Kontinuum des Todes
wären es wertvolle Edelsteine.
Cole war für die Kommunikation innerhalb und außerhalb des Schiffes verantwortlich, Machen für die Navigation. Er kam zusammen mit Asner am vierten Tag an, und beide Männer gingen sofort an die Arbeit. Stacey wurde der Schiffsarzt.
»Anweisung der Erd-Konföderation«, sagte er. »Vom Kontroller persönlich. Alle Offiziere werden einer Hypno-Schulung unterzogen. Jetzt, da die Besatzung endgültig feststeht, können wir sofort damit beginnen.«
»Warum hat mir das keiner gesagt?« wandte Varl ein.
»Man sagte es Ihnen«, erklärte Stacey geduldig. »Schauen Sie mal in Ihren Unterlagen nach, Captain, und dann finden Sie dort eine acht Tage alte Information. Ich schätze, Sie waren einfach zu beschäftigt, um alle Post zu lesen.«
Das stimmte, und Varl wußte es.
»Es dauert nicht lange«, erläuterte Stacey. »Das Band ist recht kurz – meist enthält es nur neueste Daten und Material über Kreutzals Gleichungen. Der Rest besteht aus Anweisungen über die Veränderungen am Hypan der Odile und ihre Handhabung. Können wir beginnen?«
»Damit?« Varl schaute zu dem breiten Gurt, den der Arzt in Händen hielt. Ein Gurt voller Elektroden – er hatte so was schon einmal gesehen.
»Die Impulse aus den Elektroden gehen direkt in den Kortex, und … aber ich glaube, das wissen Sie selbst.«
Der Arzt wußte Bescheid, hatte Varls Dossier bestimmt gelesen, hatte es sogar lesen müssen, um mit größtmöglicher Effektivität arbeiten zu können. Als Stacey jetzt das Band anlegte, sagte er: »Nur keine Sorge. Sie spüren nur ein Kribbeln, dann ist es vorbei. Fertig? Es geht los.«
Das Kribbeln hielt länger an als erwartet. Varl spürte, wie sich seine Muskeln verkrampften, während in seinen Ohren ein leises Pfeifen einsetzte – Nebeneffekte dieser Behandlung, die sich bei anderen als ein Lichtblitz, ein Kitzeln auf der Zunge oder ein Zucken des Knies bemerkbar machen würden.
»Fertig!« Stacey entfernte das Band von Varls Kopf. »Sie werden für etwa dreißig Minuten Kopfschmerzen haben, dann verschwinden die, und Sie werden feststellen, daß Sie sehr viel mehr über die von mir erwähnten Dinge wissen als vorher. Wen soll ich als nächsten nehmen?«
»Asner.« Der Hypan-Ingenieur mußte vor allen anderen Bescheid wissen. »Dann einfach so, wie die Leute kommen. Informieren Sie auch die Frauen, bitte.«
»Darüber wollte ich mit Ihnen noch sprechen.« Stacey verstaute sein Hypno-Band in einer Tasche. »Ich hörte, daß dies ein risikoreiches Unternehmen werden wird – benötigen wir dabei überhaupt Frauen?«
»Sie sind dagegen?« fragte Varl. »Warum? Halten Sie sie für zu schwach, für unfähig?«
»Weder noch. Als Arzt weiß ich, daß Frauen im Durchschnitt mehr Blut sehen und mehr Schmerzen ertragen können als der Durchschnittsmann. Sie sind in keiner Weise irgendwie unfähig oder unterlegen. Nein, ich denke an die Komplikationen, die das geben könnte. Bringt man Männer und Frauen zusammen, schafft man Verbindungen unter ihnen. Wenn dann einem Partner etwas zustößt, betrifft das auch den anderen, wirft ihn aus der Bahn, schaltet ihn für gewisse Zeit und bestimmte Dinge aus.«
»Sie könnten recht haben«, meinte Varl. »Aber die Frauen bleiben.«
»Dann ist alles klar – Sie sind der Kapitän. Ich mache dann weiter.«
»Tun Sie das.« Varl fügte noch hinzu: »Tun Sie noch etwas: Sagen Sie jedem, den Sie behandeln, jedem Besatzungsmitglied, meine ich, daß alle bei Sonnenuntergang bei Baracke 62S zu erscheinen haben. Jeder, ohne Ausnahme. Und, Doktor, bringen Sie ein paar Stärkungsmittel mit.«
Als er allein war, ging Varl noch einmal seine Testunterlagen durch. Vor seinem Auge fingen die Zahlen und Grafiken zu verschwimmen an, und der angekündigte Kopfschmerz wirkte wie ein Hammer, der von innen gegen seine Schläfen pochte. Vielleicht war die Behandlung zu intensiv gewesen oder sein unbewußter Widerstand dagegen zu groß – was auch immer, der Schmerz machte seine Konzentrationsfähigkeit zunichte. Außerhalb des Schiffes fiel ihm dann die relative Stille auf – wo bisher der Lärm wie in einem Tollhaus geherrscht hatte, war jetzt sogar Vogelgezwitscher aus naheliegenden Büschen zu hören.
Aus einer Laune heraus ging Varl in nördlicher Richtung davon, fand sich kurz darauf zwischen dichten Büschen und Gräsern wieder. Die Luft war trocken, das Blattwerk staubig, nur hier und da leuchtete eine Blüte aus dem bräunlichen Grün hervor. Das Sirren
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