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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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gefunden und bin ein glücklicher Mensch. Sie, mein lieber Freund, quälen sich und fühlen sich elend.“
    „Das ist eine Lüge!“ Ich fürchte, ich habe das laut h e rausgeschrien.
    „Kommen Sie mit“, sagte Lukyan. Er berührte ein Brett an der Wand, und das große Gemälde von Judas, der über seine Drachen weint, glitt in die Höhe. Dahinter war eine abwärts führende Treppe.
    Im Keller stand ein großer Glasbottich mit blaßgrüner Flüssigkeit, und darin schwamm ein Etwas – ein Etwas, das stark einem uralten Embryo glich, zugleich bejahrt und infantil, nackt, mit riesigem Kopf und winzigem ve r kümmertem Körper.
    Schläuche verbanden seine Arme und Beine und Gen i talien mit einer Maschinerie, die es offenbar am Leben erhielt.
    Als Lukyan das Licht anknipste, öffnete es die Augen, große, dunkle Augen, die mir in die Seele schauten.
    „Das ist mein Kollege“, erklärte Lukyan und tätschelte den Bottich. „Johannes Azure Kreuz, ein Lügner des vierten Kreises.“
    „Und ein Telepath“, sagte ich mit tödlicher Sicherheit. Ich hatte Pogrome gegen Telepathen angeführt, Kinder zumeist, auf anderen Welten. Die Kirche lehrt, daß psi o nische Kräfte eine Falle des Teufels sind. In der Bibel ist von ihnen nicht die Rede. Ich hatte bei den Tötungen nie ein gutes Gewissen.
    „In dem Moment, als Sie das Grundstück betraten, hat Johannes Sie durchschaut“, sagte Lukyan, „und mir seine Beobachtungen übermittelt. Nur wenige von uns wissen, daß er hier ist. Er hilft uns sehr erfolgreich beim Lügen. Er weiß genau, wann ein Glaube wahrhaftig und wann nur vorgetäuscht ist. Ich habe ein Implant in der Schäde l decke. Johannes kann jederzeit mit mir sprechen. Es war er, der mich seinerzeit für die Lügner gewonnen hat. Er wußte, daß mein Glaube hohl war. Er spürte die Tiefe meiner Verzweiflung.“
    Dann sprach das Etwas im Bottich. Seine metallische Stimme kam aus einem Lautsprecher im Sockel der M a schine, die es ernährte. „Und ich spüre auch deine Ve r zweiflung, Damien Her Varis, hohler Priester. Du hast zu viele Fragen gestellt, Inquisitor, du bist krank am Herzen und müde und glaubst nicht. Komm zu uns, Damien. Seit langer, langer Zeit schon bist du ein Lügner.“
    Einen Moment lang zögerte ich. Ich blickte tief in mich hinein und fragte mich, was es war, woran ich glaubte. Ich suchte nach meinem Glauben, nach dem Feuer, das mich einst in Schwung gehalten hatte, nach der Sicherheit in den Lehren der Kirche, nach der G e genwart Christi in mir. Ich fand davon nichts, nichts. Mein Inneres war leer, ausgebrannt, voller Fragen und Schmerz. Doch als ich Johannes Azure Kreuz und dem lächelnden Lukyan Judasson eben antworten wollte, da fand ich etwas anderes, etwas, an das ich wirklich glau b te, an das ich immer geglaubt hatte.
    Die Wahrheit.
    Ich glaubte an die Wahrheit, auch wenn sie schmerzte. „Er ist verloren für uns“, sagte der Telepath mit dem höhnischen Namen Kreuz.
    Lukyan schwand das Lächeln aus dem Gesicht. „Wirklich? Ich hatte gehofft, Sie würden sich uns a n schließen, Damien. Sie machten auf mich den Eindruck, als würden Sie reif sein dafür.“
    Auf einmal hatte ich Angst und wäre am liebsten die Treppe hinauf zu Schwester Judith gelaufen. Lukyan ha t te mir eine ganze Menge erzählt, und jetzt hatte ich ihr Angebot zurückgewiesen.
    Der Telepath spürte meine Angst. „Du kannst uns nichts tun, Damien“, sagte er. „Geh in Frieden. Lukyan hat dir gar nichts erzählt.“
    Lukyan runzelte die Stirn. „Ich habe ihm eine ganze Menge erzählt, Johannes.“
    „Sicher. Aber kann er denn den Worten eines Lügners, wie du einer bist, trauen?“ Der kleine mißgestaltete Mund des Etwas im Bottich verzog sich zu einem L ä cheln, seine großen Augen schlossen sich. Lukyan Juda s son seufzte und führte mich die Treppe hinauf.
     
    Erst ein paar Jahre später wurde mir klar, daß Johannes Azure Kreuz der Lügner und Lukyan das Opfer seiner Lüge war. Ich konnte ihnen etwas tun. Ich tat es.
    Es war beinahe leicht. Der Bischof hatte in der Regi e rung und in den Medien Freunde. Mit Geld an der ric h tigen Stelle machte ich mir auch ein paar Freunde. Dann enthüllte ich, daß Kreuz dort im Keller saß und beschu l digte ihn, seine psionischen Kräfte benutzt zu haben, um an Lukyans Anhängern eine Gehirnwäsche vorzune h men. Meine Freunde gingen auf die Beschu l digungen ein. Die Polizei machte eine Haussuchung, nahm den Telepathen Kreuz in Haft und stellte ihn vor

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