Kopernikus 1
niedergekämpft hatte. „Also gut. Ich stimme allem, was du gesagt hast, zu. Ich werde mit dir zusammenarbeiten, weil ich keine andere Wahl habe. Wir teilen, was auch immer wir finden, fifty-fifty. Aber das ist alles …“ Fast verlor sie wieder die Kontrolle über ihre Worte.
„Mehr habe ich nicht erwartet.“ Chaim verzog den Mund zu einem säuerlichen Lächeln. „Und ich glaube, es gibt einen weiteren Punkt, in dem wir übereinstimmen können – Abdhiamal hat uns wieder einmal geschafft.“
In der künstlichen Dämmerung eines neuen Tages verließ Mythili ihr kleines Mietzimmer, nahm ein Lufttaxi und durchquerte die kilometerweite, lautlose Vakuole, die Mekka-City enthielt. Die Türme der Stadt ragten in Gruppen zu beiden Seiten auf, ihre buntschillernden Oberflächen schimmerten sanft – dünne Plastikhäute, über ein Knochengerüst aus Aluminium gespannt. Sie erfüllten diese künstliche Enklave im Felsgestein wie kristallene Gewächse im Inneren einer Druse, wuchtiger an der Achse des schwachen Sogs der Gravitation. Die Sicht erfüllte sie nicht mehr mit Staunen, wie das einst der Fall gewesen war; heute nahm sie ihre Umgebung nur noch spärlich wahr.
Sie hatte eingewilligt, ein Schiff mit Chaim Dartagnan zu teilen und das Spiel mitzuspielen, nun war sie unterwegs, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sie opferte alle Güter, die das Leben ihr gelassen hatte, um die nötige Ausrüstung und die Vorräte zu beschaffen, die sie benötigten, um ihre Reise machen zu können. Es war wahnsinnig … doch was sonst hätte sie tun können? Sie fühlte die Spannung, die sie wachgerüttelt hatte, nach einer Nacht depressionsgeplagten Schlafes, in der ihr eine seltsame Beengtheit die Brust zusammengezogen hatte. Sie schluckte und seufzte, atmete tief die mit feinen Aromen geschwängerte Luft ein, doch die Enge kam zurück, das Taxi näherte sich unerbittlich ihrem Ziel.
Sie bahnte sich ihren Weg durch das Zentrum des Warenhauses Abraxis, schwebte wie eine Feder im sanften Sog des Gravitations-Schachtes. Die Oberflächen der Gebäudewände waren von goldener Farbe, sie fühlte sich, als ersticke sie, durch Honig sinkend. Angestellte und Kunden bewegten sich an ihr vorbei, sie verhielten sich wie Schwimmer, nachdem sie sich von den Wänden der Korridore abgestoßen hatten. Sie ließ sie passieren, wie auch sie ihre eigene langsame Sinkbewegung ungestört ließen.
Die Abteilung Schiffsausrüstung umfaßte mit ihren massigen Waren die beiden untersten Stockwerke des Gebäudes. Grimmig stieß sie die Klappen des Zugangs zu den höheren Etagen zurück und fand sich in einer Katakombe aus aufeinandergestapelten, abgestützten Kartons und großen Containern. Sie bewegte sich vorsichtig durch die schmalen Korridore, wo eine Handvoll vereinzelter Fremder Navigationsausrüstung inspizierten, deren Bedeutung sie auf einen Blick erkannte, aber auch Prospektorausrüstung, deren Zweck ihr nicht immer klar wurde. Sie wurde oftmals angestarrt, wenn sie vorüberging, eine Merkwürdigkeit in dieser männlichen Domäne.
Schließlich erreichte sie ein großes, weniger dicht bepacktes Gelände und fand endlich auch Chaim Dartagnan, der mit einer Ausrüstungsliste herumfuchtelte, ein großer Berg an Waren wuchs langsam zu seinen Füßen an. Er sah auf, als fühlte er ihre Anwesenheit wie einen kalten Hauch, und unterbrach sein Gespräch mit dem Verkäufer. Doch sein Gesicht blieb seltsam ausdruckslos, im Gegensatz zu ihrem eigenen, ein Zeichen seiner langjährigen Erfahrung als professioneller Lügner. „Das ist meine Partnerin. Sie wird Ihnen alles weitere nennen, was wir benötigen.“
Sie durchquerte den freien Raum und trat zu den beiden Männern neben dem Kontor, wo ein kleiner Bildschirm die steigenden Kosten ihrer Reise anzeigte. Der Verkäufer betrachtete sie mit gemischten Gefühlen; sie beachtete ihn nicht und wandte sich dem Ausrüstungsstapel zu. Erneut starrte sie auf den Bildschirm und verkürzte die Liste in ihren Gedanken. Sie fühlte einen Widerwillen, der tiefer wurzelte als ihre Unwissenheit über das, was ein Prospektor benötigte. „Brauchen wir das wirklich alles, Dartagnan?“
„Wir brauchen mehr. Aber wir können es uns nicht leisten.“ Unbehaglich sah er zu dem Verkäufer auf.
„Was ist mit diesem Spektroskop? Das Schiff verfügt über ein solches Gerät.“ Sie deutete auf das einzige Wort auf dem Bildschirm, dessen Bedeutung sie wirklich verstand, einen Finger starr ausgestreckt.
„Nicht
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