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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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et­was über den Do­do zu wis­sen und oh­ne je­mals einen Fuß in das Mu­se­um von Port Louis zu set­zen, wo sie Ske­let­te und ei­ne aus­ge­stopf­te Nach­bil­dung von der Grö­ße ih­res klei­nen Bru­ders ha­ben.
    Als An­nie Mae weg­ge­lau­fen war, wen­de­te sich für die Gud­ger-Fa­mi­lie mit ei­nem Mal das Glück, in ei­ner Zeit, in der al­les an­de­re im Lan­de zum Teu­fel ging. Das war 1929. Gud­ger war wie­der in die Po­li­tik ge­gan­gen und un­ter­stütz­te einen Mann, der einen Mann kann­te, der für Theo­do­re „Das Si­che­re, Zweihän­di­ge Schwert Got­tes“ Bil­bo ar­bei­te­te, der sei­ner­seits über­all Be­zie­hun­gen hat­te. Der ihn Huey „King­fish“ Long vor­stell­te, gleich nach­dem die­ser Herr wie­der ein­mal die Gou­ver­neurs­wah­len in Loui­sia­na ver­lo­ren hat­te. Gud­ger tin­gel­te als Pro­pa­gan­da­red­ner durch Miss­is­sip­pi und mach­te Dampf für Longs Be­sitz­ver­tei­lungs­plan, schon be­vor der so hieß.
    Die Long-Trup­pe in Loui­sia­na er­kann­te einen Rat­ten­fän­ger, wenn sie einen sah, und so lu­den sie Gud­ger ein, auf ih­re Kos­ten mit­samt sei­ner Fa­mi­lie in das Sport­ler­pa­ra­dies zu zie­hen und ge­gen ein un­glaub­li­ches Ge­halt von $ 62,50 für den King­fish zu ar­bei­ten. Das war der An­fang des Auf­stiegs. Es war, als hät­te man ein Schwein un­ter ei­nem Pflau­men­baum frei­ge­las­sen, und be­vor man noch „Hin­ter­wald-Mes­si­as“ sa­gen konn­te, war der Gud­ger-Klan schon un­ter­wegs in das Land der Pe­li­ka­ne, der Schmier­gel­der und des Mar­di Gras.
    Bei­na­he. Aber dar­auf kom­me ich noch.
    Im Ver­hält­nis zu sei­nen Fä­hig­kei­ten ging es Dad­dy Gud­ger un­glaub­lich gut, aber so war es mit vie­len Leu­ten in der De­pres­si­on. Er stieg erst lang­sam, aber dann im­mer wei­ter in den bü­ro­kra­ti­schen (und po­li­ti­schen) Krei­sen des Staa­tes auf, und als er schließ­lich reich und ver­haßt starb, hat­te er sei­ne Fin­ger über­all drin.
    Al­ma Chand­ler Gud­ger de­bü­tier­te (sie sagt, daß Ro­bert Penn War­ren ih­ren Na­men in sein Buch schrieb), be­geg­ne­te Jean Carl Mo­liè­re, dem ein­zi­gen Er­ben ei­ner Fa­mi­lie von Reis-, In­di­go- und Zucker­rohr­pflan­zern, und hei­ra­te­te ihn. Sie führ­ten ei­ne glück­li­che Ehe; zu­nächst zo­gen sie nach West­in­di­en und spä­ter dann nach Mau­ri­ti­us, wo die Zucker­rohr­pflan­zun­gen der Fa­mi­lie zu den größ­ten der In­sel zähl­ten. Jean Carl starb 1959. Ein­zi­ge Hin­ter­blie­be­ne war Al­ma.
    Fa­mi­lie vom Lan­de ge­langt zu Wohl­stand. Ar­me Farmpäch­ter aus Miss­is­sip­pi ha­ben am En­de einen Va­ter, der mit ei­nem Lä­cheln auf den Lip­pen stirbt, und zwei Töch­ter, de­nen bei­den zu­sam­men ein or­dent­li­ches Stück des Pla­ne­ten ge­hört.
    Ich öff­ne den Um­schlag vor mir. Mrs. Al­ma Mo­liè­re hat­te sich höf­lich mei­ne Ge­schich­te an­ge­hört (die Uni­ver­si­tät hat­te vor­her an­ge­ru­fen und über den Di­rek­tor des Mu­se­ums von Port Louis, der mit Mrs. Mo­liè­re ge­sell­schaft­lich ver­kehr­te, ein Zu­sam­men­tref­fen ar­ran­giert), und sie er­zähl­te mir, was sie noch wuß­te. Dann schick­te sie einen Die­ner zu ei­nem der La­ger­schup­pen (von der Grö­ße ei­ner Zwei-Eta­gen-Woh­nung), und zwei wei­te­re ka­men zu­rück und brach­ten Kis­ten mit Zei­tungs­aus­schnit­ten, Al­ben und Fa­mi­li­en­pho­tos.
    „Ich ha­be mir das al­les nicht mehr an­ge­se­hen, seit wir aus St. Tho­mas weg­ge­zo­gen sind“, sag­te sie. „Wir kön­nen es zu­sam­men durch­ge­hen.“
    Das meis­te han­del­te vom Auf­stieg des Ci­ti­zen Gud­ger.
    „Es gibt nicht vie­le Bil­der von uns aus der Zeit, be­vor wir nach Loui­sia­na ka­men. Wir wa­ren so schreck­lich arm da­mals; wir kann­ten kaum je­man­den, der ei­ne Ka­me­ra be­saß. Oh, se­hen Sie! Hier ist eins von An­nie Mae. Ich dach­te, ich hät­te sie al­le weg­ge­wor­fen, als Ma­ma ge­stor­ben war.“
    Das ist das Pho­to. Es muß um 1927 her­um auf­ge­nom­men wor­den sein. An­nie Mae trägt ir­gend­ein un­be­schreib­li­ches Klei­dungs­stück, das in et­wa ei­nem Kleid ent­spricht. Sie steht auf ei­ne Ha­cke ge­stützt, sie lä­chelt

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