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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Kan­zel, streng und schlicht. Nur die Bän­ke und das große Kreuz be­fan­den sich noch in der La­ger­kup­pel und war­te­ten dar­auf, bald aus­ge­packt und in­stal­liert zu wer­den.
    Ma­ria blick­te auf den Pries­ter und den Pre­di­ger her­ab, mit war­mem, selt­sa­men Kar­ten­hai­lä­cheln.
    „Das hier ge­hört ihm nicht. Es ist von der Kir­che be­zahlt wor­den. Von Ih­rer Kir­che und mei­ner Kir­che und ei­ner Rei­he an­de­rer Kir­chen. Was ist mit den an­de­ren Geist­li­chen, die uns nach­kom­men soll­ten, wenn dies hier al­les fer­tig ist? Was gibt ihm das Recht da­zu?“
    Der Re­ve­rend Ar­thur Cham­blen zuck­te mit den Au­gen und mach­te ei­ne Ges­te, die Of­fen­sicht­lich­keit an­deu­ten soll­te. „Klau­sel 70. Das ist al­les, was er braucht.“
    Tho­mas Bens­mil­ler ver­spann­te sich in­ner­lich und blick­te über Ma­ri­as aus­ge­brei­te­te Ar­me hin­weg in die Un­end­lich­keit. Er saß in ei­nem Ge­biet fest, das ei­ne drit­tel Mil­li­on Ki­lo­me­ter tief war und so hoch wie der un­end­li­che Him­mel. In sei­ner Hand hielt er die Di­rek­ti­ve.
    A N : M OND­MIS­SI­ON Ö KU­ME­NI­SCHER R AT , R EVS . C HAM­BLEN & B ENS­MIL­LER
    V ON : B ÜRO DER K OM­MAN­DAN­TUR
    V ER­ORD­NUNG : A B NEUN­ZEHN­TEN M AI 2029 TRITT K LAU­SEL 70 IN K RAFT . G EWÄCHS­HAUS V IER WIRD A UF UN­BE­GRENZ­TE Z EIT IN P AR­ZEL­LE E W 9 D NEU­ER­RICH­TET . S ÄMT­LI­CHE NICHT ZUM GE­BÄU­DE GE­HÖ­RI­GEN G EGEN­STÄN­DE SIND SO­FORT ZU BE­SEI­TI­GEN .
    „Nicht ein­mal mein ei­ge­nes ‚Rev’ hat er mir zu­ge­stan­den. Nicht zu fas­sen!“
    Cham­blen nahm die Di­rek­ti­ve wie­der ent­ge­gen, fal­te­te sie säu­ber­lich zu­sam­men und ver­stau­te sie in al­ler Ru­he in ei­ner Ja­ck­en­ta­sche. Bens­mil­ler moch­te ihm nicht in die Au­gen se­hen. Wie im­mer wa­ren sie zu blau, zu ge­faßt, zu sehr im Ein­klang mit dem Un­ver­meid­li­chen.
    Bens­mil­ler woll­te kämp­fen. „Das war kei­ne klei­ne Ka­ta­stro­phe. Es sind Men­schen da­bei um­ge­kom­men. Warum nimmt er sich nicht die­ser Sta­ti­on so an, wie es das Bes­te wä­re? Warum läßt er nicht ei­ne neue Kup­pel hier­her trans­por­tie­ren?“
    Cham­blen grins­te. „Das wür­de die Steu­er­zah­ler fünf­zig Mil­lio­nen Dol­lar kos­ten. Es müß­te erst durch die Le­gis­la­ti­ve ab­ge­seg­net wer­den. Das braucht Zeit, Mo­na­te.“
    Bens­mil­ler wand sich aus Cham­blens im­mer-lo­gi­schem Ham­mer­griff und schritt mit ge­senk­tem Blick zur Kan­zel. Auf hal­ber Stre­cke blick­te er sich um. „Dann war­ten wir eben. Müs­sen wir des­we­gen et­wa ster­ben? Die bei­den an­de­ren ha­ben sie doch re­pa­riert. Be­deu­tet ei­ne zer­stör­te Kup­pel gleich den Un­ter­gang? Ich hät­te ge­dacht, daß sie die­ses Pro­jekt ein we­nig bes­ser durch­dacht hät­ten.“
    Cham­blen nick­te. „Das ha­ben sie auch. Ster­ben wer­den wir nicht.“
    „Warum kann ich dann nicht mei­ne Kir­che be­hal­ten?“ Bens­mil­ler ver­such­te, so fest und ent­schie­den zu klin­gen, wie es Cham­blen, Kre­ski und all die an­de­ren im­mer ta­ten. Aber ein Ge­spenst in den Au­gen des hoch­ge­wach­se­nen Pre­di­gers kehr­te im­mer wie­der zu­rück, um ihm den Bo­den un­ter den Fü­ßen fort­zu­rei­ßen, sei­ne schwäch­li­chen Ein­wän­de zu­nich­te zu ma­chen. Cham­blen hat­te im­mer ei­ne Ant­wort. Kre­ski hat­te im­mer ei­ne Ant­wort. Je­der hat­te im­mer ei­ne Ant­wort. Al­le au­ßer Tho­mas Bens­mil­ler, der nur ein Pries­ter war.
    Cham­blen lehn­te sich an das Ge­rüst zu­rück und leg­te einen Fin­ger an die Wan­ge, als woll­te er einen Juck­reiz ab­fan­gen, so­fern ein sol­cher auf­tre­ten soll­te. „Ich bin si­cher, daß Sie mehr oder we­ni­ger wis­sen, was in die­sen Kup­peln vor­geht. Sie bau­en dort ei­ne ge­wis­se Pflan­ze an, in in­ten­si­ver Licht­be­strah­lung auf ei­nem Nähr­bo­den. Die­se Pflan­ze ist so­zu­sa­gen maß­ge­schnei­dert, ich wür­de sie als hy­pert­hy­ro­id be­zeich­nen. Sie wächst wie wild, saugt Nähr­stof­fe auf wie wild und pho­to­syn­the­ti­siert wie wild. Ih­re CO 2 /O 2 -Um­wand­lungs­ra­te ist un­glaub­lich. Au­ßer­dem schmeckt sie ei­ni­ger­ma­ßen gut.“ Cham­blen

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