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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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war der Graben längst wieder verschlammt, teilweise auch verkrautet. Ein trügerischer Boden mit morastigem Grund, dessen genaue Abgre n zung man nur erahnen konnte. Auf dem Inselchen wuc h sen eine Art Riedgras und der Riesenschachtelhalm, de s sen Familie noch aus dem Erdaltertum stammte. Die fl e dermausflügelartig gefalteten Vogelfangnetze wirkten an ihren gebogenen Haltegalgen in dieser skurrilen Lan d schaft wie naturgewachsen.
    Gunda schaltete die Sensoren für die Ultraschallaut o matik der Netzhalterung ein. Dann machte sie mit ihrer filmlosen Kamera die ersten Aufnahmen. Rot leuchtete das starre Kontrollauge für den Digitalbildumwandler . Kein Windhauch regte sich. Etwas Drückendes lag in der Luft, das Gunda den Schweiß aus den Poren trieb.
    Wie die Moorfunde im Huldre-Museum bewiesen, wurden hier einst die Opfertoten für die Göttin des Frü h lings ebenso wie Mordopfer zuerst gepfählt, bevor man sie versenkte. Nur so glaubte man sich vor ihnen als Wiedergänger schützen zu können. Eine Variante, die sie mit den Vampirgeschichten um Drakula gemeinsam ha t ten.
    Ein aufgeschrecktes Huhuhu verscheuchte die schwa r zen Überlegungen hinter der Mädchenstirn.
    Platsch, machte es, und noch einmal platsch. Dann herrschte wieder drückende Stille.
    Wenn das ein Frosch war, mußte es sich um einen Riesenfrosch handeln – den es hier nicht gab.
    Gunda blickte unwillkürlich zu der elektronischen Notrufsäule hinüber, neben der sie ihren kleinen Moor-Rover geparkt hatte. Irgendwo blubberten Blasen aus dem Schlamm …
    Blasen? Sie mußten die Größe kleiner Luftballons h a ben. Doch solche Luftballons gab es ebensowenig in di e ser Moorlandschaft wie Riesenfrösche!
    Die ungewohnte akustische Kulisse irritierte Gunda. Hatte sie die Geräusche falsch geortet, fehlgedeutet? Sie ließ die Kamera sinken, drehte sich sichernd um die e i gene Achse und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die Fangnetze, wobei sie sich ihnen näherte.
    Warum ächzten die Spanngalgen in ihren Fundame n ten, wenn doch kein Windhauch die Gräser und Farne bewegte? Die Sonne verzog sich hinter faden Wolken und tilgte alle Schatten …
    Mit einemmal ordneten sich alle diese Geräusche zu einer Einheit – das Ächzen, Platschen und Blubbern g e hörte zu dem moorfarbenen Wesen, das aufrecht auf Gunda zukam, mit starrem Gesicht wie ein Blinder, ohne jede Regung des Erkennens.
    Gunda wollte schreien, aber ihre Stimmbänder waren durch ihr Erstaunen und Entsetzen wie gelähmt. Abwe h rend streckte sie beide Hände von sich, verlor die Kam e ra und wich vor dem mechanisch näher kommenden Moormann Schritt für Schritt zurück, wobei eine wahnsinnige Hoffnung in ihr aufstieg, weil …
    Da passierte ihre Ferse einen der Sensoren der Ultr a schallautomatik. Mit einem furchtbaren Ruck fühlte sich Gunda an den Füßen emporgerissen, winkelte instinktiv die Unterarme vor, um nicht mit dem Gesicht über den Grund zu schrammen. Doch die zerreißfesten Netze, die ihre Füße und Beine fesselten, hielten sie in der Schw e be. Nun ächzten die Spanngalgen tatsächlich. Unter dem Gewicht ihres auspendelnden Körpers bogen sie sich bis zur Belastungsgrenze, spiralten sich einmal umeinander, wodurch Gunda nun kopfunter über dem verschlammten Fehntjer zu hängen kam. Jeden Augenblick erwartete sie die kalten Hände des Moormannes in ihrem Rücken. Sie glaubte einen intensiven Modergeruch zu riechen, doch die Berührung blieb aus. Das Ächzen, Blubbern und Pla t schen hatte aufgehört. Nur das eigenartige Huhuhu, i r gendwo über ihr in der Luft, klang, als lachte das Sump f schnepfenpärchen die Gefangene der Umweltschutztec h nik aus. Gunda tastete nach dem Funktelefon in der Brusttasche ihres Overalls. Aber ihre Finger zitterten. Das signalfarbene Rettungsgerät rutschte ihr aus der Hand und klatschte auf den morastigen Boden, in dem es erschreckend schnell versank. Sie versuchte zu überl e gen, wie lange sie es mit dem Kopf nach unten aushalten mochte, ohne das Bewußtsein zu verlieren. Schon jetzt dröhnte das Blut in ihren Schläfen.
    Einer der Haltegalgen knackte verräterisch und gab plötzlich nach. Nun konnte das Mädchen mit ausgestrec k ten Händen den morastigen Grund berühren, in den sie unweigerlich immer tiefer einsinken mußte … bis das bra ckige Wasser zuerst ihre Lippen netzen …, in ihre Mundhöhle dringen …, bis der Schlamm sie zuletzt e r sti cken würde.
    Ein neues Gefühl der Panik erfaßte Gunda. So laut sie konnte,

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