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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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einen römischen Kragen nackten Fremdling gesehen, der sich vor mir im Wasser wälzte und die Autorität der Kirche in vier großen, mit Schwimmhäuten versehenen Händen hielt. Das Christentum ist die großartigste menschliche Religion, doch das bedeutet wenig. Die Nicht-Christen sind uns zahlenmäßig im Verhältnis fünf zu eins überlegen, und es gibt weit über siebenhundert christliche Sekten, von denen einige beinahe so groß sind wie die Einzig Wahre Interstellare Katholische Kirche der Erde und der tausend Welten. Selbst Daryn XXI., mächtig wie er ist, ist nur einer von sieben, die den Titel Papst für sich beanspruchen. Mein Glaube war einst stark gewesen, doch habe ich mich zu lange unter Häretikern und Ungläubigen bewegt, und nicht einmal meine Gebete können die Zweifel jetzt noch vertreiben. Daher verspürte ich auch kein Grauen, lediglich intellektuelles Interesse, als der Erzbischof mir die Art der Häresie auf Arion mitteilte.
    „Sie haben“, sagte er, „aus Judas Iskariot einen Heiligen gemacht.“
     
    Als Vorgesetzter bei den Rittern der Inquisition befehlige ich ein Raumschiff, welches Wahrheit Christi zu nennen ich das Vergnügen habe. Ehe mir das Gefährt zugewiesen wurde, hieß es St. Thomas, nach dem Apostel, doch fand ich, daß ein für seine Zweifel bekannter Heiliger kein angemessener Schutzpatron für ein Raumschiff war, welches im Kampf gegen die Häresie eingesetzt wurde. Ich habe auf der Wahrheit keinerlei Aufgaben; ihre Mannschaft besteht aus sechs Brüdern und Schwestern vom Orden des heiligen Christopherus dem Weitgereisten, und ihr Kapitän ist eine junge Frau, die ich einem Kaufmann abgeworben habe.
    Ich war daher in der Lage, mich während der dreiwöchigen Reise von Vess nach Arion ganz dem Studium der häretischen Bibel zu widmen, von der mir der Verwaltungsassistent des Erzbischofs ein Exemplar ausgehändigt hatte. Der dicke, schwere und schön aufgemachte Band war in dunkles Leder gebunden und mit Goldschnitt versehen. Er enthielt zahlreiche hervorragende, farbige und holographisch erhöhte Illustrationen. Eine bemerkenswerte Arbeit, eindeutig von jemandem ausgeführt, der die leider beinahe vergessene Kunst der Buchgestaltung schätzte. Die abgebildeten Gemälde – ich nahm an, daß die Originale im Haus des heiligen Judas auf Arion hingen – waren meisterhaft, wenngleich blasphemisch, und konnten es als Kunstwerke mit denen Tammerwens und RoHallidays aufnehmen, die die Große Kathedrale des heiligen Johannes in Neu-Rom schmücken.
    Das Buch trug eine Imprimatur, aus der hervorging, daß es von Lukyan Judasson, dem ersten Gelehrten des Ordens des heiligen Judas Iskariot, genehmigt worden war.
    Es hieß Der Weg von Kreuz und Drachen.
    Ich las es, während die Wahrheit Christi durch die Sterne glitt, und machte mir anfangs ausgiebig Notizen, um die Häresie, die ich bekämpfen sollte, besser zu verstehen; später jedoch war ich gefesselt von der seltsamen, verschlungenen und grotesken Geschichte, die es erzählte. Seine Sprache war voller Leidenschaft, Kraft und Poesie.
    So geschah es, daß ich zum erstenmal der bemerkenswerten Gestalt des heiligen Judas Iskariot begegnete, einem schwierigen, ehrgeizigen, widersprüchlichen, doch insgesamt außerordentlichen Menschen.
    Er war als Sohn einer Hure am selben Tag wie der Erlöser in Bethlehem in dem sagenumwobenen Stadtstaat Babylon geboren worden und verbrachte seine Kindheit auf Straßen und in Gossen, bot seinen Körper feil, wenn es nötig war, und betätigte sich, als er älter wurde, als Zuhälter. Als Jugendlicher fing er an, mit den dunklen Künsten zu experimentieren, und noch ehe er zwanzig Jahre alt war, war er ein geschickter Schwarzkünstler. Zu jener Zeit wurde er Judas der Drachenbändiger, der erste und einzige Mensch, der der furchteinflößendsten von Gottes Kreaturen, der großen geflügelten Feuerechse von Alt-Erde seinen Willen aufzwingen konnte. Das Buch gab ein großartiges Gemälde von Judas wieder, wie er in einer riesigen, düsteren Höhle mit feuersprühenden Augen eine glühende Peitsche schwingt, um einen sich aufbäumenden grün-goldenen Drachen in Schach zu halten. Unter seinem Arm sieht man einen Korb mit leicht geöffnetem Deckel, aus dem die mit winzigen Schuppen versehenen Köpfe von drei Drachenjungen hervorblicken. Ein viertes Drachenbaby krabbelt ihm am Ärmel hinauf. Diese Szene spielte sich im ersten Kapitel seines Lebens ab.
    Im zweiten Kapitel war er Judas der Eroberer; Judas der

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