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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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Aggregate.
»Jetzt sind wir gezwungen, uns selbst unser Essen zu kochen, bis die anderen zurückkommen«, sagte Wlado.
»Hast du wenigstens eine verschwommene Vorstellung davon, wie so etwas gemacht wird?« fragte Tom.
»Darüber habe ich mir noch nie den Kopf zerbrochen. Es wird schon nicht schwierig sein.«
»Das glaubst du! Mein Großvater war ein berühmter Konstrukteur kulinarischer Maschinen. Er behauptete, für diese Arbeit müsse man geboren sein.«
Wlado blickte ihn voller Hoffnung an.
»Spürst du keine erbliche Veranlagung in dir?«
»Außer einem Bärenhunger spüre ich nichts«, bekannte Tom aufrichtig.
»In der Rakete steht noch ein Karton mit Konzentraten«, bemerkte Wlado.
»Br-r-r!« erwiderte Tom unzweideutig.
»Br-r-r-r-r-! Br-r-r-r-r-!« wiederholten die Liljanabewohner und brachen in albernes Gejohle aus.
Das war zuviel.
»Gut!« murmelte Tom. »Sehr gut! Das sollt ihr mir büßen!« Seine Stimme klang entschlossen.
»Was hast du vor?« fragte Wlado beunruhigt.
Tom wandte sich zu ihm um. In seinen Augen glomm ein dunkles Feuer.
»Laß dir ja nicht einfallen, mich zurückzuhalten!« stieß Tom hervor. »Sie haben das Tier in mir geweckt!«
»Gut, gut! Der Ruf der Wildnis, die Stimme des Dschungels, der archaische Instinkt und so weiter«, bemerkte Wlado liebenswürdig. »Ich weiß nur nicht, was du vorhast. Willst du sie beißen?«
Tom antwortete nicht. Er band sich rasch das tragbare Drachensegel auf den Rücken. Die Liljanabewohner und Wlado beobachteten mit Interesse, was daraus werden würde.
»Übermorgen bin ich wieder da!« rief Tom und schwirrte in unbekannter Richtung ab. Wlado schlief, als Tom zurückkehrte. Ohne seinen hermetischen Raumanzug abzulegen, warf dieser sich geräuschvoll aufs Bett und blickte erst dann zu Wlado hinüber.
»Du kannst ruhig weiterschlafen! Wir sind gerächt!«
»Was hast du angestellt?« fragte Wlado schlaftrunken.
»Oh, nichts Besonderes!« sagte Tom vieldeutig. »Nichts Besonderes!« wiederholte er noch geheimnisvoller und lachte hämisch.
»Sag sofort, was du angerichtet hast!«
»Ich hab’s dir doch schon gesagt. Für alles habe ich mich gerächt! Ich werde jetzt ein paar Monate lang diese widerlichen Konzentrattabletten schlucken, aber auch sie werden noch an mich denken!«
»Die Tabletten?«
»Sei nicht albern, ja? Du weißt genau, daß ich von unseren ›Freunden‹ spreche.« Wlado sprang auf.
»Hast du ihnen etwas angetan?«
»Ja, mein Junge, das habe ich, und zwar etwas Schreckliches, Grauenhaftes, was dir das Blut in den Adern erstarren läßt! Meine Rache ist einfach genial! Luzifer ist gar nichts dagegen! Noch nach Millionen Jahren werden sie an mich denken!«
Tom erprobte von neuem sein drohendes Lachen. Es gelang ihm ganz gut.
»Nun rede endlich!« brüllte Wlado.
»Ja doch«, sagte Tom ruhig. »Erinnerst du dich an die große Höhle am Ostufer?«
»Ja.«
»Na also. In ihr hab’ ich eine ganze Serie von Wandgemälden im Stil Walt Disneys hinterlassen. Mit der Ultraschallzentrifuge hab’ ich sie eingeritzt! Und auf den großen flachen Stein, auf dem wir uns gesonnt haben, hab’ ich mit nicht abwaschbaren Universalfarben eine Jagdszene gemalt: Dutzende von Liljanabewohnern umzingeln einen riesigen, elefantengroßen Teekessel. Außerdem hab’ ich im Umkreis von mindestens hundert Metern Porzellanfigürchen verschiedener irdischer Sujets verteilt.«
»Woher hattest du die?«
»Wußtest du nicht, daß ich mich nie von meiner Sammlung primitiver Porzellanaschenbecher aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts trennte?«
»Ach du meine Güte!« Mehr konnte Wlado nicht sagen.
»An einigen gut ausgewählten Stellen hab’ ich Inschriften angebracht. Dabei hab’ ich versucht, mich an alle möglichen Schriftarten zu erinnern. Sogar Keilschrift und Hieroglyphen sind darunter, und zu guter Letzt hab’ ich mich ›mit Strich und Schnitt‹ verewigt, wie euer Kuttenträger Chrabyr sagte.«
Wlado schwieg.
»Schluß!« Tom rekelte sich zufrieden. »Sie werden nie eine richtige Vorstellung von ihrer Vergangenheit haben. Stell dir vor: Zehntausende von Paläontologen, Archäologen, Kunstwissenschaftlern, Historikern und andere werden Scherereien mit diesen ›historischen Denkmälern‹ haben! Und das erst nach vielen Millionen Jahren.«
Tom brach von neuem in Lachen aus.
Draußen auf der Lichtung tummelten sich die nichts ahnenden Liljanabewohner. Durch die offenstehende Luke drang ihr fröhliches Gekreisch. Sie hegten keinerlei Verdacht.
»Ihr werdet

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