Kopernikus 1
gut genug. Sekka-Olefin wußte, wonach er suchte und wo er es finden würde. Wir nicht. Wir benötigen jede Hilfe, die wir kriegen können.“
Sie zuckte die Achseln, die Mundwinkel herabgezogen. „ Na schön.“
„Wie sieht es mit der Navigationsausrüstung aus?“
„Ich habe die Systeme des Schiffs noch einmal getestet. Es ist in einem guten Zustand. Kein Zusatzgerät, das im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt, würde eine nennenswerte Verbesserung bringen.“
Er schien erleichtert, die erste aufrichtige Gefühlsregung, die sie in seinem Gesicht wahrnahm. „Ich denke, dann können wir uns wenigstens alle nötigen Nahrungsvorräte leisten.“
„Soll ich gehen und mich um den Rest Ihrer Bestellung kümmern?“ fragte der Verkäufer, zu Chaim gewandt.
„Ja.“ Chaim gab ihm die Liste und sah sie an. „Gehen Sie.“
Sie wich seinem Blick aus und gewahrte einen Mann in abgetragenem Overall, der am Rande ihres Gesichtsfeldes wartete und lauschte. Bei ihrem Blick bewegte er sich vorwärts und betrat den Kreis ihrer Wahrnehmungen. Ein anderer Prospektor, vermutete sie, und kein sehr erfolgreicher; ein massiger Mann, der alt aussah, älter, als er tatsächlich war; ein Leben lang der Strahlung an Bord eines Schiffes ausgesetzt zu sein, ließ den Körper rasch altern. Sein dunkles, braunes, stellenweise schon ergrautes Haar war an den Rändern seines kahlen Schädels kurz geschoren, sein breites, knorriges Gesicht von Falten durchzogen, die von Humor zeugen mochten. Wie um diese Annahme zu untermauern, lächelte er, als sie ihn ansah. Sie erwiderte das Lächeln nicht. Unverzagt störte er ihre Privatsphäre, schlich sich darin ein.
Chaim wandte sich bei seiner Annäherung um, unangenehm überrascht.
Der Prospektor strahlte. „Sind Sie nicht … holla, Sie müssen es sein! Gamal Dartagnans Sohn? Verdammt will ich sein. Man stelle sich das vor – laufe ich doch Ihnen nach der langen Zeit über den Weg!“
Chaim starrte ihn leicht ungläubig an. „Sie kannten meinen alten Her … hmm, meinen Vater?“
„Klar, sicher tat ich das. Wir waren gute Freunde, er und ich. Beinahe Partner.“
Mythili fühlte, wie sie angesichts der Falschheit dieser Worte errötete. Chaims Gesicht glich einer Maske der Ablehnung, war eine Verteidigung gegen etwas, das ihr nicht ganz klar war. „Wie ist Ihr Name?“
„Fitch. Er müßte mich eigentlich erwähnt …“
„Nein.“ Chaims Fuß berührte den Stapel der Waren, Kartons wackelten und verrutschten. „Woher kennen Sie mich? Wir sahen uns nicht sehr ähnlich.“
Fitch lachte, ungeachtet des Mangels jeglicher freundlicher Reaktion. „Das Haar. Jeder würde das Haar wiedererkennen. Außerdem hat er ständig von Ihnen gesprochen.“
Chaims Gesicht wurde noch eine Spur ausdrucksloser.
„Und Sie sind eine Art Berühmtheit, wissen Sie – all die Medienberichte über den Mörder des alten Sekka-Olefin, und wie Sie ihn mit Hilfe dieser kleinen Lady hier zur Strecke brachten.“
Mythili überdachte stumm die Tatsache, daß sie Fitch um einen halben Kopf überragte, und fragte sich, warum sie diese Ironie auch nicht im geringsten lustig finden konnte, fragte sich, ob sie ihren Sinn für Humor für immer verloren hatte.
„Und nun sagt man, Sie hätten Sekka-Olefins Schiff. Das muß den Tatsachen entsprechen, sonst wären Sie nicht hier, um Ausrüstung zu kaufen. In die Fußstapfen des alten Mannes treten, he? Ein verdammt feines Schiff, nach allem, was man so hört … Kennen Sie sich gut aus im Schürfen?“
„Nur das, was ich bei der Arbeit mit meinem alten Herrn gelernt habe.“ Kontrollierter Sarkasmus ölte seine Worte.
„Oh, ja?“ Fitch lachte abermals, dieses Mal mit einer Spur mehr Selbstbewußtsein. „Nun, er war ein verdammt schlauer Kerl. Aber Sie können nicht sehr viel Zeit draußen verbracht haben. Es erfordert die Erfahrung einer ganzen Lebensspanne …“
„Diese Lebensspanne hat nicht ausgereicht, um meinen alten Herrn vor dem Unfall zu retten, der ihn das Leben kostete.“ Chaims Unmut überwog nunmehr. Mythili sah, wie Fitchs Gesicht an Hoffnung verlor und wie er sich bemühte, das zu verbergen. „Was wollen Sie, Fitch? Sie wollen doch etwas.“
„Ich wollte lediglich mit Gamal Dartagnans Sohn reden. Gamal war ein Mann mit einem großen Herzen und großen Vorstellungen, und ich glaubte, Sie wären wie er … ich wollte wissen, ob Sie vielleicht Hilfe benötigen könnten.“ Er stieß die Worte mit zuviel Energie hervor. „Ich meine, ich
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