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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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Seltenheit sind und auch extreme Wetterlagen die Gegend ab und an besuchen, schien sich hier etwas Schlimmeres zusammenzubrauen. Der Regen wurde stärker, der Hagel hartnäckiger, schließlich peitschte eine Mischung aus beidem waagerecht durch die Straßen. Als es uns unheimlich wurde, brachten wir zunächst Manus 8.000-Dollar-Nähmaschine in Sicherheit, wenn es denn in so einer Situation eine „Sicherheit“ gibt. Das Perfide an dem Tornado war, dass er innerhalb von Sekunden da war. Ich stand zu der Zeit hinten am Fenster in unserem Haus in Gainesville und blickte in den Garten, wollte Zeuge des anfangs noch lustigen Spektakels werden.
    Janina arbeitete an jenem Tag bei Braum’s, doch auch dort hatte niemand die Warnung vor dem schweren Sturm mitbekommen. Als der Chef und seine Mitarbeiter sahen, was sie erwartete, war es bereits zu spät. Braum’s ist nicht eben ein vor derartigen Wetterkatastrophen vollkommen gesichertes Haus in Gainesville. Die wenigsten sind das. Also scheuchte Janinas Boss seinen Stab in den Kühlraum. Kein wirklich überragender Ort, um sich länger aufzuhalten, aber immer noch besser, als im Auge eines Tornados zu stehen.
    Genau wie Janina hatten auch wir, sagen wir mal, einen gewissen Respekt vor dem herannahenden Kollegen, ohne genau zu wissen, was da eigentlich kommt. Wie hätten wir den Tornado auch als solchen identifizieren sollen? Das Härteste, was ich in dieser Richtung je erlebt hatte, war Windstärke zwölf oder dreizehn beim Surfen damals. Ein Wetter also, bei dem man, wenn auch unter größter Kraftanstrengung, sogar noch dem Meer trotzen und Spaß haben kann – ich zumindest. Nun aber sah ich, wie sich vom Dach des Nachbarhauses hinter unserem Garten Wellblechteile lösten und durch die Luft wirbelten. Sie schlackerten, rissen sich los und segelten ungelenk davon. Es war, als würden überall die Häuser und Gegenstände in der Nachbarschaft wimmern und klappern. Der Tornado schluchzte mit Hochgeschwindigkeit durch die Gärten und Straßen, und selbst wenn man nicht im Zentrum des Sturms war, konnte man genug Befürchtungen haben, dass jederzeit die Haustüren auffliegen würden. Aber selbst die wirbelnden Wellblechteile vom Nachbarn fand ich zunächst eher aufsehenerregend als beängstigend. Ich sah dem riesigen rostigen Blechlaub zu, wie es sich vom Dach des angrenzenden Hauses verabschiedete und im Sekundentakt in meine Richtung abhob wie Flugzeuge von einer Landebahn, wähnte mich jedoch ziemlich in Sicherheit und war zudem sehr gebannt von dem ganzen Spektakel. Die Luft bäumte sich auf, nichts schien mehr am Boden verankert, alles konnte einem jeden Moment um die Ohren fliegen. Als wir uns später die Gegend ansahen, war es fast ein Wunder, dass unser Haus keinen großen Schaden genommen hatte. Zumindest bei meiner Werkstatt wusste ich, warum: Sie war nach deutschen Maßstäben gebaut. Und auch wenn Deutschland nicht eben bekannt ist für seine Vielzahl an Tornados oder ähnlichen Naturkatastrophen, so doch sehr wohl für seine Sicherheit, was Bauten angeht. Man möchte meinen, dass Erdbebengegenden wie die Türkei oder Japan oder Wirbelsturmzentren wie im Süden der USA diese Expertise weit nötiger hätten.
     
    So grollend und mit einer Vorhut von massivem schlechtem Wetter der Tornado sich auch angekündigt hatte, so schnell und überraschend war er schließlich da – und genauso schnell verschwand er auch wieder. Wie schlimm das Ausmaß der Zerstörung wirklich war, erfuhren wir erst später. Als alles vorbei war. Ich stand immer noch hinten am Fenster und betrachtete unseren mitgenommenen Rasen und die darin verstreut herumliegenden Dachteile. Als sich schließlich alles wieder beruhigt hatte und die Lage sicher schien, ging ich in den Garten und machte eine erschütternde Entdeckung: Die so unheilvoll und unberechenbar durch unseren Garten fliegenden Dachstücke des Nachbarn waren nicht nur mit einer ungeheuren Geschwindigkeit über den Zaun auf mich zu geflogen – sie wären auch direkt durch unser Fenster gekommen und ohne große Vorwarnung in meinem Gesicht gelandet und hätten mich wahrscheinlich nach allen Regeln der Kunst in Bindfäden zerschnitten, wenn sich ihnen nicht todesmutig die riesige Eiche in unserem Garten in den Weg gestellt hätte. Die Äste und Zweige des stummen Riesen waren es, so konnte man an den wie in einem Halbkreis um ihn herumliegenden Dachstücken sehen, die eine Katastrophe für uns und mich im Speziellen verhindert hatten. Der

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