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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ich verließ das Labor für ein paar Minuten, und als ich zurückkehrte, war der Boden des Behälters mit einem feinen Wasserüberzug bedeckt, und der Irrwisch war verschwunden. Ich wollte gerade den Behälter öffnen, als sich der Saft plötzlich zu einem Klumpen zusammenrollte, und da war das Wesen wieder und sah wie ein fester Stoff aus. Das ist verwunderlich, denn mir fällt nicht ein, welchen Überlebenswert dieser Mechanismus für das Wesen haben könnte.“
    „Marian meinte, sein Verhalten erinnere sie an in Kolonien lebende Insekten, an Ameisen oder Termiten.“
    „Ja, ich erinnere mich, daß sie das gestern gesagt hat. Und Jackson behauptete, sie fräßen Felsen. Das klingt unmöglich.“
    „Vielleicht fressen sie einander auf.“
    „Unmöglich. Sie reden von einem Perpetuum mobile, und so etwas gibt es nicht.“
    Howard zuckte mit den Achseln und stand auf. „Nun, was immer es ist, Sie müssen es mir später sagen.“ Er wollte schon aus dem Zimmer gehen, stockte dann aber an der Tür eine Sekunde lang. „Sie können mir einen Gefallen tun, Itio. Zaubern Sie ein Wunder aus Ihren Eprouvetten. Ich habe das bedrückende Gefühl, daß ich in den nächsten Minuten eines brauche.“
     
    „Setzen Sie sich, Howard.“
    Beim Hinsetzen fiel Howard ein, daß er vor nicht allzulanger Zeit dieselben Worte gehört hatte. Diesmal war Cliffords Büro voll. Jackson und Marian Crenner standen schweigend und gespannt aufgerichtet hinten im Raum. Marian war rot im Gesicht, und beim Eintreten warf sie ihm ein schwaches Lächeln zu. Auch O’Brien war da. Er saß hinter seinem Schreibtisch, die Füße auf der Platte, und säuberte mit dem Gehabe eines Hohepriesters, der in offizieller Funktion einem Menschenopfer beiwohnt, mit einer Nagelfeile methodisch die Fingernägel. Hinter O’Brien stand Clifford. Er hatte die Luke hinten im Raum geöffnet und starrte durch das dicke Glas auf die Täler und Hügel hinaus, die abwechselnd wie gefrorene Wellen über das Becken marschierten.
    Howard wartete. Es verging lange Zeit, ohne daß jemand etwas gesagt hätte. Clifford zeigte bei der Disziplinierung von Angestellten seine Vorliebe für dramatische Effekte und verließ sich häufig darauf.
    „Sie haben meine Befehle mißachtet, Howard“, kam der erste ruhige Pfeil. Nur ein Probeschuß, dazu bestimmt, zu einer verfrühten Verteidigung zu verlocken. Howard überhörte es und betrachtete den Handrücken der linken Hand, wo sich unter dem Druck der Handschuhe des Raumanzugs eine dicke Hornhaut ausgebildet hatte. Clifford hatte sich noch immer nicht umgewandt, und O’Brien konzentrierte sich auf seine Nagelpflege.
    „Warum …“ – nun wandte sich Clifford mit zugekniffenen Augen um – „… sind Sie ungeachtet meines ausdrücklichen Befehls trotzdem zur Grube aufgebrochen?“
    Howard blickte auf, sagte aber nichts. Es war noch zu früh dazu. Clifford wollte sich in Raserei hineinsteigern, wie ein Prediger der Sekte der Wiedergeborenen, der eine kreuzzüglerische Brandrede losläßt, die Howard so fest an die Schottenwand nageln sollte, daß ihm keine Möglichkeit zur Flucht offenblieb.
    „Ich befahl Ihnen ganz eindeutig, nicht mit der Erforschung der Grube weiterzumachen, dennoch taten Sie es schnurstracks und handelten ganz nach Belieben.“
    Howard rutschte im Sessel hin und her. „Was ich getan habe, habe ich in meiner Freizeit getan.“ Er brachte Marian oder Jackson nicht ins Spiel; das könnte Clifford nur auf den Gedanken bringen, wieder auf sie loszugehen. „Ich tat, was ich unter den Umständen für angemessen hielt.“
    „Was Sie für angemessen hielten“, wiederholte Clifford kalt. „Das ist meine Kolonie, Howard. Glauben Sie wirklich, besser als ich zu wissen, was für sie gut ist?“
    „Ich tat nur …“
    Clifford schnitt Howard die Antwort ab. „Sie sind nicht wichtiger als diese Kolonie, Howard. Und die Ausübung der Wissenschaft ist kein abenteuerliches Spiel von Hinzustürzen und Graben. Die Wissenschaft beruht auf dem langsamen, sorgsamen Sammeln von Tatsachen.“
    „Es ist schwerlich wissenschaftlich, wesentliche Daten zu ignorieren …“, versuchte Howard zu sagen, doch wurde ihm neuerlich das Wort abgeschnitten. Clifford hatte jetzt guten Wind, und er war so in Fahrt, daß er auf solche Unterbrechungen keine Rücksicht nahm.
    „Eines Tages werden wir dieses Becken verstehen, aber nicht wegen der Abenteuersucht eines Versagers. Es wird aufgrund solider, alltäglicher, mühseliger

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