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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Kunden mußten zunächst die Glastür und danach eine schmale Passage durchqueren, die nach links führte. Die eigentliche Bank war von der Straße her nicht zu sehen. Die Schalter lagen auf der linken Seite, die Regale mit Überweisungen und anderen Vordrucken standen neben dem Eingang, rechts bot eine Sitzgruppe Platz für vier oder fünf Personen. Hinter dem Tresen konnten bei großem Andrang fünf Angestellte arbeiten. Zu dieser frühen Stunde reichte sicher einer. Es war möglich, die Bank durch einen anderen Ausgang zu verlassen, der auf den Platz führte. Ein Bankräuber konnte dort seinen Wagen abstellen, den Zündschlüssel stecken lassen, einmal um den Block gehen, die Glastür öffnen, die Bank ausrauben und innerhalb weniger Sekunden verschwunden sein. In der Fußgängerzone würde es großes Aufsehen erregen, wenn jemand dort einen Wagen abstellte. Aber zur Bank gehörten vier Parkplätze mit Parkuhren, gleich neben dem Ausgang zum Platz. Sejer starrte noch immer die Tür an, durch die der Mann verschwunden war, er fand einfach keine Ruhe. Mit resigniertem Schulterzucken und energischen Schritten kehrte er um. Er brauchte es ja niemandem zu verraten. Er öffnete die Tür, schlenderte durch den engen Gang und erreichte die Schalter. Neben dem Mann mit der Tasche hatte sich eine weitere Kundin eingefunden, eine junge Frau. Eine Bankangestellte setzte gerade ihre Brille auf und beugte sich über die Computertastatur. Der Mann mit der Tasche kehrte Sejer den Rücken und füllte eine Überweisung aus. Er schaute nicht auf, als Sejer hereinkam. Er schien es eilig zu haben.
    Sejer blickte sich verwirrt um. Er mußte irgendeinen Vorwand für sein Erscheinen finden und nahm deshalb eine Broschüre über zusätzliche Altersversorgung aus einem Regal. Dann ging er. Es muß ja wohl Grenzen geben, rief er sich selbst zur Ordnung. Er war ohnehin einige Minuten zu spät dran, eigentlich kam er nie erst in letzter Sekunde auf die Wache. Wieder in der Fußgängerzone, lief er rasch weiter. Er passierte den Schmuckladen, Brunner Blumen und Pino Pino, wo Elise ihre Kleider gekauft hatte. Das rote zum Beispiel. Gleich darauf konnte er das Dach der Wache sehen. Er wollte gerade die Straße überqueren, als der Schuß fiel. Ein Stück entfernt, aber doch deutlich. Und irgendwer schrie auf.
     
    Die meisten blieben stehen. Nur einige wenige zuckten mit den Schultern, schauten sich kurz um und gingen weiter. Andere drückten sich auf der Straßenseite, die der Bank gegenüberlag, an die Mauern. Eine Mutter legte beschützend die Arme um ihr Kind. Ein alter Mann, vielleicht schwerhörig, blickte sich verwirrt um und schien sich zu fragen, warum alle Welt stehenblieb. Er glotzte Sejer hinterher, als der kofferschwenkend vorbeirannte. Sejer war ein guter Läufer, aber der Koffer ruinierte seinen Rhythmus und ließ ihn blödsinnig aussehen. Eine Frau kam aus der Bank getaumelt. Sie lehnte sich an die Wand und schlug die Hände vors Gesicht. Er erkannte die Kassiererin. Nun sank sie in sich zusammen und setzte sich ganz einfach auf den Asphalt.
    »Polizei«, keuchte er. »Was ist passiert? Ist jemand verletzt?«
    »Polizei?«
    Sie blickte verwundert zu ihm hoch. »Er hat mich ausgeraubt«, flüsterte sie. »Er hat mich ausgeraubt und ist auf den Platz hinausgelaufen. Und dann ist er weggefahren, in einem weißen Auto.«
    Sejer riß die Augen auf, als sie weitersprach.
    »Er hat eine Frau mitgenommen.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Er hat sie mitgenommen. Aus der Bank und ins Auto.«
    »Er hat eine Geisel genommen?«
    »Er hat ihr den Revolver ins Ohr gesteckt.«
    Sejer starrte über den Platz. Aus dem Springbrunnen rieselte Wasser, die Türkentauben pickten in trauter Eintracht Krümel auf. Ihnen konnte der Banküberfall ja auch egal sein. Sejer ließ die Frau sitzen und lief zu zwei Jungen, die in eine eifrige Diskussion vertieft waren. Sie standen beim Springbrunnen und hatten Bank und Hauptstraße gleichermaßen gut im Blick.
    »Habt ihr gesehen, in welche Richtung er gefahren ist?«
    Die beiden schwiegen und starrten ihn an.
    »Polizei«, teilte er mit und stellte seinen Koffer ab.
    »Das ging aber schnell«, rief der eine Junge, ein dünner Wicht mit zweifarbigen Haaren, der seine Sonnenbrille auf den Kopf hochgeschoben hatte. Seine Haare waren eigentlich schwarz, aber in der Mitte hatte er einen Streifen bleichen lassen. Er drehte sich um und zeigte auf die Hauptverkehrsstraße, die zwischen Feuerwache und Restaurant Diamant aus

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