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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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hinüber zu einer Treppe, die er hinabstieg, bis er sein Stockwerk erreichte, in den Gang einbog, der zu seinem Zimmer führte. Sekunden später stand er unter der Dusche, die ihn abwechselnd mit eisigem Wasser und heißen Dämpfen überschüttete. Varl hoffte, so die lähmende Müdigkeit aus seinen Gliedern und seinem Kopf vertreiben zu können.
    Erica Borken sah ihm zu, als er aus der Duschkabine trat und sich mit einem Handtuch abrubbelte.
    Bissig sagte sie: »Hat dir das Spiel Spaß gemacht?«
    »War mal was anderes.«
    »Das heißt also, du wirst meiner überdrüssig, nicht wahr?« Als er dazu schwieg, fügte sie hinzu: »Hast du nicht den Mut, es mir ins Gesicht zu sagen?«
    »Also schön«, schnappte er zurück. »Ich habe dich satt – dich und das alberne Spiel, das du spielst. Zufrieden?«
    »Du hältst es für ein Spiel?«
    »Ein Spiel, ein Test – nenn’ es, wie du möchtest. Aber ich habe die Nase voll davon. Du kannst deinem Boß sagen, daß ich ihn sprechen möchte, sofort.«
    »Nicht jetzt«, sagte sie. »Er wird schlafen.«
     

 
6.
     
    Der Schlaf wollte sich nur zögernd einstellen, aber als er endlich Fuß gefaßt hatte, wollte er sein Reich auch nicht so schnell wieder aufgeben. Träume und Erinnerungen verwoben sich ineinander, erzeugten Phantasien, in denen jene wieder zum Leben erweckt wurden, die schon längst tot waren. Wie ein Fisch, der durch endlose Schichten von Licht und Dunkelheit hindurchschwamm, tauchte Nasir Kalif schließlich aus seinem Schlaf auf, um sich den Leiden eines neuen Tages zu stellen.
    Es würde ein Tag der Entscheidungen werden, das wußte er, denn wenn sonst schon nichts, so brachte das Alter große Erfahrung mit sich. Und weil nur ein hohes Alter auch Reife mit sich brachte, wunderte er sich wieder über das grausame Schicksal, das die menschliche Rasse erleiden mußte. Es schien genetisch festzustehen, daß ein langes Leben noch lange keine Humanität hervorbrachte. Zwar lebten jetzt viele Menschen sehr lange, aber abgesehen von ihm war keiner wirklich erwachsen geworden. Die meisten waren wie Kinder, die mit gefährlichem Spielzeug hantierten, Kinder, die glaubten, Erwachsene zu sein.
    Das war das Grundproblem aller Konflikte, aller Intoleranz, allen Hasses und aller Vorurteile. War die Ursache mörderischer Kriege – die Menschen waren die Kinder, die sich in der Dunkelheit vor Angst verkrochen.
    Und dann hatte Kreutzal ihnen ein wunderschönes neues Spielzeug geschenkt.
    Eines, das sie vernichten würde.
    Als er daran dachte, kam in ihm wieder die Spannung auf, die ein unsichtbares Band um seine Schläfen legte und in seinem Magen Druck erzeugte. Eine dumme Furcht – schließlich lebte er schon in geliehener Zeit, und was sollte es ihn kümmern, was die Zukunft bringen würde? Als ein wirklich reifer Mensch rechnete er mit dem Tod und dem Vergessen, das er mit sich brachte. Und doch war er ein Mensch und ein Gefangener seiner Gene. Er wollte auch überleben, um jeden Preis überleben.
    Gewaschen, angezogen und mit chemisch hervorgerufener Kraft versehen, begann der Kontroller der Erd-Konföderation seinen Tag.
    Er schaute zu Varl, der vor ihm stand. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen Tee zu trinken.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann …«
    »Sie sind ungeduldig. Ich weiß, das ist ein üblicher Zustand in der Jugend, aber Sie müssen versuchen, ihn zu beherrschen.« Kalif deutete auf einen Sessel. »Setzen Sie sich, trinken Sie Tee und essen Sie ein Stück Kuchen. Probieren Sie auch Marmelade und Brot und Butter, entspannen Sie sich. Nichts ist so dringend, daß es nicht warten könnte.«
    »Tu, was er sagt, Kurt.« Erica hielt ihm eine gefüllte Tasse entgegen. »Bedien dich mit Milch und Zucker, wenn du möchtest.« An den Kontroller gewandt, sagte sie: »Haben die Leute früher wirklich so beisammengesessen und getrunken und gegessen?«
    »Selbstverständlich. Gastfreundlichkeit war einer der bedeutendsten Bräuche, den die Menschheit erfunden hat. Einem Gast Nahrung und Getränke anzubieten, versicherte ihn eines herzlichen Willkommens. Dieser Brauch ist auf vielen Welten heute noch üblich.« Kalif nahm sich ein Stück Kuchen, und nach wenigen Bissen fragte er Varl in unverändertem Tonfall: »Haben Sie eine Antwort gefunden?«
    »Wie ich Kreutzal finde? Vielleicht.«
    »Noch Zweifel? Warum wollen Sie mich dann sprechen?«
    »Sie wissen doch sonst alles«, sagte Varl. »Also müßten Sie das auch

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