Kopernikus 1
Intelligenz dieser erstaunl i chen Maschine abstecken.
„Bevor ich gehe, sagen Sie mir eines: Warum werden Sie Ingenieur genannt?“
Der Roboter antwortete bereitwillig.
„Wenn ernste Gebrechen auftreten, mit denen die R o boter nicht fertig werden, kümmere ich mich um sie. Wenn nötig, könnte ich ganz Comarre neu erbauen. Im Normalfall, wenn alles funktioniert, wie es sich gehört, ruhe ich.“
Wie fremd doch die Vorstellung des „Ruhens“ dem menschlichen Geist war, dachte Peyton. Unweigerlich erheiterte ihn die Trennlinie, die der Ingenieur zwischen sich selbst und „den Robotern“ gezogen hatte. Er stellte die naheliegende Frage.
„Und falls bei Ihnen etwas ausfällt?“
„Wir sind zwei. Der andere ruht jetzt. Jeder kann den anderen reparieren. Vor dreihundert Jahren war das ei n mal als notwendig.“
Das war ein makelloses System. Comarre war auf Mi l lionen Jahre hinaus vor Zufällen geschützt. Die Erbauer der Stadt hatten diese ewigen Wächter zu ihrem Schutz aufgestellt, während sie ihren Träumen nachjagten. Kein Wunder also, daß, lange nachdem seine Schöpfer dahi n gegangen waren, Comarre noch immer seinen seltsamen Zweck erfüllte.
Welches Unglück, dachte Peyton, daß diese ganze G e nialität verschwendet war! Die Geheimnisse des Ingen i eurs konnten die Robotertechnologie revolutionieren, konnten eine neue Welt entstehen lassen. Nach der Ko n struktion der ersten Maschinen mit Bewußtsein – gab es da überhaupt noch weitere Grenzen?
„Nein“, warf der Ingenieur unerwartet ein. „Thorda r sen hat mir gegenüber geäußert, daß die Roboter eines Tages intelligenter sein würden als der Mensch.“
Es berührte seltsam, die Maschine den Namen ihres Schöpfers aussprechen zu hören. Das also war Thorda r sens Traum! Das ganze Ausmaß dieses Traums war ihm noch immer nicht aufgegangen. Obwohl er halbwegs darauf vorbereitet war, brachte er es nicht über sich, die Schlüsse zu akzeptieren. Schließlich lag eine ungeheure Kluft zwischen Robotergeist und Menschengeist.
„Nicht größer als der zwischen dem Menschen und den Tieren, aus denen er sich entwickelte – so hat es Thordarsen einmal ausgedrückt. Sie, der Mensch, sind nicht mehr als ein höchst komplizierter Roboter. Ich bin einfacher, aber effizienter. Das ist alles.“
Peyton überlegte sich diese Behauptung sorgfältig. Wenn der Mensch wirklich nicht mehr war als ein ko m plexer Roboter – eine statt aus Drähten und Vakuumrö h ren aus lebenden Zellen bestehende Maschine –, würden eines Tages noch komplexere Roboter gebaut werden. Wenn dieser Tag kam, wäre es mit der Herrschaft des Menschen vorbei. Die Maschinen mochten dann noch immer seine Diener sein, aber sie würden intelligenter sein als ihr Herr.
In dem großen, mit Analysatorregalen und Relaisk ä sten umsäumten Raum wurde es sehr still. Der Ingenieur beobachtete Peyton aufmerksam.
Peyton verzweifelte allmählich. Auf für ihn charakt e ristische Weise stärkte der Widerstand jedoch nur seine Entschlossenheit. Er mußte irgendwie herausfinden, wie der Ingenieur konstruiert war. Sonst würde er sein ganzes Leben bei dem Versuch verschwenden, es dem Genie von Thordarsen gleichzutun.
Es nützte nichts. Der Roboter war ihm immer eine N a senlänge voraus.
„Sie können gegen mich nichts planen. Wenn Sie ve r suchen, durch diese Tür zu entkommen, werfe ich Ihnen diese Batterie zwischen die Beine. Auf diese Entfernung treffe ich auf einen halben Zentimeter genau.“
Vor den Gedankenanalysatoren gab es kein Verstecken. Der Plan hatte im Geiste Peytons noch nicht einmal vö l lig Gestalt angenommen, und doch kannte ihn der Ing e nieur bereits.
Sowohl Peyton wie der Ingenieur wurden von der St ö rung gleichermaßen überrascht. Es zeigte sich ein plötzl i cher Blitz aus gelbfarbigem Gold; eine halbe Tonne Kn o chen und Muskeln, die mit vierzig Meilen pro Stunde d a hergesaust kamen, trafen den Roboter genau in der Mitte.
Einen Augenblick schlug er wild mit den Tentakeln um sich. Dann lag der Ingenieur mit einem Knall, als sei der Jüngste Tag angebrochen, auf dem Boden hing e streckt. Leo, der sich nachdenklich die Pranken leckte, kauerte über der gestürzten Maschine.
Das glänzende Tier, das seinen Herrn bedroht hatte, war ihm nicht ganz geheuer. Dessen Haut war die härt e ste, die ihm seit einer Auseinandersetzung mit einem Nashorn vor vielen Jahren, bei der er schlecht beraten war, untergekommen war.
„Guter Junge!“ schrie Peyton
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