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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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wenigstens ich hier gewesen wäre! Ausg e rechnet nach Brüssel mußte ich fahren, zum Umwel t schutzkader“, stöhnte Gunda. Sie war gerade einun d zwanzig geworden. Ein großes, vollschlankes Mädchen mit ovalem Gesicht, dunkel konturierten Augenbrauen, breiten Backenknochen und hellgrauen Augen. Die ge o metrische Linienführung ihres Kurzhaarschnittes betonte ihre hübsche Kopfform. Seit kurzem arbeitete das Mä d chen offiziell als Umweltschutztechnikerin in diesem Areal. Das neue Artenschutzprogramm, die Regeneri e rung von siebzehn Quadratkilometern Moorlandschaft faßte sie nicht nur als Vermächtnis ihres Vaters, sondern auch allen Nachkommen gegenüber auf.
    Olaf stand am Fenster und schaute in die Dämmerung.
    „So setzt euch doch endlich hin“, bat Gunda.
    Die beiden Brüder ließen sich in zwei der großen g e flochtenen Rattansessel fallen, daß es aufknisterte wie Scheite im Kaminfeuer. Das Wohnzimmer hatte tatsäc h lich einen Kamin. Aber er war schwarz und kalt. Die Sommersonnenwende stand bevor. Dennoch bedeutete dieser Kamin eine Ausnahme. Wie alle Wohnhäuser der letzten zwanzig Jahre bestand auch dieser Baukomplex aus den Universalmodulen architektonischer Masse n produktion. Dem perfekten Konstruktionsprinzip zum Trotz hatte sich Professor Nevart mit Hilfe seiner beiden Söhne diese nostalgische Feuerstelle – ohne Genehm i gungsve r fahren, versteht sich – eingebaut. Auch das geflochtene Mobiliar widersprach den üblichen Einric h tungsnormen vorgefertigter Allzweckwohnlandschaften aus Kuns t stoff. Vielleicht sprachen die Geschwister deshalb auch nie von einem Wohnzimmer, sondern i m mer nur von ihrem Livingroom . Diesem kleinen, persö n lichen Lebensraum, der wie eine Rettungsinsel am Ra n de der weiten Moorlandschaft ankerte; diesem Moor mit seiner Urweltlichkeit, seinen botanischen und ornithol o gischen Reizen und den Gefahren, die in ihm lauerten.
    „Gunda war die einzige, die Vater wenigstens ab und zu ein wenig aufheitern konnte. Er verkroch sich in let z ter Zeit förmlich in sein Arbeitsstudio. Wir sahen ihn oft tagelang nicht“, brachte Olaf den Dialog wieder in Gang.
    „Nur dem Heidetempel stattete er regelmäßige Bes u che ab. Sonst brauste er mutterseelenallein mit dem Luf t kissen-Rover über das Moor und inspizierte seine Ve r suchsparzellen“, setzte Gunda fort.
    Ulf krampfte die Hände ineinander: „Und weiter?“
    „Der bakterielle Inkohlungsprozeß, die künstliche Vertorfung mittels synthetischer Humussäuere – ich glaube, Vaters jahrelanger Einsatz hat sich gelohnt, Ulf.“
    „Schnellkompostierung durch Aktiv-Verrotter? Das könnte eine Revolutionierung der Agrarwirtschaft bede u ten. Vor allem in unfruchtbaren Regionen.“ Ulfstand e r regt auf.
    „Wie pflegte Vater zu sagen …?“
    „Das Moor ist für den Wissenschaftler eine Herau s forderung wie die Tiefsee und der Weltraum“, schnappte Olafseiner Schwester die Sentenz weg.
    „Genau!“ bestätigte Gunda und ereiferte sich temp e ramentvoll: „Und was hat der Mensch mit seinen Moo r reservaten gemacht? Entwässert, mit Kanalnetzen durc h zogen, großflächig abgetorft, meliorisiert , ausgebeutet! Kurz, was die Natur in zehn Jahrtausenden wachsen ließ, starb in drei Jahrhunderten durch Menschenhand.“
    „Sie hörten das Klagelied des hübschesten Schlam m springers von Thyrsfeld“, witzelte Ulf.
    „Ekelbrüder seid ihr, Ekelbrüder!“ Gunda hielt es nicht länger auf ihrem Stuhl.
    „Und wenn wir dich zu einem Versöhnungstrunk in den Moor-Krug einladen?“ lenkte Olaf ein.
    „Akzeptiert“, sagte Gunda und lächelte, „gehen wir!“
    „Langsam“, bremste Olaf und ging zur Wandkonsole mit dem Datenspeicher.
    „Ich habe bereits alle Videotexte als Hardcopy blit z drucken lassen. Nichts Besonderes dabei“, drängelte die Schwester.
    Olaf überflog den Textstreifen: „Oh, der Direktor des Zentralinstituts für Vorgeschichte will morgen per Roto r taxi eintrudeln. Ich wette, daß er bei der Laserdurc h leuchtung unseres eingeblockten Moormannes einige Überraschungen erleben wird.“
    Ulf trat neben die Konsole: „Inwiefern?“
    „Weil ich ‚ein Ergebnis mit Paukenschlag ’ erwarte, wie Vater zu sagen pflegt.“
    „Pflegte!“ verbesserte der ältere Bruder.
    Die Antwort, die Olaf auf der Zunge lag, schluckte er hinunter. ‚Du hast ja keine Ahnung ’ , dachte er.
    Gunda schaltete automatisch den Anrufspeicher der Tele-Info ein. Plötzlich klang eine dunkle Stimme durch den

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