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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Silikonreplikator als Vernichtungsrobot.“
    „Vernichtungsrobot?“ Über Gundas Oberlippe glänzten Schweißperlen.
    „Da wissenschaftlich uneffektiv, habe ich meinen Selbsttötungsvorsatz wieder verworfen“, sprach der Professor weiter. „Makabere Situation provoziert makaberen Scherz, siehe Toteneffegie! Mein zweiter ‚schwarzer Bruder’ ist infolge Schaltfehlers zur Zeit im Huldremoor verschollen. Sein motorisches System funktioniert über einen Kristalldatenspeicher mit akustischer Codierung.“
    Olaf drückte die Stopptaste. „Er meint den zweiten Silikonroboter, den er wie den Mann im Hundefleisch umbrabraun eingefärbt hatte.“
    Ulf leuchtete mit seiner Handleuchte die dunklen Ecken der Krypta aus …
    In einer Mauernische lehnte mit den verdrehten Gliedmaßen einer kraftlosen Schaufensterpuppe das Mördergespenst. Die vergröberten Silikongesichtszüge des Professors glichen einer erstarrten Maske. Die Kleidung bestand aus ‚einfachem Lederzeug’. Genauso hatte es die Moderatorin in ihrem ersten Bericht über den sensationellen Fund im Huldremoor beschrieben; dieser Hominidenfund, der sich als etwas ganz anderes denn als Leichenentdeckung erwies.
    Gunda schlug die Hände vor ihr Gesicht. Das künstliche Zerrbild ihres Vaters jagte ihr Abscheu ein.
    Olaf ließ das akustische Testament weiterlaufen.
    „Ich faßte den Entschluß, im Selbstversuch in einem der neuen Bioblöcke zu überleben. Bei Fehlschlag erbitte ich Aufnahme ins Museum als Homo huldrensis!“
    „Schalt es ab!“ schluchzte Gunda und wollte ihrem Bruder das Gerät aus der Hand winden. Der wehrte sie so sanft wie möglich ab.
    „Professor Nevart hatte alles einkalkuliert“, ließ sich Abt Ratgar vernehmen. „Er wußte, daß wir Neo-Katharer ihn spätestens zur Sommersonnenwende, also morgen, finden würden. Er nahm den Kreuzschlüssel an sich und verschloß den Katakombenzugang von innen, damit wir durch den Notausstieg eindringen mußten, wie wir es getan haben. Das erhöht die Chance, diese Tragödie geheimhalten zu können.“
    „Aber der Bronzedolch in seinem Rücken!“ wandte Ulf ein.
    „Wie sagte Vater?“ Olaf ließ die digitale Stimmspur im elektronischen Notizbuch zurücklaufen und fand die Stelle auf Anhieb.
    „Intensivprogrammierung mit Silikonreplikator als Vernichtungsrobot“, wiederholte der Professor.
    „Nehmen wir an, Vater hat vor der Bio-Gel-Aufschäumung versäumt, den Energiekreislauf seines stummen Doubles abzuschalten. Der Replikator erhielt mit einem Male keinerlei akustische Signale mehr, auf die er programmiert war. Eine Woche, zwei Wochen -nichts als Schweigen und Stille! Die Folge war eine stetige Energieaufladung – bis es zu einem Energiestau und zur Entladung kam.“
    Ulf setzte Olafs Hypothese fort: „Der mechanische Doppelgänger aktivierte den letzten Befehl seines Herrn, nämlich den, als Vernichtungsrobot tätig zu werden. Er stieß Vater den bereitgehaltenen Museumsdolch durch das Biogel in den Rücken. Danach schaltete sich der Energiekreislauf des Replikators ab. Er reichte ihm gerade noch bis zu der Mauernische.“
    Olafs Finger spielten nervös mit dem Wiedergabegerät. Er drückte den automatischen Vorlauf und schaltete sich in den Schlußsatz seines Vaters ein, einem Klabundzitat: „Es hat ein Gott mich ausgekotzt, nun lieg’ ich da, ein Haufen Dreck, und komm’ und komme nicht vom Fleck.“
    Gunda schossen Tränen in die Augen.
    „Immer um einen Scherz bemüht“, würgte Ulf hervor.
    „Und koste es das Leben!“ endete Ulf bitter.
     
    Auch auf diese Nacht folgte ein Morgen; ein Morgen, an dem als Medienfrühstück das aktuelle Kurzinterview auf dem Programm stand.
    Olaf Nevart fiel es schwer, sich zu konzentrieren. Zu viele Probleme gingen ihm durch den Kopf. Sollte er einen offiziellen Antrag stellen, seinen Vater im Heidentempel bestatten zu dürfen, wie Abt Ratgar es ihm geraten hatte? Nur so könnte sich ohne Skandal der Morten-Container mit der Asche des Replikators aus seinem loculum hierher überführen lassen.
    Hinter dem Museumsdirektor polierte Ernst Hümmling eifrig mit einem Kunstlederlappen den letzten Vitrinendeckel – und stutzte. Der Griffdolch, das Artefakt aus der Bronzezeit, lag so korrekt an seinem Platz, als wäre es nie verschwunden gewesen. In diesem Moment wandte sich Olaf Nevart um. Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich in stillem Einverständnis.
    Der Reporter vor Ort mit seinem mobilen Kameraroboter drängelte. Zwei Helligkeitsregler

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