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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kontrollpult zu und lauschte seinen Echos, die durch das Schiff hallten, von plötzlicher Klaustrophobie erfüllt. Allein zu sein, an diesem Ort, mit einem Mann – mit dem einen Mann –, das war so, als würde sich die Hülle enger um sie schließen, in einer Weise, wie das nicht der Fall gewesen war, als sie den Raum noch mit beiden Männern geteilt hatte. Sie berührte ungeschickt und hastig einige Kontrollen auf dem Pult, worauf sich ein Abschnitt der Wand öffnete, um den Sichtschirm freizugeben.
    Abrupt sah sie hinaus zu den Docks, auf die unschönen, insektoiden Formen der Verdampfungstanker, welche die schlaffen Hüllen kuppelten, in denen sie ungereinigte und vorgereinigte Gase zu den Demarchy-Destillen transportierten. Immense ballonförmige Vorratstanks umgaben das ausgedehnte, im Dunkeln liegende Feld, deutlich hoben sie sich gegen den lichtumstrahlten Horizont des Mekka-Planetoiden ab. Hinter den Nebelbänken des künstlichen Lichtes lag, wie sie wußte, die finstere Unendlichkeit des Weltalls, und sie war keine Gefangene …
    Dartagnan kam vom Mittelpunkt der Kabine auf sie zu; sie fühlte seine Bewegungen mehr, als daß sie sie hörte, und wandte sich um, um ihm ins Gesicht zu schauen. „Komm nicht näher. Bitte!“ Sie strich ihr kurzes nachtschwarzes Haar mit einer ärgerlichen Bewegung aus der Stirn. Er hielt an und strauchelte, als er versuchte, die Balance zu halten; seine unverhohlene Enttäuschung erfüllte den Raum zwischen ihnen.
    „Mythili, ich hatte keine Ahnung von diesem …“
    „Das weiß ich.“ Sie unterbrach ihn. Verlorene Erinnerungen stiegen in seinen Augen auf, die sie mit einer Mischung aus Abscheu und Schrecken ignorierte. „Du hast keinen Grund, mich zu umschmeicheln, Chaim. Ich arbeite für keine Gesellschaft mehr. Und du auch nicht, wie es aussieht.“
    „Nein.“ Sein Kopf sank hinab, er betrachtete seine eigene Hand, die langen braunen Finger, die sich um eine Stuhllehne beim Kontrollpult klammerten. „Tut mir leid.“ Noch immer entschuldigend, pflichtbewußt, für etwas jenseits aller Worte. „Aber vielleicht haben wir es ausgestanden, Mythili. Vielleicht hat unser Glück sich gewendet.“ Langsam hob er den Kopf. „Dieses Schiff – schau es dir an! All das gehört uns; es gibt uns eine Chance, noch mal von vorn zu beginnen, zu beweisen, daß wir in der Lage sind, ein Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu leben. Es ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist …“ Sein offener Mund öffnete sich noch weiter zu einem hoffnungsvollen Lächeln.
    „Dein Traum, nicht meiner!“ Sie rebellierte gegen jenen Teil von ihm, der sie einschloß, ohne sie zu fragen, gegen den Teil von ihr selbst, der glücklich sein wollte. „Ich wollte noch nie ein Prospektor sein, ich habe verdammt wenig Ahnung von diesem Geschäft. Ich möchte den Rest meines Lebens nicht als Ausgestoßene verbringen, immer hart am Rand des Hungertodes. Und ich möchte es nicht damit verbringen, dieses Schiff mit dir zu teilen, Dartagnan!“
    Sein ganzer Körper zuckte merklich zusammen. „Ich verstehe.“ Er sackte zusammen, als hätten die unsichtbaren Bänder, die seinen Körper strafften, ihn plötzlich aus ihrem Griff entlassen, sie ließen ihn formloser und gebrochener zurück als zuvor. Die gefügige Sanftheit war aus seinen braunen Augen verschwunden, ohne Hoffnung oder Rechtfertigung schaute er sie an. „So ist es also nicht dein Traum. Verfügst du statt dessen über etwas, das du an seine Stelle setzen könntest? Nein – sonst wärst du nicht hier. Du hast nicht die geringste Ahnung vom Schürfen, aber ich. Nur bin ich nicht in der Lage, ein Schiff von dieser Größe gut genug zu steuern, um es zu den Plätzen zu bringen, zu denen ein Prospektor gehen muß. Das kannst du. Stellen wir uns dieser Tatsache. Vielleicht mögen wir einander nicht besonders“ – mit fast boshafter Zufriedenheit –, „aber wir sind hundertprozentig aufeinander angewiesen. Ich will dieses Schiff; ich will diese Chance auf ein wirkliches Leben. Und selbst wenn du es nicht willst, so willst auch du eine Chance auf eine Art Leben, und dies wird die letzte sein, die sich dir bietet. Ich kann es ertragen, wenn du es kannst.“ Seine freie Hand schlug gegen den Arm, mit dem er sich am Stuhl festklammerte.
    Mythili biß sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe, bis sie einen stechenden Schmerz verspürte, bis sie die erste Antwort, die ihr auf der Zunge lag, in der Kehle

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