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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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wirst staunen, wie kalt es in dieser Höhe ist.«
    »Ich kann etwas berichten«, sagte Skarre, um abzulenken. Er schlug sein Notizbuch auf und zeigte auf die Seite. Sejer las mit gerunzelter Stirn und nickte langsam. »Hast du ihn gefunden?«
    »Mai zufolge ist Tommy Rein verreist. Und Mai weiß angeblich nicht, wohin. Ich war bei dem Haus, aber der Vater war nicht da, und ein Nachbar behauptete, er werde erst nach dem Wochenende zurückkommen.«
    »Dann versuchen wir am Sonntag abend noch einmal unser Glück. Das kann immerhin eine Spur sein. Da fällt mir ein: Du solltest vorher eine Versicherung abschließen. Duo-Versicherung. Ich kann dir die Nummer raussuchen.«
    »Seltsam, der Sohn ist verreist, und in dem Moment, wo ich den Vater besuchen will, ist auch der verschwunden.«
    »Vielleicht hat er irgendwo ein Ferienhaus. Hast du vielleicht einen windundurchlässigen Skianzug oder so? Für das eine Mal brauchst du dir nicht extra einen Sprunganzug zu kaufen. Aber die Stiefel sind wichtig. In der Apotheke kriegst du elastische Binden, die schützen zusätzlich.« Sejer ließ sich im Sessel zurücksinken und lächelte einladend.
    »Weißt du, daß es im Königlichen Wappen fünfzig verschiedene Biersorten gibt?« fragte Skarre giftig. »Und die haben bis zwei Uhr morgens geöffnet. Wenn wir gegen sechs anfangen, schaffen wir eine ganze Menge. Ich lasse uns einen Tisch reservieren, von dem es zur Toilette nicht so weit ist.«
    »Der Winddruck ist so stark, daß du den Mund nicht mehr zukriegst, wenn du ihn im freien Fall aufmachst. Er wird auseinandergezogen, und du siehst aus wie ein Seeteufel.«
    »Deinen Lieblingswhisky, Famous Grouse, den haben sie auch, das habe ich schon überprüft.«
    »Konzentrier dich lieber auf deinen Sprung. Die Sache liegt ganz anders, als wir zunächst angenommen hatten. Jemand war auf das Geld aus. Wenn Tommy Rein wie vom Erdboden verschluckt ist, kann er ja seine Gründe haben. Und vielleicht arbeitet er mit einem Kumpel zusammen.«
    »Dann hätten sie nachts zugeschlagen. Und ein Auto genommen, um schnell wieder verschwinden zu können.« Er erhob sich und legte die Hand auf die Türklinke. »Vergiß nicht, genug Bier in deinen Kühlschrank zu packen. Am Tag danach hilft nämlich nur das.«
     
    Er hatte das Klopfen nicht gehört. Plötzlich stand Sara vor ihm, mit einer Tüte in der Hand. Sie war zu Hause gewesen und hatte sich umgezogen. Zu Hause bei Gerhard, dachte er.
    Sie kam auf ihn zu und blieb vor seinem Schreibtisch stehen.
    Er gab sich alle Mühe, seine Überraschung und die Gefühle, die über ihn hereinbrachen, zu verbergen.
    Sara Struel sah ihn an. Der Hauptkommissar sah anders aus. Überrumpelt. Offensichtlich fiel es ihm schwer, die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. »Was kann ich für Sie tun?« stammelte er.
    »Das weiß ich noch nicht.« Sie lächelte.
    Totenstille herrschte. Die Ringe in ihren Augen tanzten. Er lächelte unbeholfen, hatte das Gefühl, daß sein Gesicht erstarrte.
    »Wollen Sie nicht wissen, warum ich hergekommen bin?« fragte sie, noch immer lächelnd.
    Im nächsten Urlaub willst du mit Gerhard nach Israel fahren, und du brauchst einen neuen Paß, und die Paßstelle ist hier im Erdgeschoß, also kannst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    »Sind Sie nicht neugierig?«
    Im Moment fürchte ich mich eher.
    »Jetzt sind Sie genauso hilflos wie die Kröte«, sagte sie. »Ich bin gekommen, weil ich Sie wiedersehen wollte.«
    Bald werde ich Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten können.
    »Und ich habe Durst.« Sie legte den Kopf schräg. »Sie haben nicht zufällig etwas zu trinken?«
    Wie ein Schlafwandler erhob er sich und holte ihr etwas.
    Vielleicht mißhandelt Gerhard sie. Und jetzt will sie aus dieser Ehe ausbrechen.
    »Verzeihung«, sagte sie leise. »Nun habe ich Sie in Verlegenheit gestürzt. Aber ich sage eben lieber, was Sache ist.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte er ernst, als sei sie eine Zeugin, die eine wichtige Entdeckung gemacht hatte, weshalb er sich um den Fall kümmern mußte.
    »Ich weiß, daß es anderen anders gehen kann. Aber wir sind schließlich erwachsene Menschen.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    Er leerte sein Glas Mineralwasser auf einen Zug und starrte die Tischplatte an. Starrte die Schreibunterlage mit der Karte von Afrika an, wo die Kriege tobten. Auch in ihm tobte so allerlei. Er fühlte sich so leicht entzündlich wie ein Benzinfaß. Ein kleiner Funken würde ihn lichterloh auflodern lassen. Zum

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