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Kontinuum des Todes

Kontinuum des Todes

Titel: Kontinuum des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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für die Dinge geben, die in Farbe und dreidimensional im Raum zu sehen waren: für das Blut, die zerfetzte Kleidung, die zerstörten Einrichtungen, verbogenen Wände, herabhängenden Lichter, die perverse Parodie auf das, was einmal menschliche Körper gewesen waren. Diese allein wirkten wie Dinge aus einem Schlachthaus, aber da war noch mehr.
    »Mein Gott!« hörte Varl eine Frau, dann das Geräusch des Erbrechens.
    Eine andere Frau schrie und schrie, bis jemand ihr ins Gesicht schlug und sie in hysterisches Schluchzen verfiel.
    Die Lewanna hatte über dreihundertundzwanzig lebendige Menschen an Bord gehabt – das Höllische daran war, daß nicht alle dieser Menschen tot waren.
    »Nein, nicht!« Eine Frau schrie auf, als eine der menschlich-unmenschlichen Gestalten auf sie zuwankte. »Nein, nein!«
    Dieser Mensch lebte noch, obwohl ihm die Augen auf den Wangen hingen, obwohl einige seiner inneren Organe nach außen gerissen worden waren und vor dem Körper baumelten. Die Gestalt zuckte und taumelte herum, hatte Füße, die wie Hände aussahen, streckte Hände aus, die wie Füße wirkten, und schien verzweifelt um Hilfe zu bitten.
    Eine andere Gestalt kroch am Boden herum.
    Die Zentrale der Lewanna wirkte wie ein Schlachthaus, in dem die Lebenden die bereits Toten zu beneiden schienen.
    Varl starrte in die dreidimensionalen Bilder, die den Versammlungsraum der Baracke ausfüllten, sah, wie sich seine Besatzungsmitglieder zwischen den optisch festen Körpern aus dem Film wie Gespenster bewegten. Schrille Schreie und Gebete ertönten, Gestank von Schweiß und Erbrochenem erfüllte die Luft, Angst war das alles beherrschende Gefühl.
    Der Schock, so wußte er, hatte diese Reaktionen ausgelöst. Die unerwartete Konfrontation mit einer krankmachenden Realität, der Anblick und der Inhalt solcher Verletzungen und Schmerzen. Auch er hatte beim ersten Anblick dieser Höllenbilder einen Schock erfahren, der seine antrainierten Reflexe glatt hinweggewischt hatte. Er hatte sogar schon vorher gewußt, was ihm bevorstand, hatte gewußt, daß das alles schon Vergangenheit und eben nur ein Film war, daß die, die dort noch herumkrochen, längst einen Gnadentod gefunden hatten.
    Die Aufzeichnung war zu Ende, Varl musterte seine Leute in dem wieder aufflammenden Licht. Drei Frauen und drei Männer waren ohnmächtig geworden. Andere saßen da, hatten die Köpfe zwischen die Knie vergraben. Zwei lagen in fötaler Position am Boden.
    »Auf!« Er lief zwischen ihnen herum, riß die Leute auf die Beine, schlug ihnen in die blassen Gesichter. »Aufstehen, verdammt!« Asner und Erica kamen heran, halfen ihm dabei, die Menschen wieder auf die Beine zu bringen.
    Dann rief er dem Techniker neben dem Projektor zu: »Wiederholen!«
    »Captain?«
    »Zeigen Sie alles noch einmal!«
    Und noch einmal, und wieder und wieder. Bis alle Schreie verstummten, bis niemand mehr in Ohnmacht fiel oder sich übergeben mußte. Bis die ständige Wiederholung das erste Entsetzen betäubt und einen kleinen Abwehrwall errichtet hatte. Bis sich jeder an den Anblick gewöhnt hatte, den ein Chirurg beinahe täglich vor sich sah.
    Als dann alle die Baracke verlassen hatten, sagte Mboto: »Ist das die Geschichte?«
    »Ja.« Varl musterte den Mann. Schweißperlen standen an seinem Haaransatz, die schwarze Haut im Gesicht hatte eine leicht grau-weißliche Färbung angenommen. »Werden Sie’s hinausposaunen?«
    Mboto schüttelte den Kopf, wandte sich ab und starrte hinaus zu den Sternen.
    »Was ist dort draußen?« flüsterte er. »Was ist dort, das so etwas getan haben kann?«
     

 
10.
     
    Der Kontroller hatte gelogen; Kreutzal konnte gar nicht mehr irgendwo in der Unendlichkeit herumschweben. Das Problem würde nie gelöst werden, immer würde der Gegner irgendwo zwischen den Sternen lauern. Und selbst wenn es gelang, Kreutzals Schiff zu finden, was würden sie darin entdecken? Eines jener entstellten Wesen, die man in der Lewanna vorgefunden hatte? Oder ein Skelett, das mit knöcherner Hand gegen das Metall des Schiffes klopfte?
    Ein Skelett, das Kalifs Gesicht besaß, sein Lächeln, das mit ihm alt geworden war. Ein hinterlistiges Lächeln, denn der Mann war ein Meister der Verstellung. Das Klopfen wurde lauter, und mit einem Ruck setzte Varl sich in seinem Bett auf und rieb sich die Augen.
    Er hatte sich hingelegt, um die erneut aufgetretenen Kopfschmerzen zu bekämpfen, und mußte dabei eingedöst sein. Das Klopfen hatte ihn geweckt, und er antwortete mit dem

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