Kontaktversuche
können auch noch eine Weile hierbleiben und uns von den drei ultragrünen Sonnen braunbrennen lassen.«
Man hatte jedoch den Eindruck, daß auch er nicht viel von einer Ruhepause hielt und nur seine Neugierde verbergen wollte.
»Wir können uns unterwegs sonnen«, entschied Wlado.
Sie wählten eine Richtung, die sie für sich als Osten bezeichneten, und brachen auf. Vier Tage lang entdeckten sie nichts Besonderes, wenn man von zwei fliegenden Maulwürfen und einem anderen Wesen absah, von dem sich nicht mit Genauigkeit sagen ließ, ob es sich um eine Pflanze, ein Tier oder nichts von beiden handelte.
Als sie schon jede Hoffnung aufgegeben hatten, irgendein vernunftbegabtes Geschöpf aufzuspüren, raschelte das Strauchwerk neben ihnen, und ein Kopf mit neugierig aufgesperrtem Maul kam zum Vorschein.
»Ein Affe!« rief Tom freudig aus.
Man hörte Zweige knacken, und auf die Lichtung trat ein großes, zottiges Wesen. Es stapfte schwerfällig auf seinen Hinterpfoten drein, während die Vorderpfoten einen dicken Ast mit ausgebrochenen Zweigen umklammerten. Dann stützte es sich auf diesen Ast, stülpte seine aufgeworfenen Lippen vor und fauchte die Ankömmlinge an.
»Sehr angenehm!« sagte Wlado leicht verstört.
»Wie geht’s Ihnen?« fragte Tom zuvorkommend.
Der Liljanabewohner seufzte und blinzelte sie an. Er nahm sich äußerst seltsam aus. Man hatte den Eindruck, als sei er aus verschiedenen, teils von Affen, teils von Menschen stammenden Körperteilen zusammengefügt worden.
»Ja-a! Der offizielle Empfang ist im vollen Gange. Die Blasmusik wurde auf Grund des Mangels an Dirigenten abgesagt. Sie werden erst in ein paar Millionen Jahren geboren«, konstatierte Tom betrübt.
»Wir kommen ein bißchen zu früh«, stimmte Wlado finster zu. »Das hier ist noch ein Affe.«
»Ein Affe ist das nicht mehr, aber auch noch keinesfalls ein Urmensch«, präzisierte Tom.
»Mir wär’s lieber, wenn das nur ein Affe wäre.«
»Wieso?«
»Wenn dich ein wildes Tier anfällt, kannst du dich zur Wehr setzen, mit diesen hier werden wir uns aber wohl lieber nicht bekriegen, was?«
»Wie sollen wir mit diesen Museumsstücken auskommen, bis unsere Leute wieder da sind?«
»Tom!« unterbrach ihn Wlado. »Das Lager!«
Tom begriff sofort. Wenn diese urtümlichen Liljanabewohner nun ihr Lager aufspürten! Er richtete rasch den Videographenreflektor nach Westen. Der Bildschirm flimmerte auf und zeigte ihnen die orangefarbene Lichtung. Sie war nun jedoch alles andere als unbelebt. Um Raketenfähre und Lager hüpften ausgelassen etwa zehn der affenartigen Planetenbewohner herum. Sie warfen sich irgendeinen Gegenstand zu und stießen mit ihren kehligen Stimmen fröhliche Schreie aus. Ihr Spiel glich einer Mischung aus Basketball und Hockey.
»Womit werfen sie da herum?« fragte Tom, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.
»Ist nicht zu erkennen«, erwiderte Wlado. »Stell doch mal lauter!«
Tom drehte an einem Knopf, und in das wirre Gekreisch der Liljanabewohner mischten sich durchaus verständliche, atavistische irdische Schimpfkanonaden.
»Das Elektronenhirn!« rief Wlado entsetzt.
Das Elektronenhirn, das mindestens so klug war wie achtzehn Oxford-Professoren und drei korrespondierende Mitglieder der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften zusammen, befand sich in den Händen der Wilden! Diesen Hohn würde es nicht vertragen! So war es auch: eines seiner Zahnräder sprang ab, und nun gab es nur noch schizophrenen Unsinn von sich. Danach schien es noch einmal zu sich zu kommen, rasselte mit mechanischer Kaltblütigkeit ein paar lateinische Sentenzen über die Vergänglichkeit alles Irdischen (beziehungsweise Liljanischen) herunter und verstummte endgültig.
»Wir müssen sofort umkehren!« sagte Tom, und die beiden Astronauten flogen im Eiltempo zurück. Während ihrer kurzen Verschnaufpausen schalteten sie hin und wieder den Videographen ein.
So wurden sie zu machtlosen Zeugen des Untergangs ihrer Apparatur für die Sammlung und Analyse kosmischer Informationen, der Universal-Reiseschuhputzmaschine URSPM-2 und des Staubsaugers für kosmischen Staub.
Und nun, bei ihrer Ankunft, starrten Tom und Wlado (wie eingangs beschrieben) sprachlos vor Verzweiflung auf ihre ausgeweideten Schinkenkonserven, die zerschlagenen Dosen mit Kondensmilch, die zerkauten Tuben mit Nährpaste und – das Allerschrecklichste – den zertrümmerten Koch-Roboter, Marke »Gesunde Ernährung«, das neuste Modell des Industriebetriebes für kybernetisch-kulinarische
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