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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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na­tür­lich nicht, noch nicht. Aber ich ha­be Be­wei­se. Was? Okay, wie fin­den Sie Tro­chan­ten, Ko­ra­ko­i­den, Tar­so­me­tatar­si und Schna­bel­schäf­te? Aus ih­rem Hüh­ner­haus, wo­her sonst? Wo wür­den Sie Ih­re Do­dos denn hal­ten?
    Ent­schul­di­gung. Ich ha­be seit Ta­gen nicht mehr ge­schla­fen. Ich brau­che ein biß­chen Hil­fe. Ja, ja. Geld. Viel Geld.
    In bar. Drei­hun­dert Dol­lar viel­leicht. Wes­tern Uni­on, Mem­phis, Ten­nes­see. Die am nächs­ten beim Flug­ha­fen liegt. Flug­ha­fen. Die Ab­tei­lung muß mir einen Platz nach Mau­ri­ti­us re­ser­vie­ren …
    Nein. Nein. Kei­ne Schnit­zel­jagd. Dor­fo-Jagd. Ich weiß, daß es auf Mau­ri­ti­us kei­ne Do­dos gibt! Das weiß ich. Ich könn­te es Ih­nen er­klä­ren. Ich weiß, daß es ein paar tau­send be­deu­tet … wenn … aber …
    Hö­ren Sie, Dr. Court­ney. Wol­len Sie mit Bild in den Scien­ti­fic Ame­ri­can, oder wol­len Sie nicht?“
    Ich sit­ze im Flug­ha­fen­café in Port Louis, Mau­ri­ti­us. Drei Ta­ge sind ver­gan­gen, fünf Ta­ge seit je­nem schick­sal­haf­ten Mor­gen, da mein Au­to nicht an­sprin­gen woll­te. Gott seg­ne die Leu­te von Sears Die­hard. Ich ha­be im Sit­zen ge­schla­fen, auf ei­nem Flug­zeug­sitz, im­mer wie­der, ver­schie­de­ne Sit­ze, ver­schie­de­ne Flug­zeu­ge, vier­und­zwan­zig Stun­den lang, von Ken­ne­dy nach Pa­ris, von Pa­ris nach Kai­ro, von Kai­ro nach Ma­da­gas­kar. Als ich hier an­kam, fühl­te ich mich wie ein neu­er Mensch.
    Jetzt füh­le ich mich wie ein un­end­lich viel trau­ri­ge­rer und wei­se­rer neu­er Mensch. So­eben bin ich aus dem Hau­se der haß­er­füll­ten Schwes­ter Al­ma im ex­klu­si­ven Be­zirk von Port Louis zu­rück­ge­kehrt, wo frü­her die bri­ti­schen und fran­zö­si­schen Be­am­ten wohn­ten.
    Court­ney wird sein Bild im Scien­ti­fic Ame­ri­can krie­gen. Ich auch. Für mich wird es ein paar Wo­chen lang Zei­tungs­ar­ti­kel und Talks­hows ge­ben, und ich bin si­cher, An­nie Mae Gud­ger Rad­win auf der einen Sei­te der Welt und Al­ma Chand­ler Gud­ger Mo­liè­re auf der an­de­ren wer­den eben­falls ih­ren Teil des Ruh­mes ab­be­kom­men.
    Ich ver­til­ge ei­ne Tas­se Kaf­fee nach der an­de­ren. Das Flug­zeug nach Tana­na­rive geht in ei­ner Stun­de. Ich ha­be vor, den gan­zen Weg zu­rück nach Kai­ro, nach Pa­ris und nach New York zu schla­fen, dann mei­nen Kno­chen­sack ab­zu­ho­len und auf dem Weg nach Aus­tin wie­der zu schla­fen.
    Vor mir auf dem Tisch liegt ein Pa­cken Do­ku­men­te, Zei­tungs­aus­schnit­te und Pho­tos. Da­für bin ich um die hal­be Welt ge­reist. Ich star­re auf den Pa­cken und dann aus dem Fens­ter über Port Louis hin­weg auf das Mas­siv des Mont Pe­ter Both, der die Stadt und ih­ren be­rühm­ten Renn­platz über­schat­tet.
    Viel­leicht soll­te ich ir­gend et­was Sym­bo­li­sches tun. Den Flug an­nul­lie­ren. Auf den Berg stei­gen und hin­un­ter­bli­cken auf die Mensch­heit und ih­re Wer­ke. Mar­ti­nis mit hin­auf­neh­men. In der hel­len sub­tro­pi­schen Son­ne sit­zen (der tro­ckene Win­ter hat hier ge­ra­de be­gon­nen). Lang­sam die Mar­ti­nis trin­ken, auf das Wohl von Snuf­fo, dem Gott der Aus­ge­stor­be­nen. Einen auf den Großen Alk. Und auf den Ka­ro­li­nen­sit­tich. Hals- und Bein­bruch, Wan­der­tau­be. Auf das Birk­huhn. Und vor al­len Din­gen, einen auf den Mau­ri­ti­us-Do­do, einen auf den wei­ßen Do­do von Réu­ni­on, auf den So­li­tär von Réu­ni­on und auf den von Ro­d­ri­guez. Auf euch, Ra­phi­dae, die großen Do­do-Vö­gel, die ihr wart.
    Viel­leicht soll­te ich et­was ähn­lich Pro­duk­ti­ves ma­chen, zum Bei­spiel auf den Mont Pe­ter Both klet­tern und in den Wind pis­sen.
    Wie sym­bo­lisch. Die Ge­schich­te des Do­do en­det, wo sie be­gann: auf ge­nau die­ser In­sel. Das Le­ben ist ei­ne Imi­ta­ti­on von bil­li­ger Kunst. Wie die Pho­to­ko­pie von der Pho­to­ko­pie von ei­nem schlech­ten Ro­man. Ich hat­te nicht er­war­tet, hier le­ben­de Do­dos vor­zu­fin­den (dies ist der ein­zi­ge Ort, wo man sie nun wirk­lich be­merkt hät­te). Ich kann im­mer noch nicht glau­ben, daß Al­ma Chand­ler Gud­ger Mo­liè­re fünf­und­zwan­zig Jah­re hier le­ben konn­te, oh­ne

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