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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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letzten Erinnerungen an sein Schattendasein fielen mit jedem Schritt von ihm ab, ähnlich wie die Einzelheiten eines Traumes im Tageslicht vergehen.
     
    Auf der anderen Seite der Welt warteten drei besorgte Wissenschaftler in einem verlassenen Laboratorium, die Augen auf einen Mehrkanalkommunikator ungewöhnlicher Bauart gerichtet. Seit neun Stunden blieb die Maschine stumm. Niemand hatte in den ersten acht Stunden eine Nachricht erwartet, aber das vereinbarte Signal war jetzt seit mehr als einer Stunde überfällig.
    Alan Henson sprang mit einer Gebärde der Ungeduld auf.
    „Wir müssen etwas unternehmen! Ich werde ihn anrufen.“
    Die beiden anderen Wissenschaftler blickten einander nervös an.
    „Man findet dann vielleicht heraus, von woher der Anruf kommt!“
    „Nicht, wenn sie uns nicht schon jetzt überwachen. Selbst wenn das der Fall ist, sage ich nichts Auffälliges. Peyton wird es verstehen, falls er überhaupt zu antworten imstande ist …“
    Falls Richard Peyton je die Zeit gekannt hatte, so war dieses Wissen jetzt vergessen. Nur die Gegenwart war wirklich, denn sowohl Vergangenheit als auch Zukunft lagen hinter einem undurchdringlichen Schirm verborgen, ähnlich wie eine weite Landschaft von einer Schlagregenwand verdeckt werden kann.
    Peyton war völlig damit zufrieden, daß er die Gegenwart genoß.
    Nichts war von dem rastlos angetriebenen Geist geblieben, der einst, ein wenig unsicher, aufgebrochen war, um neue Wissensgebiete zu erobern. Für Erkenntnis hatte er keine Verwendung mehr.
    Später konnte er sich an nichts mehr von seinem Leben auf der Insel erinnern. Er hatte viele Gefährten gehabt, ihre Namen und Gesichter waren ihm jedoch unwiederbringlich entschwunden. Liebe, Seelenfrieden, Glück – das alles war für einen kurzen Augenblick sein. Und doch konnte er sich an nichts mehr erinnern als an die letzten paar Augenblicke seines Lebens im Paradies.
    Wie merkwürdig, daß es so endete, wie es begann. Wieder einmal befand er sich neben der Lagune, dieses Mal jedoch war es Nacht, und er war nicht allein. Der Mond, der immer so voll ausgesehen hatte, schwebte niedrig über dem Meer, und sein langes Silberband erstreckte sich weithin sichtbar bis zum Rand der Welt. Die Sterne, die nie ihren Standort änderten, glühten wie strahlende Edelsteine am Himmel, ohne zu flimmern, prächtiger als die vergessenen Sterne der Erde.
    Peytons Gedanken waren jedoch auf eine andere Art von Schönheit gerichtet, und er beugte sich wieder zu der Gestalt hinunter, die auf dem Sand lag, der genausowenig golden war wie das Haar, das sorglos darüber ausgebreitet lag.
    Dann jedoch erzitterte das Paradies und löste sich um ihn herum auf. Als ihm alles, was er liebte, entrissen wurde, stieß er einen Schmerzensschrei aus. Lediglich die Schnelligkeit des Überganges rettete seinen Verstand. Als es vorbei war, war ihm zumute, wie es Adam zumute gewesen sein mußte, als sich die Tore des Paradieses auf ewig hinter ihm schlossen.
    Das Geräusch jedoch, das ihn zurückgeholt hatte, war das allergewöhnlichste von der ganzen Welt. Vielleicht hätte wirklich kein anderes seinen Geist in seinem Versteck erreichen können. Es war lediglich das Schrillen seines Kommunikators, der neben der Couch auf dem Boden lag, hier in dem verdunkelten Zimmer in der Stadt Comarre.
    Der Lärm erstarb, als er automatisch die Hand ausstreckte, um den Empfangsschalter umzulegen. Er mußte eine Antwort gegeben haben, die den unbekannten Anrufer zufriedenstellte – wer war bloß Alan Henson? –, denn nach einer sehr kurzen Zeit brach die Verbindung wieder ab. Noch immer benommen, saß Peyton auf der Couch, den Kopf auf die Hand gestützt, und versuchte, sein Leben neu zu ordnen.
    Er hatte nicht geträumt, darauf hätte er wetten mögen. Es war vielmehr, als hätte er ein zweites Leben gelebt und kehrte jetzt zu seinem alten Dasein zurück, wie jemand, der sich von einem Gedächtnisverlust erholt. Obwohl er noch immer benommen war, formte sich ein klarer Gedanke in seinem Kopf. Er durfte in Comarre nie mehr einschlafen.
    Langsam kehrten der Wille und der Charakter von Richard Peyton III. aus der Verbannung zurück. Mit unsicheren Füßen stand er auf und verließ den Raum. Wieder einmal befand er sich in dem langen Korridor mit seinen Hunderten von gleichartigen Türen. Mit neuem Verständnis besah er sich die auf ihnen angebrachten Symbole.
    Er merkte kaum, wohin er ging. Sein Geist beschäftigte sich zu intensiv mit dem vor ihm liegenden

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