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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Gericht.
    Er war natürlich unschuldig. Meine Anklage war U n sinn; menschliche Telepathen können Gedanken aus nächster Nähe lesen, selten mehr. Aber es gibt sie nicht oft, und daher sind sie gefürchtet, und Kreuz war abst o ßend genug, so daß man ihn ohne Mühe zum Opfer des Aberglaubens machen konnte. Am Ende wurde er freig e sprochen und verließ die Stadt Ammadon, wenn nicht gar Arion in unbekannte Regi o nen. Es war nie meine Absicht gewesen, ihn zu überführen. Die Anklage genügte. In der Lüge, die er zusammen mit Lukyan aufgebaut hatte, b e gannen sich Risse zu zeigen. Der Glaube ist schwer zu erringen und leicht zu verlieren. Schon der leiseste Zwe i fel kann bereits dazu führen, selbst sein stärkstes Fund a ment zu zerrütten.

 

     

Der Bischof und ich arbeiteten Hand in Hand, um we i tere Zweifel zu säen. Das war nicht so einfach, wie ich g e glaubt hatte. Die Lügner hatten gute Arbeit geleistet. Ammadon besaß, wie die meisten zivilisierten Städte, einen großen Vorrat an Wissen, ein Computersystem, das Schulen, Universitäten und Bibliotheken miteinander verband und seine geballte Weisheit jedem zugänglich machte, der sie benötigte.
    Und als ich das überprüfte, fand ich bald heraus, daß die Geschichte Roms und Babylons geschickt verändert worden war, und daß es für Judas Iskariot drei Stichworte gab – eins für den Erobererkönig von Babylon. Auße r dem wurde sein Name im Zusammenhang mit den Hä n genden Gärten erwähnt, und es gibt eine Eintragung für den sogenannten Kodex Judae.
    Und die Bibliothek von Ammadon behauptete, die Drachen wären auf der alten Erde etwa um die Zeit Chr i sti ausgestorben.
    Wir merzten schließlich alle diese Lügen aus, wisc h ten sie aus dem Gedächtnis der Computer, obgleich wir Autoritäten auf einem halben Dutzend nichtchristlicher Welten zitieren mußten, ehe die Bibliothekare und Ak a demiker einsahen, daß die Unterschiede mehr als nur e i ne Frage der religiösen Präferenz waren.
    Inzwischen war der Orden des heiligen Judas im gre l len Licht der Öffentlichkeit verwelkt. Lukyan Judasson war hager und ärgerlich geworden, und mindestens die Hälfte seiner Kirchen war geschlossen.
    Natürlich starb die Häresie nie vollständig aus. Es gibt immer solche, die glauben, egal was. Und so liest man auf Arion in der Porzellanstadt Ammadon unter mu r melnden Flüsterwinden bis auf den heutigen Tag Der Weg von Kreuz und Drachen.
    Arla-k-Bau und die Wahrheit Christi brachten mich ein Jahr nach meiner Abreise nach Vess zurück, und Er z bischof Torgathon genehmigte mir endlich den Urlaub, um den ich gebeten hatte, ehe er mich erneut aussandte, um weitere Häresien zu bekämpfen. Ich hatte also me i nen Sieg, die Kirche machte weiter wie bisher, und der Orden des heiligen Judas Iskariot war gründlich ze r schlagen. Der Telepath Johannes Azure Kreuz hatte sich geirrt, glaubte ich damals. Er hatte die Macht eines Ri t ters der Inquisition sträflich unterschätzt.
    Später fielen mir allerdings seine Worte wieder ein.
    Du kannst uns nichts tun, Damien.
    Uns?
    Dem Orden des heiligen Judas? Oder den Lügnern?
    Ich glaube, er log bewußt, obgleich ihm klar war, daß ich den Weg von Kreuz und Drachen zerstören würde, obgleich ihm außerdem klar war, daß ich die Lügner nicht greifen konnte, daß ich es nicht einmal wagen wü r de, sie zu erwähnen. Wie hätte ich auch? Wer hätte mir geglaubt? Eine gewaltige, die Sterne umspannende Ve r schwörung so alt wie die Geschichte? Es riecht nach Wahnsinn, und ich hatte überhaupt keinen Beweis.
    Der Telepath log zugunsten von Lukyan, damit er mich gehen lassen würde. Dessen bin ich mir heute sicher. Kreuz riskierte viel, um mich zu umgarnen. Als ihm das nicht gelang, war er bereit, Lukyan Judasson und seine Lüge zu opfern, Schachfiguren in einem größeren Spiel.
    So reiste ich ab und nahm die Erkenntnis mit, keinen Glauben mehr zu haben, bis auf den an die Wahrheit – eine Wahrheit, die ich in meiner Kirche nicht mehr fi n den konnte.
    In dem Jahr, in dem ich lesend und studierend auf Vess, Cathaday und auf Celias Welt Urlaub machte, wurde ich mir dessen sicher. Am Ende stand ich wieder einmal in meinen allerschlechtesten Stiefeln im Em p fangszimmer von Torgathon Nine-Klariis Tun. „Mein Lordkomtur“, sagte ich zu ihm, „ich kann keine weiteren Aufträge mehr übernehmen. Ich bitte darum, aus dem aktiven Dienst ausscheiden zu dürfen.“
    „Weshalb?“ knurrte der Erzbischof und spritzte wie wild

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