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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Mal, daß sie an diesem Pult arbeitete, nicht zum erstenmal durchquerte sie still die Etagen dieses immensen, spinnenbeinigen Schiffsrumpfes. Doch nicht ganz allein, beim letztenmal …
    Sie blinzelte wütend, um den glitzernden Film der Doppelvision zu vertreiben; die goldene Haut unter ihren Knöcheln wurde weiß. Sie würde niemals vergessen, wie sie dieses Schiff mit dem Leichnam seines Eigentümers geteilt hatte, dem Prospektor Kwaime Sekka-Olefin, auf der Rückreise zum Demarchy von Planet Zwei. Sie konnte es nicht verhindern, den Alptraum erneut zu durchleben, der der Reise vorausgegangen war, als sie ein von der Siamang-Destille gesandtes Raumschiff gesteuert hatte, um ihn von dieser unbewohnten Welt zu retten -und dabei fast den Tod gefunden hätte, so wie er gestorben war, ermordet wegen des Wertes, den die von ihm gefundenen Artefakte hatten.
    Sein Mörder war sein „Retter“ gewesen, Sabu Siamang, der sie, zusammen mit ihm, dem Tode ausgeliefert hatte.
    Aber sie hatte überlebt, hatte das beschädigte Schiff des Prospektors repariert und seinen Körper zurückgebracht. Und sie hatte die scheußliche Vorstellung der darauffolgenden Gerichtsverhandlung überlebt, um zu sehen, wie Sabu Siamang für schuldig befunden wurde, woraufhin man ihn ins Exil auf einen unbewohnten Felsbrocken schaffte. Trotzdem hatte er es geschafft, ihre Karriere zu ruinieren und ihr Leben mit seinem pathologischen Haß zu besudeln, und keine Strafe konnte jemals groß genug sein, um diesen Makel wiedergutzumachen.
    Oder um sie für die Art zu entschädigen, wie er das fragile Netz des Vertrauens und … und … (ihr Verstand konnte kein geeignetes Wort finden) … Fühlens (unzureichend) zerstört hatte, das sich zwischen ihr und Chaim Dartagnan gebildet hatte. Chaim Dartagnan, der inkorporierte Medienmann, der professionelle Speichellecker, der Lohnschreiber, den Siamang & Söhne ausgeschickt hatten, um die Rettung zu filmen. Plötzlich sah sie Dartagnans Gestalt vor ihrem geistigen Auge, die Hände in gewohnheitsmäßiger Entschuldigung erhoben, bettelte er um die Vergebung, die sie ihm niemals gewähren konnte. Gemeinsam hatten sie die Reise zum zweiten Planeten unternommen, gemeinsam hatten sie alle Schrecken ertragen, die Sabu Siamang über sie gebracht hatte. Und sie hatten begonnen, eine tiefere Gemeinsamkeit zu entwickeln, ein Vertrauen, ja fast ein …
    Sie schloß ihre Augen und setzte sein Bild in Flammen, brannte es hinweg. Sie hatte geglaubt, er wäre anders: jemand, der die Scheinheiligkeit der Demarchy-Sitten durchschaute, der sie als menschliches Wesen sah, nicht als weiblichen Piloten, als Frau in einer Männerwelt, als Eindringling. Und auch hatte sie geglaubt, die Lüge seines Lebens durchschaut zu haben, geglaubt, sie habe den wahren Mann dahinter entdeckt, einen gefühlvollen, ehrlichen Mann, der einer Arbeit nachging, die er verabscheute, der hoffnungslose Träume träumte.
    Doch Siamangs Schreckensherrschaft hatte ihre Illusion der Wahrheit zerschlagen, hatte bewiesen, daß Dartagnan nach allem nichts weiter war als ein selbstgefälliger Feigling, bereit, sie zu verraten, um seine eigene Haut zu retten. Und obwohl er zuletzt doch alles getan hatte, um Siamang seiner gerechten Strafe zuzuführen, konnte sie doch niemals vergessen …
    Abrupt sah sie auf von den glühenden Ausdrucken der Konsole, als sie hörte, wie unten jemand das Schiff betrat. Rasch bemühte sie sich, ihrem Gesicht einen akzeptablen Ausdruck zu geben, und glättete ihre übliche Fluguniform mit den Händen. Das mußte Wadie Abdhiamal sein. Sie hatte eingewilligt, ihn hier zu treffen, um sich mit ihm über die näheren Bedingungen zu unterhalten, unter denen sie dieses Schiff zu ihrem Eigentum machen konnte. Konnte sie es bekommen? Unwillig verzog sie das Gesicht. Sie hatte ihren Job als Pilot der Siamang-Gesellschaft verloren, weil sie gegen Sabu ausgesagt hatte, und das, was die Sekka-Olefins-Verwandten von ihr verlangt hatten, war ein unerfüllbarer Traum für sie. Sie war keine Prospektorin – und genau das müßte sie sein; sie müßte sich in einem an Zauberei grenzenden Gestaltwechsel in einen solchen verwandeln, wollte sie den Preis aufbringen, den sie für dieses Schiff verlangten. Dabei war dieses Schiff ihre einzige Chance auf ein Leben in Freiheit und Würde, nun, da ihr Job als Pilot für immer dahin war. Kein anderer in dieser verdammten, verdrehten Gesellschaft wollte sie die Aufgabe erfüllen lassen, für die sie

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