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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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das Mädchen hastig herbei.
    „Sieh in den Behälter hinein und sage mir, was du siehst.“
    Marian spähte kurz hinein und zuckte dann mit den Achseln.
    „Fünf flüssige Irrwische und eine krumme Glasscherbe.“
    „Hast du sie hineingelegt?“
    „Natürlich nicht. Ich arbeite bei den Bohrungen.“
    Marian schaute erneut in den Behälter. Beim Hinsehen krochen die Irrwische widerwillig wie Amöben über die scharfen Kanten der Glasscherbe und hinterließen beim Kriechen hinter sich eine sichtbare Kante.
    „Sie bauen den Glasrumpf wieder auf“, rief Marian plötzlich. „Sie ordnen das Material neu, sie fressen es nicht.“
    „Wie? Woher beziehen sie die Energie, um am Leben zu bleiben?“
    „Bring mir noch eine UV-Lampe, damit ich meine Theorie überprüfen kann, dann sage ich es dir. Mittlerweile mache ich mich auf die Suche nach Jackson. Er wird es sicher wissen wollen.“
     
    Zehn Stunden später erhielt der an seinem Schreibtisch sitzende Vorsitzende Clifford aus der Grubenstation eine merkwürdige Botschaft. Sie trug die Unterschrift Jacksons, aber die Formulierung stammte ganz von Howard; er erkannte es an dem übergroßen Eifer.
    „Dieser Idiot“, murmelte Clifford laut, nachdem er die Botschaft gelesen hatte. O’Brien hörte das Murmeln in seinem Sessel am anderen Ende des Zimmers und hob fragend die Augenbrauen.
    „Was ist los?“
    „Schon wieder dieser übergeschnappte Howard. Er will, daß wir ihm dreißig Vierzig-Watt-UV-Lampen, einen mobilen Stromgenerator, fünfzig Tonnen Quarzglas und eine Startrampe aus Stahl schicken.“
    O’Brien lachte. „Wofür?“
    „Der Idiot behauptet, er werde ein Raumschiff bauen.“

 
Paul J. Nahin Klassentreffen
REUNION
     
    Dr. Richard C. Breed ging mit energischen Schritten über den Universitätsparkplatz zu seinem Wagen. Er grüßte beiläufig zwei seiner weiblichen Studenten und glühte innerlich vor Freude über ihre unverhohlene Bewunderung seiner sorgsam genährten raffinierten professoralen Erscheinung. Es brachte seine Vorteile mit sich, daß er den Universitäts-Geologie-Kurs für Armeeangehörige übernommen hatte.
    Er stellte tatsächlich von seiner Erscheinung her etwas dar, mit seinem Fünfzig-Dollar-Hemd, seinem von einem erstklassigen Schneider stammenden Tweed-Anzug mit der Weste und seinem Cordhut mit der kecken roten Feder in der Krempe. Die Seidenkrawatte, die silbernen Manschettenknöpfe und die Fünfhundert-Dollar-Taschenuhr an der Goldkette rundeten das Bild ab. Er sog genußvoll an seiner dänischen Zweihundert-Dollar-Pfeife. Der Duft von ‚Captain Black’, aromatisch und leicht mit Vanille gewürzt, der bei Frauen besonders beliebt war, wehte hinter ihm her. Mit seinem markanten roten Bart sah er sich selbst gern als gelehrten Wikinger.
    Richard Breed hatte es geschafft. Ein wissenschaftlicher Unternehmer, dessen Forschungsstipendium von 100 000 Dollar im Jahr von der NSF regelmäßig erneuert wurde. Inzwischen übernahm er selbst nicht mehr im früheren Umfang wissenschaftliche Feldarbeit, da er viel zu beschäftigt damit war, Doktoranden zu finden, die dies für ihn übernahmen, und im übrigen, das Geld aufzutreiben, um sie dafür zu bezahlen. Ganz zu schweigen von seinem zusätzlichen Sommergehalt, das zwei Neuntel der dicken Bezüge betrug, die er im akademischen Jahr einstrich. Na ja, dann und wann knackte er auch mal an Ort und Stelle ein paar Nüsse, aber es paßte ihm eigentlich viel besser in seine Tageseinteilung, in seinem Dienstzimmer seismologische Berichte zu studieren.
    Er hatte in der Tat einen weiten Weg hinter sich, seit er als fetter Teenager mit Mundgeruch und Pickeln vor fast einem Vierteljahrhundert die kleine High School in Südkalifornien besucht hatte. Er runzelte die Stirn, als er an die Klassenkameraden dachte, mit denen er vor so langer Zeit die Schulbank gedrückt hatte und die er einst beneidet und gehaßt hatte. Jung und arrogant in ihrer vermeintlichen Unsterblichkeit, hatten sie ihn nie aufgenommen. Er war immer der Ausgestoßene gewesen, den sie dazu gezwungen hatten, sich eigenartig, fast abstoßend zu fühlen. Während die anderen sich in den Sälen laut begrüßt hatten, zusammen tanzen gegangen waren und allgemein die goldenen Tage der Jugend genossen hatten, hatte er in jenen Jahren als ein einsamer Eremit in der Bibliothek seine Zeit mit naturwissenschaftlichen und mathematischen Lehrbüchern verbracht. ‚Brillenschlange’ und ‚Blindschleiche’ hatten sie ihn genannt, bis die Worte

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