieben, waren von den Änderungen aber ohnehin nicht sonderlich betroffen. Man merkte, dass die Schule versuchte, mit strikten Maßnahmen, aber zugleich auch etwas unsicher mit Härte, Prüderie, Übereifer und Panik auf Taten zu reagieren, die für sie aus dem gesellschaftlichen Rahmen fielen. Wer weiß, wann es in Deutschland die ersten Drogenhunde an Schulen geben wird.
     

     
    m März 2006 begann ich mit dem, was auch am Moss Lake unweigerlich folgen musste, dem Bau einer eigenen Werkstatt. Ich platzierte sie direkt hinter den Gartenzaun oben am Anfang des Grundstücks, in der Nähe der geparkten Autos, an denen es in regelmäßigen Abständen immer wieder etwas zu schrauben gab. Ich musste, wie schon vorher bei der Werkstatt im Garten unseres Hauses in Gainesville, ganz bei null anfangen. Im April hatte ich die Grundplatte gelegt, dann kam das Gerüst, und Ende Mai, Anfang Juni konnte hier gearbeitet werden. Ähnlich wie die Postkarten an der Innenwand von Konnys Hafenkneipe kam auch an die Wand der Werkstatt eine kleine Sammlung, allerdings nach

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