Konny Reimann
ein neues Innenleben, eine Veranda mit Dachplane, innen spendierte ich ihr eine Bar, außen Lichterketten, Kleinkram und Verschönerungen. An einer Außenseite der Bude brachte ich eine Handwerker-Arbeitsfläche mit einem Waschbecken und einem Regal an, auf und unter dem sich heute Kanister, Töpfe, Werkzeug, allerlei Materialien, alte Autoreifen, Holz, ein Spaten und vieles mehr stapeln. Über der Spüle wartet derzeit eine kaputte „Miller“-Bier-Leuchtreklame mit ihren Neonröhren auf bessere Zeiten. Auch den Weg zu unserer neuen Kneipe baute ich aus. Heute ist es ein breiter Holzweg, an dessen linker Seite sich unsere sehr lieb gewonnene große offene Feuerstelle befindet, an der wir alle paar Tage aufs Neue unser Lagerfeuer entfachen oder einfach alten Müll verbrennen. Blumenbeete, Manus Aloe-Vera-Anbau, Brennholzreserven und hier und da noch altes Unkraut ergänzen die Kulisse.
Ich verlegte damals Stromkabel, deutsche Steckdosen und noch mal diverse Lichterketten den kompletten Weg von ganz oben am Eingangstor bis nach unten, die Treppen entlang und um die Wellblechkneipe herum. Abends hat man jetzt den Eindruck, man geht durch ein wahres Lampenland: Der ganze Hang leuchtet mit den vielen Ketten, und unten, kurz über dem Lagerfeuer, findet sich dazu oft noch eine ganze Horde Glühwürmchen ein. Die Veranda der Kneipe dient uns inzwischen an den zahllosen warmen Tagen und Abenden mit ihren vielen Stühlen, einer aus einem Auto herausgerissenen Sitzbank und ein paar Tischen fast als Wohnzimmer. Man sitzt dort direkt am Wasser. Veranda und Kneipe zusammen wissen, wie sie einem das Leben angenehm machen können mit einem Kühlschrank in der Hütte, der einen stets mit dem Nötigsten versorgt.
Zwar erledigte ich die schwierigen Aufgaben auf unserem neuen Grundstück, aber Manu und die Kinder packten auch mit an, und uns wurde allen sehr schnell klar, dass hier noch ein ganzer Haufen Arbeit auf uns wartete. Die Kneipe war erst der winzige Anfang eines sprichwörtlich großen Berges an Aufgaben.
Richtig eingeweiht wurde Konnys Hafenkneipe in der Nacht vom 31. Dezember 2005 auf den 1. Januar 2006. Unser zweites amerikanisches Silvester stand ganz im Zeichen der neuen, na ja, Immobilie, der kleinen Wellblechbar am See. Vielleicht war es nicht die größte Party, die wir je hatten, aber sicher eine der schönsten.
Neuerdings schaut der kleinen Bar noch ein weiteres Haus auf den Kopf. Aber das ist eine andere Geschichte – für später.
chon im Spätherbst 2005 hatte ich angefangen, das Haus oben am Grundstück zu bearbeiten. Ich versuchte zunächst, zu retten, was schon nicht mehr zu retten war und selbst ich nicht retten konnte. War der Plan eigentlich gewesen, das Innenleben des Hauses zu erhalten und nur auszubessern, wo es nötig war, wurde schnell überdeutlich, dass dies bedeuten würde, ein gegessenes Brot zu schmieren. Der Kasten war hin. Ich riss die Wände raus. Alles war Bruch. Schaute man genauer hin, fand man nur Müll vor. Wenn es nicht schon kaputt war, drohte es einem direkt damit, in nächster Zeit seinen Geist aufzugeben.
Es gab keine andere Lösung – wir mussten das Haus abreißen. Das Gute daran war, dass ich natürlich sofort den Plan entwickelte, etwas Größeres dort hinzustellen. Etwas, was sich mit dem Vorhandenen nur noch die Bezeichnung Haus teilen würde, und auch das nur mit viel Mühe. Schon bald spukte noch ein anderer Begriff zusätzlich in meinem Kopf herum: Leuchtturm.
Die Arbeit am Haus war derart umfangreich, dass es eine kleine Ewigkeit dauerte, bis ich entscheidend vorankam, da ich nur vor und nach meinen Schichten im Kasino dort weiterarbeiten konnte. Zudem waren nun, mit dem Kauf des gesamten Geländes, auch gleichzeitig noch Dutzende anderer Baustellen eröffnet. Als klar war, dass das Haus oben hinter dem Eingang nicht stehen bleiben würde, ging ich systematisch vor. Alles aus der Bude, was auch nur halbwegs eine Überlebenschance hatte, was irgendwo irgendwie noch eine Verwendung haben konnte, ein Zweitleben, holte ich aus der Klappermühle heraus, selbst wenn es nur Details waren. Der Ventilator aus dem ehemaligen Wohnzimmer zum Beispiel steht – beziehungsweise dreht – heute noch seinen Mann unter der Plane auf der Veranda der Hafenkneipe, wo seine Anwesenheit bei teilweise über vierzig Grad auch dringend erforderlich und gewünscht ist. So förderte ich im Januar 2006 ein paar Dinge zutage, riss im März ein paar Sachen ein oder
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