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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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im Mund. Sie ist un­ge­fähr fünf. Es sieht aus wie ein ganz nor­ma­ler Schnapp­schuß von ei­nem Fa­mi­li­en­tref­fen, der über­all und zu je­der Zeit ge­macht wor­den sein kann. Nur an der Klei­dung er­kennt man den Hin­ter­wald der zwan­zi­ger Jah­re.
    Court­ney be­kommt et­was für sein Geld. Ich wer­de den Ar­ti­kel schrei­ben, die Te­le­pho­na­te füh­ren und die Talks­how-Tour­nee so pla­nen, daß sie mit der Ver­öf­fent­li­chung zu­sam­men­fällt. Dann wer­de ich mich ein we­nig er­ho­len. Da­nach bin ich dann wie­der ein nor­ma­ler Mensch – ich ma­che das Ex­amen und ver­brin­ge mei­ne Zeit da­mit, durch den Dschun­gel hin­ter Tie­ren her­zu­wa­ten, die in zwan­zig Jah­ren so­wie­so al­le aus­ge­stor­ben sein wer­den.
    Wen küm­mert’s? Die gan­ze An­ge­le­gen­heit wird nichts wei­ter sein als ein neu­es Er­eig­nis für die Me­di­en, der Knül­ler die­ses Jah­res. Es wird schön sein, wie­der nor­mal zu wer­den. Ich kann Bü­cher le­sen, ins Ki­no ge­hen, mei­ne Sa­chen im Wasch­sa­lon wa­schen und mir Jo­na­than Rich­man mit der Ste­reo­an­la­ge an­hö­ren.
    Ich kann ins Mu­se­um ge­hen und mir all die wun­der­ba­ren to­ten Din­ge an­schau­en.
    „ Das ist das Er­in­ne­rungs­pho­to“, sag­te Al­ma. „Bei großen Er­eig­nis­sen wie die­sem hat man so eins im­mer ge­macht, da­mals. Al­le, die da wa­ren, stell­ten sich in ei­ner Rei­he auf und po­sier­ten für die Ka­me­ra. Es paß­ten nur nicht al­le dar­auf. Des­halb lie­ßen wir zwei ma­chen. Auf die­sem hier sind wir.“
    Das Haus sieht vor lau­ter Leu­ten ganz win­zig aus. Al­le Grö­ßen, Ge­stal­ten, Klei­der und je­des Al­ter. Kin­der und Hun­de vorn, dann Frau­en und hin­ten die Män­ner. Die ein­zi­ge Aus­nah­me bil­den die bär­ti­gen Pa­tri­ar­chen, die vor­ne bei den Kin­dern sit­zen – Män­ner, de­ren Au­gen zwar in die Ka­me­ra schau­en, de­ren Köp­fe aber noch im­mer mit et­was rin­gen, was Na­than Bed­ford For­rest einst auf rau­ch­er­füll­tem Fel­de zu ih­nen ge­sagt hat. Die­ses Pho­to ist aus ei­ner an­de­ren Zeit als al­le an­de­ren Pho­tos zu­vor. Man er­kennt Dad­dy und Mrs. Gud­ger, wenn man schon an­de­re Pho­tos von ih­nen ge­se­hen hat. Al­ma zeig­te mir, wo sie sel­ber war.
    Aber der Grund, wes­halb ich die­ses Pho­to mit­ge­nom­men ha­be, steht im Vor­der­grund. Aus Sä­ge­bö­cken, auf die Tü­ren und Bret­ter ge­na­gelt wur­den, hat man Ti­sche ge­baut. Sie er­stre­cken sich über die gan­ze Brei­te des Pho­tos. Sie sind be­la­den mit Spei­sen, mehr als Sie sich vor­stel­len kön­nen.
    „Wir ha­ben schon drei Ta­ge vor­her mit dem Ko­chen an­ge­fan­gen. Die Nach­barn eben­so. Je­der hat da­mals et­was mit­ge­bracht“, sag­te Al­ma.
    Es sieht aus, als hät­te man einen gan­zen Land­strich ge­kocht und zum Küh­len hin­aus­ge­stellt. Schin­ken, Rin­der­vier­tel, fäs­ser­wei­se Hüh­ner, hau­fen­wei­se Wach­teln, Ka­nin­chen, schef­fel­wei­se But­ter­boh­nen, Yams, iri­sche Kar­tof­feln, ein gan­zes Mais­feld, Au­ber­gi­nen, Erb­sen, Rü­ben­spros­sen, But­ter in Fünf-Pfund-Klum­pen, Mais­brot und Kek­se, Gal­lo­nen­kan­nen mit Me­las­se und Kes­sel voll Ro­ter Grüt­ze.
    Und fünf rie­si­ge Vö­gel – zwei­mal so groß wie Trut­häh­ne, an den Bei­nen Ro­set­ten wie an Thanks­gi­ving, mit Keu­len wie Schwar­ze­neg­gers Bi­zeps; in ei­nem Stück ge­bra­ten lie­gen sie auf dem Rücken, auf Tel­lern so groß wie Cock­tail­ti­sche.
    Die Leu­te in der Grup­pe se­hen sehr hung­rig aus.
    „Wir ha­ben ta­ge­lang ge­ges­sen“, sag­te Al­ma.
    Den Ti­tel für mei­nen Ar­ti­kel im Scien­ti­fic Ame­ri­can ha­be ich auch schon. Er wird hei­ßen: „Der Do­do ist noch im­mer tot“.

Mi­cha­el Weis­ser ego alter ego

    Am Mor­gen ei­nes, ir­gend­ei­nes, na­hen, fer­nen Ta­ges, an ei­ner, ir­gend­ei­ner Stel­le, na­he bei oder fern ab, fest­ge­hal­ten im Ko­or­di­na­ten­kreuz, ge­fan­gen im Raum­git­ter zwi­schen ho­ri­zon­tal und ver­ti­kal, hat er die fei­ne Re­fle­xi­on sei­nes Spie­gel­bil­des wahr­ge­nom­men.
    Die De­tails stim­men, und doch sind die De­tails be­lie­big. Die Um­stän­de sind de­fi­niert, aber es

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