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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Schlamm aus dem Magazin und vom Abzug. Er repetierte hastig; in dem Mechanismus war kein Schlamm. Er nahm sich keine Zeit, um aufzustehen, sondern zog sich die Waffe an die Schulter, setzte sich zurück, um ruhiger zielen zu können, und visierte seinen Gegner schnell an.
    Der Flüstervogel hatte sich auf den Drachen gestürzt und bearbeitete seine Flügel. Er riß mit seinem Schnabel große Löcher in die dünnen, lederartigen Membranen. Der Drache kümmerte sich nicht darum. Es war ihm klar, daß er bereits tödlich verwundet war und daß der Schaden, den der Flüstervogel anrichtete, ihn nicht würde aufhalten können. Der Zoanier, der den Drachen unter Kontrolle hatte, war fest entschlossen, den Mann, der dort im Schlamm lag, zu töten. Unter dem Bauch des Drachen quoll Rauch hervor und zog sich in langen Schwaden hinter ihm durch die Luft.
    „Loslassen“, brüllte er in ihren Kopf. „Loslassen, ich bin soweit.“
    Sie folgte seiner Anweisung, schlug heftig mit ihren großen Flügeln und schwenkte von dem herabstürzenden Drachen weg.
    Jordan schoß, und dieses Mal schlug das Geschoß richtig ein. Der Drache stürzte zu seinen Füßen in den Schlamm und überschüttete ihn mit dampfendem Dreck.
    „Gut geschossen“, flüsterte sie.
    Der Zoanier hustete und spuckte blutfarbenen Schaum zur Seite. Mit jedem Husten pfiff Luft aus der Wunde in seiner Brust und spritzte Blut auf den glatten weißen Boden. Seine Augen begannen, glasig zu werden. Jeder Atemzug war eine Qual. Ich packte ihn an der Schulter und sah ihm in die Augen. Es gab da etwas, was ich herausbekommen mußte, bevor er starb, etwas, was ich wissen mußte. Ich schickte ihm das Bild einer Wespe in den Kopf, einer gigantischen Wespe, die eine junge Frau trug und sich nicht um ihre Schreie kümmerte. Ein Stachel wie ein Dolch senkte sich tief in die Frau; sie wurde still. Ich zog eine Linie auf einer Sternenkarte, die von ihrem Planeten zur Erde führte, zeigte ihm die Wespe wieder und fragte ihn mit meinen Gedanken, warum. Er nickte und zuckte vor Schmerz zusammen. Ich packte ihn fester an der Schulter und gestattete ihm nicht wegzusehen. Er begann, in meinem Kopf Bilder zu zeigen. Zuerst den Planeten, als er noch jung und fruchtbar war, bevor er angefangen hatte zu sterben, voller junger, überschwenglicher Wesen. Überall lachten Kinder. Dann wurde der Planet älter, trockener. Die Kinder waren fort. Die Gesichter der Leute wurden älter, ihre Augen alt und vorsichtig. Wenn sie nachts zu den Sternen am Himmel sahen, hatten sie Angst. Er zeigte mir, wie die großen, dunklen Sternenschiffe sich erhoben. Jedes hatte einen Planeten zum Ziel, von dem man annahm, daß er intelligentes Leben tragen könnte. Jedes trug Zerstörung zu diesem Planeten, um sicherzustellen, daß die alten Zoanier nie belästigt würden, daß sie nie Angst vor den Sternen zu haben brauchten. Dann zeigte er mir in meinem Kopf ein anderes Bild, ein Bild, das ich noch lange vor mir sehen würde. Ich sah Reihe um Reihe von Drachen, die in Formation flogen und den Himmel verdunkelten. Er brachte die Drachen näher. Irgend etwas an ihnen war merkwürdig. Er brachte sie noch näher. Ihre Köpfe stimmten nicht, waren auf eine seltsame Art mißgestaltet. Ihre Gesichter waren rund, nicht die vertrauten schmalen Gesichter der Drachen. Dann füllte er mein Bewußtsein mit den Gesichtern der Drachen, mit meinem Gesicht, mein Gesicht bei jedem Drachen, alle trugen sie mein Gesicht, all die Drachenmänner. Das Bild verblaßte. Der Zoanier hustete noch einmal und war tot.
    Jordan erhob sich langsam auf die Füße und wischte sich an der Vorderseite seines Kampfanzugs den Schlamm von den Händen. Dann wischte er sich die Schlammspritzer aus dem Gesicht. Er sah sich um, wieder zum Töten bereit. Entlang der ganzen Linie war kein Drache mehr in der Luft. An manchen Stellen waren Lücken in der Linie, wo ein Bruder falsch geraten hatte oder wo ein Flüstervogel nicht hatte helfen können. Über das Moor verteilt lagen ein paar Leichen von Flüstervögeln. Manche Brüder schossen genüßlich in die rauchenden Leichen, die auf dem Moor lagen. Sie wollten es nicht riskieren, daß einer wieder zu sich kam, während sie ihnen den Rücken kehrten. Die Befestigungsanlagen der Festung lagen bewegungslos. Jetzt war es Zeit für die Zoanier. Ihre Zeit war gekommen. Er rannte auf die Festung zu.
     
    „Ich sterbe bald“, flüstert Jordan. „Ich weiß, daß ich bald sterbe. Ich möchte so gern sterben.“

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